Die Beschwerde ist zulässig, insbesondere gem. § 32 Abs. 2 RVG, § 68 Abs. 1 S. 1 GKG statthaft und gem. §§ 68 Abs. 1 S. 3, 63 Abs. 3 S. 2 GKG fristgemäß eingelegt.

In der Sache hat die Beschwerde keinen Erfolg. Das LG hat bei der Bemessung des Streitwertes den geltend gemachten entgangenen Gewinn zutreffend nicht berücksichtigt.

1. Es entspricht – worauf das LG bereits zutreffend hingewiesen hat – mittlerweile gefestigter Rspr. des BGH, dass entgangener Gewinn, der als gleichbleibender Hundertsatz einer bestimmten Summe (Zinsen) geltend gemacht wird, eine Nebenforderung i.S.v. § 4 Abs. 1 Hs. 2 ZPO, § 43 Abs. 1 GKG der ebenfalls eingeklagten Hauptforderung ist und den Streitwert nicht erhöht (vgl. BGH, Beschl. v. 8.5.2012 – XI ZR 261/10, juris Rn14; v. 15.1.2013 – XI ZR 370/11; v. 2.6.2015 – XI ZR 323/14; jeweils v. 27.6.2013 – III ZR 143/12 juris Rn 6 ff. u. III ZR 257/12, juris Rn 5 f. v. 27.11.2013 – III ZR 423/12, juris Rn 1 v. 18.12.2013 – III ZR 65/13, juris Rn 2; v. 16.7.2015 – III ZR 164/14, juris Rn 7; v. 18.2.2014 – II ZR 191/12, juris Rn 5; v. 13.5.2014 – II ZR 24/14, juris Rn 1 u. 2.6.2014 – II ZR 61/14, juris Rn 1 sowie v. 10.12.2014 – IV ZR 116/14).

Die in jüngerer Vergangenheit ergangenen Entscheidungen des IX. Zivilsenates (Urt. u. Beschl. v. 17.11.2011 – IX ZR 161/09, v. 10.5.2012 – IX ZR 205/09 sowie v. 30.1.2013 – IX ZR 204/09) stehen dem nicht entgegen. Diese Entscheidungen betrafen jeweils einen speziellen Fall des Anwaltsregresses. Der IX. Zivilsenat hat hier entschieden, dass Zinsforderungen dann beim Streitwert zu berücksichtigen sind, wenn diese daraus hergeleitet werden, dass der Rechtsanwalt einen Anspruch verjähren lassen hat, der ab einem gewissen Zeitpunkt zu verzinsen gewesen wäre. Diesen Entscheidungen kann aber nicht entnommen werden, dass in Form eines Zinsausfallschadens geltend gemachter entgangener Gewinn grundsätzlich als Teil der Hauptforderung – und nicht als Nebenforderung i.S.v. § 4 Abs. 1 ZPO bzw. § 43 Abs. 1 GKG – zu bewerten sein soll. Tatsächlich sind die von dem 9. Zivilsenat entschiedenen Fälle auch nicht mit dem streitgegenständlichen Fall vergleichbar. Der Rspr. des IX. Zivilsenates liegt die Überlegung zugrunde, dass es sich in den dort entschiedenen Fällen bei den verlangten Zinsen jeweils um unselbstständige Berechnungsposten eines einheitlichen Schadensersatzanspruches handele (so ausdrücklich in dem Beschl. v. 10.5.2012 – IX ZR 205/09, juris Rn 5).

Bei dem hier geltend gemachten entgangenen Gewinn handelt es sich nicht um einen unselbstständigen Berechnungsposten eines einheitlichen Schadensersatzanspruchs. Es ist vielmehr anerkannt, dass der entgangene Gewinn ein selbstständiger Streitgegenstand ist (BGH, Urt. v. 26.2.2015 – III ZR 53/14, juris Rn 4; BGH, Beschl. v. 19.6.2000 – II ZR 319/98, juris Rn 18; KG, Beschl. v. 11.6.2015 – 12 U 173/13, juris Rn 6). Dies schließt aus, ihn als bloßen Rechnungsposten oder unselbstständigen Bestandteil eines einheitlichen Schadensersatzanspruchs zu bewerten. Die Rspr. des IX. Zivilsenates ist somit auf den vorliegenden Fall nicht übertragbar.

Der IX. Zivilsenat hat sich in den vorgenannten Entscheidungen auch nicht mit der Rspr. der anderen Zivilsenate des BGH auseinandergesetzt. Auch dies spricht dafür, dass der IX. Zivilsenat keine dieser Rspr. widersprechenden allgemeinen Grundsätze aufstellen wollte, sondern seine Entscheidungen jeweils auf den dargestellten Besonderheiten der Fälle beruhte.

Die Rspr. der Oberlandesgerichte, die im Anschluss an die – jedenfalls mit der Entscheidung des IV. Zivilsenates v. 10.12.2014 – IV ZR 116/14 als gefestigt anzusehende – Rspr. des BGH ergangen ist, ist letzterer, soweit ersichtlich, ganz überwiegend gefolgt (vgl. OLG München, Urt. v. 27.9.2016 – 5 U 129/16, juris Rn 54, Beschl. v. 5.8.2014 – 19 U 1422/14, juris Rn 16; OLG Celle, Urt. v. 22.9.2016 – 11 U 13/16, juris Rn 91; Beschl. v. 31.8.2016 – 11 U 3/16; Brandenburgisches OLG, Urt. v. 27.4.2016 – 4 U 11/14, juris Rn 122; OLG Koblenz, Urt. v. 15.1.2016 – 8 U 1268/14, juris Rn 192; OLG Frankfurt, Beschl. v. 8.10.2015 – 4 U 55/15, juris Rn 42; OLG Naumburg, Beschl. v. 7.10.2015 – 5 U 99/15, juris Rn 30; OLG Hamburg, Urt. v. 5.6.2015 – 11 U 206/12, juris Rn 77; OLG Bamberg, Urt. v. 13.5.2015 – 3 U 140/14, juris Rn 134; OLG Karlsruhe, Urt. v. 14.4.2015 – 17 U 251/13, juris Rn 35).

Soweit die Beschwerdebegründung zahlreiche – überwiegend unveröffentlichte – oberlandesgerichtliche Entscheidungen aus den Jahren 2013 und Anfang 2014 zitiert, sind diese ergangen, bevor die Rspr. des BGH zu dieser Frage als gefestigt anzusehen war. Lediglich das OLG München hat in den jeweils unveröffentlichten Beschlüssen v. 27.3.2014 – 3 U 4844/13 u. 8 U 4980/13 u. v. 28.3.2014 – 7 U 4483/13 noch nach Erlass der Entscheidungen des II. sowie mit Beschl. v. 9.2.2015 – 13 W 180/15 auch noch nach Erlass der Entscheidung des IV. Zivilsenates die Auffassung vertreten, der entgangene Gewinn sei bei der Streitwertfestsetzung zu berücksichtigen. Diese Auffassung i...

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