Vorteile privater Hochschulen in vielen Unternehmen noch unbekannt

Anders als in den meisten angelsächsischen Ländern dominieren in der akademischen Bildungslandschaft Deutschlands öffentliche Einrichtungen. Doch während der vergangenen 20 Jahre haben private Hochschulen aufgeholt. Im Wintersemester 2023/24 waren dort insgesamt 373.400 Studierende eingeschrieben – umgerechnet sind das laut Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) 13 Prozent der Studierenden in Deutschland. Die Zahlen steigen stetig und rasant. Im Jahr 2000 waren es noch nicht einmal 25.000 und im Vorjahr 343.000 Studierende.
Private Hochschulen: Am Arbeitsmarkt angekommen
Damit sind die privaten Hochschulen längst in der Breite angekommen. Das zeigt sich auch auf dem Arbeitsmarkt: Jedes vierte Unternehmen hat in den vergangenen fünf Jahren einen Absolventen oder eine Absolventin einer privaten Hochschule beschäftigt. Bei Unternehmen mit einem Akademikeranteil von über zehn Prozent war es sogar jedes zweite, meldet das IW.
Hoher Praxisbezug, schneller Berufseinstieg
Die Firmen, die Erfahrung mit Absolvierenden privater Hochschulen gesammelt haben, schätzen deren Kompetenzen. Das belegt das IW-Personalpanel, für das über 700 Unternehmen befragt wurden. Als besondere Stärke bewerten die Personalverantwortlichen demnach die Nähe des Studiums zum beruflichen Alltag: Gut 48 Prozent loben den hohen Praxisbezug, mehr als 47 Prozent sind der Ansicht, dass die privaten Hochschulen einen schnellen Berufseinstieg ermöglichen.
Der Grund: Die privaten Hochschulen können ihre Lehrpläne flexibler an den Bedarf am Arbeitsmarkt anpassen und deshalb innovativere Angebote machen. Viele Studiengänge können berufsbegleitend absolviert werden. Praxisnähe ist dabei quasi im Studium mit angelegt. "Die privaten Hochschulen setzen damit heute schon um, was sich die Personalabteilungen konkret wünschen", kommentiert IW-Ökonom Matthias Diermeier. Allerdings müssten die Vorteile noch jene Unternehmen erreichen, die bislang keine Absolvierenden privater Hochschulen beschäftigen.
Studierende an privaten Hochschulen haben ambitionierte Karrierepläne
Warum es sich lohnen kann, Absolvierende privater Hochschulen einzustellen, hatte das IW bereits im Vorjahr in einem Gutachten ausgeführt. Eine Befragung von 1.180 Studierten und Hochschulzugangsberechtigten im Frühjahr 2023 hatte ergeben: Wer an einer privaten Hochschule studiert, ist ambitioniert, was die eigene Karriere anbelangt. 77 Prozent der Befragten gaben an, sich wesentliche Inhalte im Selbststudium anzueignen (öffentliche Hochschule: 71 Prozent). 74 Prozent sagten, sie würden hart arbeiten, um möglichst zügig zu einem Abschluss zu kommen (öffentlich: 70 Prozent).
Neben dem fachlichen Interesse nennen Personen, die ein privates Studium absolvieren oder absolviert haben, als Studienmotive vor allem, im aktuellen Beruf voranzukommen, mehr zu verdienen, etwas zu bewegen und sich auf die Unsicherheiten der Arbeitswelt vorbereiten zu wollen. Eine große Rolle spielt auch die Sicherheit: Etwa zwei Drittel erhoffen sich mithilfe des Studiums langfristig einen guten Job. 46 Prozent wollen sich auf eine Selbstständigkeit vorbereiten.
Wirtschaftswissenschaftliche Fächer sind am stärksten gefragt
Laut der Studierten-Befragung belegen Studentinnen und Studenten an privaten Hochschulen am häufigsten wirtschaftswissenschaftliche Fächer, danach folgen Psychologie und Sozialwesen. So waren im Wintersemester 2021/2022 über ein Drittel der Studierenden in einem wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang eingeschrieben, wohingegen dies nur bei rund einem Achtel der Studierenden an den öffentlichen Hochschulen der Fall war.
Bachelor ist Studienabschluss Nummer eins
Nach dem Bachelor (77,8 Prozent) war der Master mit einem Anteil von 19,8 Prozent der von den Studierenden im Wintersemester 2021/2022 an privaten Hochschulen am zweithäufigsten angestrebte Studienabschluss. In den vergangenen Jahren gewannen vor allem konsekutive Masterprogramme an Bedeutung, sowohl an privaten als auch an öffentlichen Hochschulen. Das führen die Studienautoren auf den Bologna-Prozess zurück.
Andere Studienarten wie MBA-Programme als Zweitstudium für Nicht-Ökonomen waren mit einem Anteil von nur 9,7 Prozent an den privaten Hochschulen relativ selten. An den Hochschulen insgesamt lag der Wert mit 12 Prozent höher, was vorwiegend darauf zurückgehen könnte, dass an den öffentlichen Universitäten in größerem Maß Promotionsstudierende eingeschrieben sind, die in diese Kategorie fallen. Betrachtet man nur die Fachhochschulen, sind die Unterschiede zwischen den privaten und anderen Hochschulen gering.
Hinweis: Die genannten IW-Gutachten wurden im Auftrag des Verbands der Privaten Hochschulen verfasst.
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