Rz. 135

Die vertragliche Pflicht zur Schadensverhütung verlangt von einem Rechtsanwalt z.B.,

einer gerichtlichen oder behördlichen Fehlentscheidung entgegenzuwirken;[619]
eine grds. verbindliche Weisung seines Auftraggebers (§§ 665, 675 Abs. 1 BGB) dann nicht blindlings zu befolgen, wenn diesem bei Ausführung der Weisung Nachteile drohen (vgl. Rdn 347 ff.);[620]
notwendige Hilfs- und Vorsorgemaßnahmen vorzunehmen, etwa eine Beweissicherung zu veranlassen (vgl. Rdn 51, 153 ff.), die Verjährung einer Forderung des Mandanten auch für den Fall zu verhindern, dass das Gericht einen früheren Verjährungseintritt annimmt als der Anwalt (vgl. Rdn 122),[621] oder Vorkehrungen gegen eine Versäumung der Frist zur Ehelichkeitsanfechtung zu treffen;[622]
risikoreiche Maßnahmen nur nach Aufklärung des Auftraggebers und mit dessen Zustimmung vorzunehmen, etwa bei Prozessführung unter Abweichung von der herrschenden Meinung (vgl. Rdn 88 ff.), Zurückhaltung von Sachvortrag im Prozess[623] oder einer Musterklage nur gegen einen von mehreren Schuldnern, obwohl die Verjährung der Forderung gegen die übrigen Schuldner droht (vgl. Rdn 106);[624]
den Versicherungsschutz des Mandanten zu berücksichtigen.[625]
 

Rz. 136

Von einem Steuerberater fordert die vertragliche Schadensverhütungspflicht z.B.,

seinen Auftraggeber vor einer steuerstrafrechtlichen Verfolgung zu bewahren;[626]
bei entsprechenden Anhaltspunkten einer gerichtlichen oder behördlichen Fehlentscheidung entgegenzuwirken;[627]
eine grds. verbindliche Weisung seines Auftraggebers (§§ 665, 675 Abs. 1 BGB) dann nicht blindlings zu befolgen, wenn diesem bei Ausführung der Weisung Nachteile drohen;[628]
den Mandanten auf eine wirtschaftliche Fehlentscheidung hinzuweisen, wenn diese für den Steuerberater offen zutage liegt, etwa dann, wenn eine empfohlene Vermögensanlage wegen der bekannten Vermögensverhältnisse des Auftraggebers nicht zur beabsichtigten Steuerersparnis führen kann;[629]
Zuschätzungen zu den vom Mandanten mitgeteilten Einnahmen allenfalls dann vorzunehmen, wenn dies dringend erforderlich erscheint, um sonst drohende, mindestens ebenso große Nachteile für den Auftraggeber abzuwenden;[630]
bei übernommener Lohnabrechung und -kontenführung Beiträge zur Sozialversicherung abzuführen und nicht an Beschäftigte des Auftraggebers auszuzahlen.[631]
[619] BGH, WM 1996, 35, 40; BGH, WM 1998, 1542, 1545 = NJW 1998, 2048; vgl. Zugehör, NJW 2003, 3225, 3226.
[620] BGH, VersR 1961, 467, 468; BGH, VersR 1980, 925, 926; BGH, VersR 1985, 83, 84; BGH, NJW 1985, 42, 43; BGH, NJW-RR 1990, 1241, 1243; BGH, WM 1997, 1392, 1393 f.; OLG Karlsruhe, VersR 1995, 537, 538.
[621] BGH, NJW 1981, 2741, 2742; BGH, WM 1993, 734, 735; BGH, WM 1993, 2797, 2798; BGH, WM 2002, 505, 507.
[622] BGH, FamRZ 2005, 261, 262 f. = NJW-RR 2005, 494, 496, zu § 1594 BGB a.F.
[623] BGH, WM 1990, 1917.
[624] BGH, NJW 1993, 1779, 1780.
[625] BGH, VersR 1971, 1119, 1120; BGH, VersR 1985, 83, 84; OLG Düsseldorf, VersR 1985, 92, jeweils eine Haftpflichtversicherung betreffend; OLG Düsseldorf, VersR 1976, 892; OLG Nürnberg, NJW-RR 1989, 1370; OLG Köln, NJW-RR 2004, 1573; van Bühren, MDR 1998, 745, jeweils eine Rechtsschutzversicherung betreffend; Borgmann, in: Borgmann/Jungk/Schwaiger, § 20 Rn 127 ff.; Vollkommer/Greger/Heinemann, § 12 Rn 34.
[627] BGH, WM 1992, 701, 702; BGH, WM 1993, 1106; BGH, 18.12.2008 – IX ZR 179/07, NJW 2009, 987 = WM 2009, 324, Tz. 8 f., 17 ff.
[628] BGH, WM 1998, 301, 303.
[629] BGH, WM 1987, 661, 662; BGH, WM 1991, 1303, 1304.
[630] BGH, WM 1991, 1597, 1598.
[631] BGH, MDR 2004, 746 = NJW-RR 2004, 1358 = WM 2004, 2034.

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