ZPE Virtual: Rückblick zum Thementag "Operations & Services"

Am zweiten Tag der virtuellen Zukunft Personal Europe lag der Fokus auf dem Themenbereich "Operations & Services". Auf der inhaltlichen Agenda bedeutete das, den gewohnten Spagat zwischen konkreten Lösungsansätzen und abstrakteren Managementthemen zu meistern. Der Messe gelang es aber, das inhaltliche Niveau der Vor-Ort-Veranstaltung weitestgehend zu konservieren.

Der zweite Messetag startete ebenso wie der erste mit dem "ZP Thinktank", einer Expertenrunde, die im Vorfeld der ZPE Virtual fünf Thesen zur Zukunft von "Operations & Services" entwickelt hatte und diese nun präsentierte. Im Kern ging es dabei um den zukunftsorientierten Mehrwert, den HR aus einer fundierten und stabilen Basisfunktion heraus liefern kann. Voraussetzung dafür: eine Personalarbeit, die auf neue Tools und Technik setzt und gleichzeitig einen Gestaltungsanspruch (Transformator und Enabler) annimmt. Mit den Thesen als Leitfaden, Ausblick und Diskussionsgrundlage wurden die Zuhörer in den Tag geschickt (einen Beitrag zu den Thesen des Thinktanks finden Sie hier).

Menschliche Führung in digitalen Zeiten

Auf der Keynote-Stage ging es anschließend weiter mit einem Impuls von Gianpiero Petriglieri, Professor an der Insead Business School und ausgezeichnet als einer der führenden Managementvordenker ("Thinkers 50"). Das versprach einen Hauch von internationalem Glanz in den virtuellen Hallen der ZPE. Sein Impuls "A Reminder to Leaders in the Age of Digital Transformation: Be Human" wirkte auf den ersten Blick naheliegend, verdeutlichte jedoch, dass gerade in Zeiten beschleunigter Digitalisierung die menschliche Komponente der Führung essenziell für die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt von Teams ist. Im Zentrum guter Führung stünde, sich zu kümmern.

Mit Blick auf die Krise riet Petriglieri Führungskräften, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren und datenbasiert zu arbeiten. Das gebe Mitarbeitenden Stabilität und Sicherheit. Führung müsse immer im Hier und Jetzt stattfinden. Vertrauen sei in turbulenten Zeiten schwerlich mit Zukunftsvisionen zu gewinnen, die vielleicht nie einträten. Gleichzeitig sei es wichtig, sich aus dem Effizienzdenken, das in vielen Unternehmen noch immer vorherrsche, zu lösen, um Raum für kreative Disruption zu schaffen. Dabei sei das Büro als Begegnungsort auch in der Pandemie unersetzlich. Mitarbeiter und folglich Unternehmen könnten nur durch persönliche Begegnungen und die dabei freigesetzte Energie nachhaltig wachsen. Wer darauf verzichtet, verschenkt wertvolles Potenzial, so Petriglieri.

Panel zu Ambidextrie: "Runde der starken Frauen"

Um beim Stichwort zu bleiben: Keynote-Potenzial hätte sicherlich auch der Workshop "Abbau, Umbau, Aufbau: Ist HR für Ambidextrie in Unternehmen bereit?" gehabt. Zwar nur im "Workshop-Raum" verortet, präsentierte die ZPE dort eine namhafte Diskussionsrunde. Moderiert von Stefanie Hornung (New Management & Personalmagazin), sprachen Sirka Laudon (Axa Deutschland), Sabine Kluge (Kluge & Konsorten) und Angela Kambeck (Glöckner) über die Herausforderungen einer ambidextren Vorgehensweise in der HR-Arbeit. Auf Linkedin wurde das Panel bereits im Vorfeld als "Runde der starken Frauen" gelobt – und im Anschluss an die Live-Session wurde dort angeregt weiter diskutiert. Hier bewies die Messe ein gutes Gespür bei Teilnehmerinnen und Thema des Panels.

Spannende Praxiseinblicke bei Personio

In der Abschluss-Keynote des Tages bot Martina Ruiß, Personalchefin des HCM-Anbieters Personio, Einblicke in die Recruiting-Strategie des rasant gewachsenen Start-ups, das in zwei Jahren rund 400 neue Mitarbeiter eingestellt hat. Ruiß und ihr Team setzen auf individuelle Ansprache und unkonventionelle Herangehensweisen. So reisten sie beispielsweise für eine Recruiting-Tour nach Brasilien, um dort gut ausgebildete Software-Entwickler zu gewinnen. Auch wenn das Projekt nicht ganz den gewünschten Erfolg brachte, sieht Ruiß sich darin bestätigt: "Wir wollen unser Unternehmen und unsere Kultur für Bewerber erlebbar machen." Deshalb rät sie Unternehmen, konventionelle Maßnahmen wie klassische Stellenausschreibungen kritisch zu reflektieren und Kosten und Nutzen abzuwägen. "Das größte Potenzial liegt im Netzwerk und den Empfehlungen unserer Mitarbeitenden". Daraus entstand etwa die Idee zu einem Sourcing-Lunch, in dem Mitarbeiter von Personio gemeinsam mit einem Sourcing-Experten ihre Linkedin-Kontakte nach potenziellen Kandidaten durchforsten – alles ganz ungezwungen bei einem gemeinsamen Mittagessen.

Auch wenn Ruiß viele Anregungen für kreative HR-Ansätze bot, wirkte der Vortrag als Keynote leicht überhöht. Stattdessen wäre er als Fallstudie etwa in den Workshop-Räumen besser platziert gewesen, zumal insbesondere die Ausführungen zum Thema Recruiting für viele Unternehmen derzeit zweitrangig sein dürften.

Rundes Gesamtbild mit einigen technischen Wacklern

Insgesamt bot der zweite Tag ein rundes Gesamtbild, das nur von kleineren und größeren Schwierigkeiten bei Betreten der Vortragsräume oder gelegentlichen Bild- und Tonaussetzern etwas eingetrübt wurde. Angesichts der Größe der Veranstaltung mit verschiedenen Räumen und Angeboten scheint das jedoch verzeihlich. Zumal sicherlich auch der Veranstalter im Laufe der kommenden Tage weiter an der technischen Umsetzung feinjustieren wird. Inhaltich gelang es der Messe, das Niveau der Live-Veranstaltung aus dem Vorjahr zu konservieren. Positiv zu verzeichnen ist außerdem: Die Möglichkeit, im Chat Fragen stellen zu können, ermutigen so manchen Zuhörer, genauer nachzuhaken. Eine echte Debatte kommt dort zwar nicht zustande, die Beteiligung zeigt aber doch, dass die die Lust am Austausch ungebrochen ist.


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