Studie "Wohntrends 2040": Was Mieter vom Vermieter erwarten

Die Ansprüche an Vermieter steigen, vor allem Familien sind öfter umzugsbereit. Viele Mieter wollen in Zukunft sparsamer und nachhaltiger wohnen, auch digitale Technik ist ein Wunsch. Das zeigt die GdW-Trendstudie 2040 mit Tipps für Wohnungsunternehmen.

Die Studie "Wohntrends 2040", die der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW am 1. Februar vorgestellt hat, ist die Neuauflage der im Jahr 2018 publizierten Studie "Wohntrends 2035". Seitdem haben sich die Wohnwünsche der befragten Mieterhaushalte in Deutschland stark verändert.

Suchten die meisten Mieter bisher größere und modernere Wohnungen, für die sie auch tiefer in die Tasche gegriffen hätten, spielt jetzt vor allem der Klimaschutz eine Rolle und das Sparen, nicht zuletzt wegen der hohen Energiekosten. Auch ziehen immer mehr Mieter einen Umzug in Betracht, weil sie mit ihrer Wohnung unzufrieden sind – dieser Wunsch ist der Studie zufolge insbesondere bei Familien ausgeprägt. In Bezug auf die digitale Ausstattung sind die Anforderungen gestiegen. Das alles stellt Vermieter vor neue Herausforderungen.

Wohnungsunternehmen: Smart-Home-Technologie fördern

Knapp ein Drittel (29 Prozent) der befragten Mieter empfinden die Energiekosten als "zu hoch", fast jeder zehnte Mieter (neun Prozent) sogar als "viel zu hoch". Vermieter müssen in Zukunft konsequent ansetzen. "Die erneuerbare Energiewende vor Ort im Wohnquartier, mit Mieterstrom und kommunaler Wärmeplanung, sind zentral wichtig", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko.

Der Verband fordert hier technologieoffene Klimaschutzmaßnahmen, um den CO2-Fußabdruck von Wohngebäuden zu verringern: Dazu müssten die günstigsten Sanierungsmaßnahmen mit dem besten Kosten-Nutzenverhältnis zum Standard werden und preiswerte Smart-Home-Technologie in den Wohnungen gefördert werden.

Die Wohnungsunternehmen würden bei der energetischen Verbesserung der Gebäude mehr tun, wenn dem nicht eine "massive Verschlechterung der Förderbedingungen, stark gestiegene Kosten und Zinsen im Weg" stünden", so Gedaschko bei Vorstellung der Studienergebnisse. "Die Politik muss auf hohe energetische Hürden mit einer auskömmlichen und verlässlichen Fördersystematik reagieren. Nur so lässt sich die soziale Spaltung bei den Energie- und Wohnkosten verhindern."

Wohnwünsche: Schnelles Internet muss künftig Standard sein

Die Anforderungen an das Wohnen haben die Mieter in der aktuellen Umfrage gegenüber den vergangenen Umfragen relativiert: Angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten ist der Anteil der Haushalte, die eine moderne Wohnungsausstattung als Standard voraussetzen und dafür sogar mehr Geld bezahlen würden, von 71 Prozent auf 63 Prozent zurückgegangen. Unverzichtbar scheint allerdings eine schnelle Internetverbindung: Die gehört für 63 Prozent der Mieter zum Standard.

Wer Geld sparen will oder muss, ist auch umzugsbereiter geworden: Mehr als jeder dritte (37 Prozent) Mieter beabsichtigt, "wahrscheinlich" oder "auf jeden Fall" in eine neue Wohnung umzuziehen. In der Studie "Wohntrends 2035" (2018) lag der Anteil bei 22 Prozent. Hohe Wohnkosten als Grund gaben mehr als 15 Prozent der Mieter an (2018: fünf Prozent).

Unabhängig vom Einkommen verzichten immer mehr Menschen auf Eigentum. Die "Wohntrends 2040" bestätigen diesen Trend.

Wohnung: Zustand, Größe, soziales Umfeld gefällt oft Familien nicht

Der Umzugswunsch wird vor allem bei Familien beobachtet: Jede zweite will "wahrscheinlich" umziehen, 22 Prozent "auf jeden Fall". Unzufrieden sind die Familien mit der Größe oder dem Schnitt der Wohnung (16,9 Prozent), den Wohnkosten (16,1 Prozent), dem Zustand der Wohnung (13,7 Prozent) und dem sozialen Umfeld (13,3 Prozent).

"Wohnungsunternehmen können gute Rahmenbedingungen für Familien und das Aufwachsen von Kindern schaffen“, erklärte Bettina Harms, Geschäftsführerin von Analyse & Konzepte Immoconsult. Gefragter als große, teure Wohnungen seien gut geschnittene Wohnungen, die flexible Nutzungen ermöglichten. "Kinder brauchen außerdem Quartiere, die Bewegung und Spiel im Freien unterstützen."

Rund ein Drittel (37 Prozent) aller Mieter sagt, dass sich mit Blick auf Wohnen und Arbeit die Anforderungen geändert haben: 16 Prozent brauchen künftig ein zusätzliches Arbeitszimmer.

Nachhaltigkeit: Mieter wünschen sich mehr Klimaschutz beim Wohnen

Klimaneutralität ist eines der Ziele im Gebäudebestand für die kommenden Jahre. Nachhaltigkeit gewinnt auch bei Mietern an Bedeutung: Mehr als die Hälfte (58 Prozent) sagten das in der aktuellen Umfrage. Knapp zwei Drittel (61 Prozent) gaben an, dass sie klimabewusstes Verhalten für "sehr wichtig" halten. Ebenfalls 61 Prozent legen Wert darauf, dass sich Vermieter der Nachhaltigkeit widmen.

Neue Mobilitätsformen sind ebenfalls gefragt: Mehr als jeder zehnte (14 Prozent) hat ein E-Bike, knapp ein Drittel (27 Prozent) will sich in den kommenden zwei Jahren eins anschaffen, und fast jeder fünfte Mieter hat laut Studie Interesse an einem Sharing-Angebot für E-Lastenräder.

Das Klimabewusstsein der Mieter wächst, aber Nachhaltigkeit kostet Geld. Viele sinnvolle Maßnahmen könnten angesichts ungenügender Förderung nicht umgesetzt werden", beklagte Gedaschko. "Die Kosten werden hier weiter steigen." Klimaschutz gebe es nicht zum Nulltarif.

Integration – demografische und soziale Probleme angehen

Die Einsamkeit unter den Mietern steigt: Mehr als ein Viertel der Befragten gab bei der Umfrage an, dass sie keine oder nur begrenzt Menschen haben, die ihnen nahestehen. "Zur Förderung der sozialen Integration ist es wichtig, dass sich Menschen in der Nachbarschaft treffen und vernetzen können", sagte Michael Neitzel, Geschäftsführer von Inwis. Dazu eigneten sich Gemeinschaftsräume, gestaltete Freiräume, eine Gemeinwesenarbeit und die Anstiftung zur Selbstorganisation im Quartier.

Die Zahl der Einpersonenhaushalte wird künftig weiter zunehmen und die Gesellschaft wird älter. Gleichzeitig konzentrieren sich in bestimmten Vierteln soziale Probleme. Die Wohnungsunternehmen dürften hier nicht allein gelassen werden, mahnte Gedaschko. "Ein langfristig starkes Engagement der Kommunen beim Quartiersmanagement und ein starkes Programm soziale Stadt sind unabdingbar."

Die empirische Auswertung der Entwicklung der Wohnwünsche von Mietern soll Wohnungsunternehmen als Orientierung für die Wettbewerbspositionierung und Weiterentwicklung von Strategien dienen. Die Institute Analyse & Konzepte Immoconsult und Inwis erstellen die Wohntrendstudie alle fünf Jahre im Auftrag des GdW. Für die neue Ausgabe wurden im Jahr 2022 mehr als 2.200 Mieter befragt.

GdW-Studie "Wohntrends 2040": Präsentation (PDF)


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