Rn. 39

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Fraglich ist, ob § 42f Abs 2 S 2 EStG mit konstitutiver Wirkung eigenständige Mitwirkungspflichten der ArbN iRd LSt-Außenprüfung begründet, so Heuermann in Brandis/Heuermann § 42f EStG Rz 22 (November 2022), die neben die Mitwirkungspflichten des ArbG treten und diese ergänzen (vgl BFH vom 15.12.1989, VI R 151/86, BStBl II 1990, 526). Nach aA werden die Mitwirkungspflichten der ArbN nach § 200 Abs 1 S 3 AO durch § 42f Abs 2 S 2 EStG lediglich erweitert, Eisgruber in Kirchhof/Seer, § 42f EStG Rz 7 (22. Aufl). Da die ArbN nicht Verfahrensbeteiligte des LSt-Außenprüfungsverfahrens sind, besteht keine Auskunftspflicht nach § 200 Abs 1 AO, wohl aber nach § 200 Abs 1 S 3 AO. Aufgrund der Regelung in § 42f Abs 2 S 2 EStG findet die Subsidiaritätsregelung in § 200 Abs 1 S 3 AO; § 93 Abs 1 S 3 AO (vgl dazu BFH vom 29.07.2015, X R 4/14, BStBl II 2016, 135) insoweit keine Anwendung, als die ArbN dem LSt-Außenprüfer nach § 42f Abs 2 S 2 EStG Auskünfte über Art und Höhe ihrer Einnahmen zu geben haben, Fissenewert in H/H/R, § 42f EStG Rz 21 (April 2019), ansonsten bleibt es bei der subsidiären Auskunftspflicht nach § 200 Abs 1 S 3 AO, Heuermann in Brandis/Heuermann, § 42f EStG Rz 22 (November 2022).

 

Rn. 40

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Soweit die ArbN nach § 42f Abs 2 S 2 EStG verpflichtet sind, jede gewünschte Auskunft über ihre Einnahmen zu geben, ist der Gesetzeswortlaut zu weit gefasst und einschränkend auszulegen, Fissenewert in H/H/R, § 42f EStG Rz 21 (April 2019); Heuermann in Brandis/Heuermann, § 42f EStG Rz 23 (November 2022). Nach dem Sinn und Zweck der Auskunftspflicht, der darin besteht, die Prüfung beim ArbG zu ergänzen und zu erleichtern (BFH vom 15.12.1989, VI R 151/86, BStBl II 1990, 526), müssen die gewünschten Auskünfte geeignet sein, zu überprüfen, ob der ArbG im Prüfungszeitraum seine Verpflichtungen im LSt-Abzugsverfahren erfüllt hat. Der einschränkenden Auffassung, wonach der ArbN erst dann eingeschaltet werden sollte, wenn dies zur weiteren Aufklärung erforderlich sei (so Krüger in Schmidt, § 42f EStG Rz 5 (42. Aufl) bzw wenn die vom ArbN erbetenen Auskünfte für die Überprüfung erforderlich seien (Fissenewert in H/H/R, § 42f EStG Rz 21 (April 2019); Hummel in K/S/M, § 42f Rz C 3 (April 2016)), ist nicht zu folgen. Die Mitwirkungspflichten des ArbN aus § 42f Abs 2 S 2 EStG ergänzen die des ArbG aus § 42f Abs 2 S 1 EStG, so dass es deshalb ausreicht, dass die durch den LSt-Außenprüfer von den ArbN erbetenen Auskünfte die Prüfung beim ArbG erleichtern.

 

Rn. 41

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Die Auskunftspflicht des ArbN aus § 42f Abs 2 S 2 EStG beschränkt sich des Weiteren auf solche Einnahmen aus nichtselbstständiger Arbeit, die der ArbN aus dem Arbeitsverhältnis zu dem ArbG erzielt, bei dem die LSt-Außenprüfung erfolgt, Fissenewert in H/H/R, § 42f EStG Rz 21 (April 2019); dies gilt aber nur dann, wenn die ArbN-Eigenschaft nicht zweifelhaft ist, Heuermann in Brandis/Heuermann, § 42f EStG Rz 23 (November 2022). Nicht zu folgen ist der Auffassung, wonach der ArbN auch Auskunft über solche Einnahmen schuldet, die er aus vorangegangenen Dienstverhältnissen erzielt hat (so Krüger in Schmidt, § 42f EStG Rz 5 (42. Aufl); Eisgruber in Kirchhof/Seer, § 42f EStG Rz 7 (22. Aufl); Hummel in K/S/M, § 42f Rz C 2 (April 2016). Die Regelung in § 42b Abs 2 S 1 EStG aF, wonach iRd LStJA auch der Jahresarbeitslohn aus etwaigen vorangegangenen Dienstverhältnissen zu berücksichtigen war, ist durch das BeitrRLUmsG vom 07.12.2011, BGBl I 2011, 2592 aufgehoben worden, so dass die Einnahmen des ArbN aus vorangegangenen Dienstverhältnissen für die Prüfung, ob der ArbG seine Pflichten iRd LSt-Abzugsverfahrens erfüllt hat, ohne Bedeutung sind, Fissenewert in H/H/R, § 42f EStG Rz 21 (April 2019). Die Einnahmen, zu denen der ArbN um Auskunft ersucht wird, müssen nicht notwendig von dem geprüften ArbG selbst bezogen worden sein, da auch die Lohnzahlung durch Dritte beim ArbG dann dem LSt-Abzug unterliegt, wenn er weiß oder erkennen kann, dass derartige Vergütungen erbracht werden, was insbesondere dann anzunehmen ist, wenn ArbG und Dritter verbundene Unternehmen iSd § 15 AktG sind (§ 38 Abs 1 S 3 EStG).

 

Rn. 42

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Streitig ist, ob den ArbN unter den Voraussetzungen der §§ 101, 103 AO in Bezug auf die Verpflichtung zur Erteilung von Auskünften nach § 42f Abs 2 S 2 EStG ein Auskunftsverweigerungsrecht zusteht.

Die ArbN haben in der LSt-Außenprüfung nicht die Stellung als Dritte (Heuermann in Brandis/Heuermann, § 42f EStG Rz 22 (November 2022); Paetsch in Frotscher/Geurts, § 42f EStG Rz 28 (Mai 2022)), da sie Steuerschuldner (§ 38 Abs 2 EStG) sind und die LSt-Außenprüfung unmittelbare Auswirkung auf den Steueranspruch gegen den ArbN hat (vgl § 171 Abs 15 AO).

Nach aA (Fissenewert in H/H/R, § 42f EStG Rz 21 (April 2019)), die auf den Prüfungszweck sowie auf den Wortlaut des § 42f Abs 2 S 2 EStG verweist, wonach jede gewünschte Auskunft zu erteilen ist, soll es sich hingegen bei § 42f Abs 2 S 2 ...

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