Die Trends der letzten Jahre sind im Weiterbildungsangebot angekommen. Aber wie agil arbeiten die Akademien selbst? Und wie offen sind Präsenztrainer für Onlineformate? Antworten geben die Teilnehmer des Zukunftstalks der "Wirtschaft + Weiterbildung".

Wirtschaft und Weiterbildung: Sie bieten viele Seminare zum Thema Agilität an. Sind Akademien selbst auch agile Vorbilder?

Rihaczek: Natürlich müssen wir als Akademie die Prinzipien leben, die wir draußen predigen. Trainer können doch keine agilen Prinzipien vermitteln, wenn sie selbst in einer strengen Hierarchie gefangen sind. Die Frage ist doch, wie erspüren wir als Akademien über die Agilität hi­naus genau das, was der Kunde sonst noch braucht, wenn er selbst noch nicht genau weiß, was ihm wirklich weiterhilft. Dieses Einschwingen auf den Kunden passiert in immer kürzeren Zyklen. 

Agilität und informelles Lernen häufig gefragt

Dyas: Agilität bedeutet nach unserer Einschätzung nicht, dass Führungsseminare wegfallen, weil überhaupt nicht mehr geführt würde. Wenn wir mit unseren Kunden an agilen Themen arbeiten, dann geschieht dies getrennt vom Tagessgeschäft, welches natürlich auch laufen muss. Agilität wird aber auch oftmals Thema, wo es zuerst nicht erwartet wird.

Schmidt: Mich freut grundsätzlich, dass die Ansprüche an uns Weiterbildungsprofessionals steigen. Das heißt nämlich, dass die Personalentwicklung sehr viel ernster genommen wird als in der Vergangenheit. Es wird von uns vor allem erwartet, dass wir wissen, wie Erwachsene lernen und wie eine betriebliche Weiterbildung einen spürbaren Nutzen bringen kann. Wir sollen Konzepte für Seminare und Workshops liefern und gleichzeitig das informelle Lernen nach der 70-20-10-Regel besser unterstützen können. Es geht immer mehr darum, informelles Lernen (Learning by Doing und Austausch mit den Kollegen) zu unterstützen und gleichzeitig soll das Lernen auch noch immer individueller werden. Wenn die Ansprüche der Unternehmen nach oben schießen, dann freue ich mich, weil wir unsere Leistungsfähigkeit (zum Beispiel in Sachen Transfererfolg und Individualisierung) zeigen können. 

"Agilität bedeutet nach unserer Einschätzung nicht, dass Führungsseminare wegfallen, weil überhaupt nicht mehr geführt würde." - Dr. Sabine Dyas, IHK-Akademie Koblenz

Wirtschaft und Weiterbildung: Gehen ihre Präsenztrainer eigentlich mehrheitlich und mit Begeisterung mit auf die Blended-Learning-Reise?

Schmidt: Im Präsenzseminar brauchen wir Trainer mit einer hohen Methodenkompetenz, die aber schon in den letzten Jahren durch eine Blended-Learning-Kompetenz deutlich erweitert wurde. Wir schieben unsere Trainer regelrecht in kontinuierliche Weiterbildungen, damit sie über die Rolle des Präsenztrainers hinauswachsen. Wir reden mit ihnen über Mentoring, Coaching, Tutoring, Moderation von Webinaren und Online-Workshops. Wir brauchen Trainer, die online trainieren können, weil wir den Unternehmen auch Lernplattformen bereitstellen, die jede Art von Kollaboration ermöglichen. 

Trainer müssen lernen, mit Online-Formaten umzugehen

Rihaczek: Ich finde, wer eine Präsenzveranstaltung mit einer Gruppe leitet, sollte auch bei der Nachbereitung im Einsatz sein – einfach um keinen Bruch zu haben. Dazu muss der betreffende Trainer aber in den virtuellen Formaten arbeiten können und wollen. 

"Es geht immer mehr darum, informelles Lernen zu unterstützen und gleichzeitig soll das Lernen auch noch immer individueller werden." - Dr. Jörg Schmidt, Haufe Akademie

Dyas: Ein guter Präsenztrainer kann nicht unbedingt zu einem guten Online-Trainer werden. Die Methoden unterscheiden sich doch sehr stark zwischen Präsenztraining und onlinebasierten Trainings. Wir sind in der vorteilhaften Situation, zahlreiche Präsenzseminare und viele Blended-Learning- und Online-Lehrgänge anzubieten. Somit gibt es nicht nur für jeden Teilnehmer, sondern auch für jeden Trainer das passende Lehrgangsformat. Und gleichzeitig bieten wir unseren Trainern die Möglichkeit, sich in Richtung Lernbegleiter für Blended Learning und die Online-Angebote weiterzuentwickeln und unterstützen sie mit einem entsprechenden Dozentenweiterbildungsprogramm. So haben sie beispielsweise die Möglichkeit, sich zum „Live Online Trainer“ schulen zu lassen.

Schmidt: Das Leben wird schwieriger für die Trainer, die sich nicht mit einer Rolle als Moderator oder Tutor in der Onlinewelt anfreunden können. Online ist einfach Teil unserer Produkte. Die Trainer sind dann schon unter Druck, sich weiterzuentwickeln.