Private Hochschulen punkten mit Praxisnähe und Flexibilität

Wer an einer privaten Hochschule studiert, erhofft sich langfristig einen guten Job, mehr Gehalt und eine gute Vorbereitung auf die Unsicherheiten der Arbeitswelt. Das besagt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft im Auftrag des Verbands der Privaten Hochschulen.

Innerhalb von nur einer Dekade hat sich die Anzahl der Studierenden an privaten Hochschulen in Deutschland von 125.000 auf 343.000 fast verdreifacht. Die aktuelle Studierendenzahl entspricht rund 11,6 Prozent aller Studentinnen und Studenten in Deutschland, so die Studie "Private Hochschulbildung für eine resiliente Transformationsgesellschaft", die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Verbands der Privaten Hochschulen (VPH) erstellt hat.

Demnach gibt es in Deutschland 114 private Hochschulen, 86 davon sind Fachhochschulen (Stand 2021). Darunter sind auch einige namhafte Business Schools wie zum Beispiel die ESCP Berlin, die ESMT Berlin, die Frankfurt Schhol of Finance and Management, die HHL Leipzig Graduate School of Management oder die WHU - Otto Beisheim School of Management.

Für neue Anspruchshaltung ans Studium gut aufgestellt

In die Studie floss eine Befragung von 1.180 Studierten und Hochschulzugangsberechtigten im Frühjahr 2023 ein. Die über ein Online-Access-Panel gewonnenen Teilnehmenden trauten privaten Hochschulen insbesondere zu, aktuelle Ansprüche an ein Hochschulstudium zu erfüllen: nämlich einen hohen Praxisbezug, eine gute Betreuungsrelation sowie eine innovative Studienorganisation. Der Studie zufolge empfindet die Studierendenschaft der privaten Hochschulen deren Angebot als besonders "resilienzstärkend". Sie gab zu zwei Drittel oder mehr an, ihr Studium habe sie neben fachlichen Inhalten mit Eigenverantwortlichkeit, Lösungs- und Kundenorientierung, Entscheidungsfähigkeit und Fehlerkultur eben die Fertigkeiten gelehrt, die in Zeiten der Transformation besonders dringlich gefordert sind.

Private Hochschulen fokussieren Berufstätige

In den letzten Jahren haben die privaten Hochschulen die Angebote der öffentlichen Hochschulen insbesondere um Fernstudiengänge, Teilzeitstudienangebote und duale Studiengänge ergänzt. So waren im Wintersemester 2021/2022 mit 57,6 Prozent weit über die Hälfte der Fernstudierenden in Deutschland an privaten Hochschulen eingeschrieben. Die Schulen würden für ihre berufsbegleitenden und praxisnahen Angebote anerkannt und ebneten so insbesondere Menschen mit Berufserfahrung den Weg zu besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Wer neben der Arbeit noch studieren wolle, könne das an den privaten Hochschulen von zu Hause aus, an Abend- und Wochenendterminen oder gleich im Rahmen eines dualen Studiums. Laut der IW-Studie sind 27 Prozent der Studentinnen und Studenten hier über 30 Jahre alt - deutlich mehr als an staatlichen Hochschulen.

Studierende an privaten Hochschulen haben ambitionierte Karrierepläne

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Wer an einer privaten Hochschule studiert, ist ambitioniert, was die eigene Karriere anbelangt. 77 Prozent der Befragten gaben an, sich wesentliche Inhalte im Selbststudium anzueignen (öffentliche Hochschule: 71 Prozent). 74 Prozent sagten, sie würden hart arbeiten, um möglichst zügig zu einem Abschluss zu kommen (öffentlich: 70 Prozent). Neben dem fachlichen Interesse nennen Personen, die ein privates Studium absolvieren oder absolviert haben, als Studienmotive vor allem, im aktuellen Beruf voranzukommen, mehr zu verdienen, etwas zu bewegen und sich auf die Unsicherheiten der Arbeitswelt vorbereiten zu wollen. Eine große Rolle spielt auch die Sicherheit: Etwa zwei Drittel erhoffen sich mithilfe des Studiums langfristig einen guten Job. 46 Prozent wollen sich auf eine Selbstständigkeit vorbereiten.

Wirtschaftswissenschaftliche Fächer sind am stärksten gefragt

Am häufigsten belegen die Studentinnen und Studenten an privaten Hochschulen wirtschaftswissenschaftliche Fächer, danach folgen Psychologie und Sozialwesen. So waren im Wintersemester 2021/2022 über ein Drittel der Studierenden in einem wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang eingeschrieben, wohingegen dies nur bei rund einem Achtel der Studierenden an den öffentlichen Hochschulen der Fall war.

Bachelor ist Studienabschluss Nummer eins

Nach dem Bachelor (77,8 Prozent) war der Master mit einem Anteil von 19,8 Prozent der von den Studierenden im Wintersemester 2021/2022 an privaten Hochschulen am zweithäufigsten angestrebte Studienabschluss. In den vergangenen Jahren gewannen vor allem konsekutive Masterprogramme an Bedeutung, sowohl an privaten als auch an öffentlichen Hochschulen. Das führen die Studienautoren auf den Bologna-Prozess zurück. Andere Studienarten wie MBA-Programme als Zweitstudium für Nicht-Ökonomen waren mit einem Anteil von nur 9,7 Prozent an den privaten Hochschulen relativ selten.

An den Hochschulen insgesamt lag der Wert mit 12 Prozent höher, was vorwiegend darauf zurückgehen könnte, dass an den öffentlichen Universitäten in größerem Maß Promotionsstudierende eingeschrieben sind, die in diese Kategorie fallen. Betrachtet man nur die Fachhochschulen, sind die Unterschiede zwischen den privaten und anderen Hochschulen gering.

Imageproblem: zu teuer, zu elitär, zu unbekannt

Die Studie offenbart allerdings auch, dass private Hochschulen ein Imageproblem haben. Wer sich für ein Studium an einer öffentlichen Hochschule entscheidet, begründet das vor allem mit drei Aspekten: So sagen 90 Prozent Befragten, die private Alternative sei ihnen zu teuer. Dass insbesondere die erwarteten Kosten als ein Hemmnis empfunden werden, ein Studium an einer privaten Hochschule zu beginnen, ist dahingehend nachvollziehbar, dass sich diese tatsächlich zu rund 80 Prozent aus Studiengebühren finanzieren. 61 Prozent halten private Hochschulen für elitär. Über die Hälfte (54 Prozent) fühlt sich zudem nicht genug informiert und nimmt deshalb kein Studium an einer privaten Hochschule auf.


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