Rz. 66

Die Höhe eines im Rahmen der Verfahren nach §§ 888, 890 ZPO festgesetzten Zwangs- oder Ordnungsmittels ist für das Interesse nach wohl einhelliger Auffassung in der Regel ohne Bedeutung,[95] es sei denn, der Beschwerdeführer wendet sich ausschließlich gegen die Höhe des Zwangs- oder Ordnungsmittels.[96] Auch eine Strafandrohung im Urteil ist für den Gegenstandswert unerheblich, weil sie nicht den Anspruch selbst betrifft, sondern die Zwangsvollstreckung vorbereitet. Das OLG Frankfurt[97] ist allerdings davon ausgegangen, dass die Mindestangaben des Gläubigers im Vollstreckungsantrag zur Höhe des zu verhängenden Ordnungsgeldes die untere Grenze für den Streitwert des Vollstreckungsantrags nach § 890 ZPO bilden. Weil Angaben des Gläubigers zur Mindesthöhe des zu verhängenden Ordnungsgeldes zugleich maßgeblich dafür sind, ob der Gläubiger durch die (zu niedrige) Höhe des festgesetzten Ordnungsgeldes beschwert sei, könne in solchen Fällen auch der Wert des Vollstreckungsverfahrens nicht geringer sein als das verlangte Mindestordnungsgeld.[98]

 

Beispiel 1: Der Schuldner ist zur Rechnungslegung verurteilt worden (Streitwert 2.000 EUR). Weil er seiner Verpflichtung nicht nachkommt, wird auf Antrag des Gläubigers ein Ordnungsgeld i.H.v. 500 EUR verhängt.

Das verhängte Ordnungsgeld i.H.v. 500 EUR bildet nicht den Gegenstandswert gemäß § 25 Abs. 1 Nr. 3. Maßgebend ist die Hauptsache (Streitwert 2.000 EUR) bzw. ein Bruchteil davon (siehe Rdn 64).

[95] BGH 8.1.2009 – IX ZR 107/08, AGS 2009, 240 = NJW-RR 2009, 549; BayObLG NJW-RR 1989, 462; OLG München 7.2.2018 – 13 W 101/18, AGS 2018, 233 = JurBüro 2018, 247; OLG Hamm 14.3.2017 – 4 W 34/16, AGS 2017, 413; OLG Hamm 21.5.2015 – I-4 W 77/14; OLG Naumburg 21.7.2014 – 10 W 34/14, AGS 2015, 523; OLG Rostock AGS 2009, 187 = JurBüro 2009, 105; OLG Celle AGS 2008, 189; OLG München AGS 2011, 248 = FamRZ 2011, 1686; LG Bonn 14.12.2017 – 12 O 16/16, AGS 2018, 23; HessLAG AGS 2014, 519 = NZA-RR 2014, 496; LAG Hamm 5.10.2007 – 10 Ta 245/07, LAGE § 23 RVG Nr. 11; LAG Hamburg RVGreport 2015, 153 = JurBüro 2015, 271; LAG Hamburg 13.1.2011 – 7 Ts 2/11; OLG Celle FamRZ 2006, 1689; OLG Düsseldorf JurBüro 1993, 554; OLG Köln OLGR Köln 1994, 138; OLG Karlsruhe MDR 2000, 229; OLG Hamburg OLGR Hamburg 1998, 89; LAG Bremen AnwBl 1988, 173; Zöller/Herget, § 3 Rn 16 Stichwort "Zwangsvollstreckung"; a.A., für die Beschwerde des Schuldners: OLG Celle 4.4.2014 – 4 W 55/14, AGS 2014, 306 = RVGreport 2014, 284; LAG Hamm 24.9.2007 – 10 Ta 692/06.
[96] LAG Köln 8.2.2010 – 9 TaBV 76/09; LAG Hamm 5.10.2007 – 10 Ta 245/07, LAGE § 23 RVG Nr. 11; OLG Frankfurt JurBüro 1997, 277; OLG Düsseldorf MDR 1977, 676; Gerold/Schmidt/Müller-Rabe, RVG, § 25 Rn 36; Riedel/Sußbauer/Potthoff, RVG, § 25 Rn 24; N. Schneider, AGS 2010, 469; vgl. auch SächsOVG 14.8.2020 – 1 E 135/18, zur Zwangsgeldandrohung nach § 172 S. 1 VwGO.

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