Rn 7

Wird über ein unselbstständiges Anschlussrechtsmittel entschieden, so gelten dieselben Regelungen wie bei einer Entscheidung über das Hauptrechtsmittel. Soweit es keinen Erfolg hat, trägt der Anschlussrechtsmittelführer die Kosten. Soweit Rechtsmittel und Anschlussrechtsmittel keinen Erfolg haben, ist nach Abs 1 iVm § 92 II zu quoteln.

Verliert das Anschlussrechtsmittel seine Wirkung dadurch, dass das Hauptrechtsmittel zurückgenommen wird, so trägt der Rechtsmittelführer des Hauptrechtsmittels grds die gesamten Kosten, auch die der Anschlussberufung, sofern diese zulässig war. Dies gilt insb, wenn der Berufungsführer nach einem Hinweis gem § 522 Abs 2 seine Berufung zurücknimmt (BGH FamRZ 06, 619 = NJW-RR 06, 1147; Hamm AnwBl 08, 796; KG MDR 08, 1062 = WuM 08, 506; aA anteilige Kostenverteilung Zweibr OLGR 05, 61 = NJW-RR 05, 507).

Heftig umstr ist die Frage, wer die Kosten der Anschlussberufung trägt, wenn die Hauptberufung durch Beschl nach § 522 II zurückgewiesen wird. Diese Frage wird teilw innerhalb desselben OLG unterschiedlich beantwortet. Drei Auffassungen werden vertreten.

  • Nach wohl überwiegender Auffassung sind die Kosten der Anschlussberufung dem Anschlussberufungsführer aufzuerlegen, so dass es also zu einer Kostenquotierung kommt (Brandbg MDR 03, 1261 = AnwBl 03, 599 [OLG Brandenburg 07.07.2003 - 13 U 31/03]; Celle OLGR 05, 119 = AGS 05, 217; AGS 03, 217 = NJW 03, 2755 [OLG Celle 16.10.2002 - 2 U 110/02]; Dresd MDR 04, 1386 = Rpfleger 04, 653; NJW 03, 1260 = AGS 03, 175; KG AnwBl 07, 386 = JurBüro 07, 430; MDR 08, 1062 = AGS 08, 507; Beschl v 21.9.09 – 23 U 8/09; KG Beschl v 30.10.13 – 26a U 98/13; München OLGR 04, 456; MDR 14, 985 = AGS 14, 586; Stuttg NJW-RR 09, 863 = MDR 09, 585; Düsseldorf MDR 10, 76; Nürnbg NJW 12, 3451 = FamRZ 12, 1899 = MDR 12, 1186). Nach Celle (MDR 13, 1243 = AGS 13, 477 = NJW-Spezial 13, 617) zumindest dann, wenn wegen der Regelung des § 45 II, I 3 GKG die Anschlussberufung nicht zu einer Streitwerterhöhung geführt und damit keine höheren Kosten verursacht hat, als sie auch allein durch die Hauptberufung entstanden wären.
  • Nach anderer Auffassung sind die Kosten der Anschlussberufung dem Berufungskläger aufzuerlegen (Bremen OLGR 08, 719 = MDR 08, 1306; Celle MDR 04, 592; Dresd BauR 03, 1431; BauR 06, 1791; Frankf AGS 04, 408 = NJW-RR 05, 80; Beschl v 18.8.10 – 13 U 109/08; Beschl v 15.10.10 – 13 U 109/08; Hambg MDR 03, 1251 = OLGR 03, 324; Frankf OLGR 06, 1095; Köln OLGR 04, 397 = AGS 04, 404 [OLG Köln 23.08.2004 - 11 U 196/03]; Köln OLGR 09, 496; Hamm, Beschl v 11.1.11 – 7 U 40/10; Koblenz, Beschl v 10.6.10 – 2 U 1267/09; Beschl v 13.1.10 – 2 U 847/09; KG, Beschl v 21.9.09 – 23 U 8/09; Nürnberg MDR 12, 1309).
  • Zum Teil wird auch differenziert und darauf abgestellt, ob die Anschlussberufung zulässig und begründet gewesen wäre (Karlsr OLGR 04, 335 = AGS 04, 405 [OLG Karlsruhe 30.03.2004 - 14 U 63/02]).
  • Hat allerdings der Rechtsmittelbekl neben der Anschlussberufung eine Klageerweiterung vorgenommen, dann sind bei Zurückweisung der Berufung nach § 522 II die durch die Klageerweiterung ausgelösten Kosten (im Rahmen der einheitlichen Kostenentscheidung) regelmäßig dem Berufungsbekl aufzuerlegen (KG Beschl v 30.10.13 – 26a U 98/13).

Entsprechend der Rspr des BGH zur Verwerfung des Hauptrechtsmittels (s.o.), dürfte wohl auch hier davon auszugehen sein, dass der Rechtsmittelführer die gesamten Kosten des Rechtsmittelverfahrens – also auch die des Anschlussrechtsmittels – zu tragen hat.

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