Wohnungsmarkt: Kaufangebot seit Zinswende teils verdoppelt

Mehr als 100.000 bestehende Einfamilienhäuser wurden laut einer Studie von Colliers im Herbst 2023 zum Kauf angeboten – das sei ein Plus von 102 Prozent seit der Zinswende im Sommer 2022. Auch Eigentumswohnungen und Mietshäuser hat es für Anleger auf den Markt geschwemmt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins seit Ende Juli 2022 mehrmals angehoben: Aktuell liegt das Niveau bei 4,5 Prozent. In der Folge seien die Wohnimmobilienpreise in Deutschland im Mittel um rund 20 Prozent gesunken, heißt es in einer Erhebung des Immobilienberaters Colliers.

Zu einer Reduktion der Kaufangebote habe das nicht geführt – vielmehr sei die Zahl der zum Verkauf stehenden Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäuser massiv gestiegen. Das bietet den Experten zufolge wieder vermehrt Chancen für private und institutionelle Anleger.

Wohnimmobilien: Was der Markt Anlegern (an-)bietet

Am stärksten ausgeprägt ist nach Berechnungen von Colliers der Anstieg des Kaufangebotes bei Einfamilienhäusern im Bestand. Es hat sich seit der Zinswende von rund 50.000 Angeboten im Frühjahr 2022 auf mehr als 100.000 Kaufangebote im dritten Quartal 2023 mehr als verdoppelt (plus 102 Prozent). Im Neubau verzeichnen die Experten für Einfamilienhäuser im betrachteten Zeitraum einen Anstieg um 61 Prozent.

Die Zahl der Kaufangebote für bestehende Eigentumswohnungen hat demnach um 70 Prozent zugelegt: von rund 92.000 Wohnungen auf mehr als 145.000 Wohnungen im dritten Quartal 2023. Im Neubau liegt der Anstieg in dieser Kategorie bei 60 Prozent. Eine weitere Kategorie bilden Mehrfamilienhäuser und Wohn- und Geschäftshäuser, die neben Wohnflächen auch kleinere gewerblich genutzte Flächen beinhalten. Hier sind die Kaufangebote ohne Differenzierung von Bestand und Neubau um 44 Prozent gestiegen, heißt es in der Analyse.

Verkauf von Wohnimmobilien: Die Gründe für Eigentümer

"Der Anstieg der Kaufangebote bei gleichzeitig gesunkenen Kaufpreisen mag zunächst überraschen, hat aber klar benennbare Gründe", sagt Felix von Saucken, Head of Residential bei Colliers in Deutschland. So profitieren insbesondere Eigentümer, die Immobilien seit Längerem im Bestand haben, bei einem Verkauf heute immer noch von der hohen Wertsteigerung der Objekte über die vergangenen Jahre.

Dazu kommt: Immer mehr Eigentümern sorgen sich vor strengeren Bestimmungen zur energetischen Gebäudesanierung und kommenden Veränderungen im Zuge der Grundsteuerreform. "Die Summe dieser drei Einflüsse erklärt das aktuell wieder erhöhte Kaufangebot", so von Saucken. Infolge bietet der Wohnmarkt privaten und institutionellen Anlegern in allen Kategorien wieder deutlich mehr Angebot. Gleichzeitig beobachtet Colliers, dass Käufer und Verkäufer bei den Preisverhandlungen vermehrt zueinander finden.


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Schlagworte zum Thema:  Immobilienpreis, Wohnimmobilien