Studie: Einstellung in den Unternehmen zur Digitalisierung Infografik

Die deutsche Wirtschaft gehört im internationalen Vergleich nicht gerade zu den Vorreitern bei der Digitalisierung. Die Coronapandemie hat jedoch die Vorbehalte gegen digitalisierte Arbeitsprozesse schwinden lassen. Ein analoger Klassiker behauptet sich aber, wie eine Studie des Digitalverbands Bitkom zeigt.

Die Coronapandemie hat in der deutschen Wirtschaft die Bedenken gegen die Digitalisierung fast vollständig verschwinden lassen. Gut ein Jahr nach dem ersten Lockdown zweifeln 2021 nur noch zwölf Prozent aller Unternehmen mit 20 oder mehr Beschäftigten am Nutzen der Digitalisierung für ihre Firma. Das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Befragung von mehr als 500 Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

Zu Beginn der Pandemie hatten noch 27 Prozent gesagt, ihnen sei der Nutzen unklar. 2019 lag die Quote der Digital-Skeptiker sogar bei 34 Prozent. Nun sagen zwei Drittel (64 Prozent), dass digitale Technologien dem Unternehmen helfen, die Pandemie zu bewältigen.

Digitalisierungsstudie: Elektronische Rechnung überholt Papierbelege

Der Stimmungsumschwung zeigt sich auch in konkreten Anwendungen. So lagen erstmals bei einer Unternehmensumfrage des Bitkom digitale Rechnungen vor den Papierbelegen. 31 Prozent stellen demnach elektronische Rechnungen, 19 Prozent nur auf Papier. 47 Prozent nutzen beide Wege.

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"Corona hat zu einem Digitalisierungsschub in den Köpfen geführt. Jetzt muss es uns gelingen, die Digitalisierung auch in der Praxis voranzutreiben", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. "Wer sich digital aufstellt, kann nicht nur Krisenzeiten besser überstehen, sondern wird davon auch in einer Nach-Lockdown-Zeit profitieren."

Homeoffice als Katalysator für Digitalisierung – hybrid neuer Standard

Katalysator war bei vielen Unternehmen der Zwang, in der Lockdown-Phase ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit anbieten zu müssen, von zu Hause aus arbeiten zu können. 61 Prozent der befragten Unternehmen haben durch Corona festgestellt, dass viele der bislang verwendeten analogen Geschäftsprozesse das Arbeiten im Homeoffice behindern.

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Der Trend zum Homeoffice wird auch nach dem Abklingen der Pandemie anhalten. Davon ist zumindest Thomas Jarzombek, Beauftragter für digitale Wirtschaft im Bundeswirtschaftsministerium, überzeugt. "Ich glaube, dass in der Nach-Corona-Zeit wahrscheinlich 'hybrid' der Standard werden wird, dass man bestimmte Tage im Büro arbeiten wird und andere Tage zu Hause ist", sagte der Politiker auf der "Digital Office Conference 2021" des Bitkom. Manche Mitarbeitende wollten mehr im Büro sein, andere weniger. Beim Buhlen um die Talente werde es dazugehören, dass man auch konkurrenzfähige Arbeitsbedingungen anbiete. "Wir müssten eigentlich bescheuert sein, wenn wir da nicht unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr Freiheit geben."

Videocalls und Kollaborationstools: Digitale Kommunikation nimmt zu

Die digitale Kommunikation gewinnt in den Unternehmen immer stärker an Bedeutung. In der Coronapandemie hat vor allem der Einsatz von Messengern und Kollaborationstools wie Teams und Slack für die interne und externe Kommunikation stark zugelegt. So nutzen zwei Drittel (66 Prozent) häufig Messenger-Dienste, 2020 waren es erst 50 Prozent, 2018 sogar nur 37 Prozent. Und 45 Prozent setzen 2021 häufig Kollaborationstools ein, vor einem Jahr waren es noch 36 Prozent. Auch Videokonferenzen sind in der Pandemie zum Standard geworden. Zwei Drittel (67 Prozent) nutzen sie häufig, zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 waren es erst 61 Prozent und 2018 gerade einmal 48 Prozent. Auch das Smartphone legt mit 89 Prozent nach 81 Prozent (2020) und 51 Prozent (2018) auf hohem Niveau noch einmal zu. Fast keine Veränderung zum Vorjahr gibt es mit 30 Prozent bei Social Media (2020: 29 Prozent, 2018: 25 Prozent) – und alle Unternehmen nutzen unverändert häufig E-Mail.

"Die Coronapandemie beschleunigt Veränderungen in der Kommunikation, die in den vergangenen Jahren begonnen haben. Viele Unternehmen haben festgestellt, dass sich durch die erzwungene Digitalisierung die Qualität und Intensität der internen Kommunikation deutlich verbessert hat", so Berg. "Wir erleben hier keine Krisen-Notkommunikation, sondern dauerhafte Veränderungen."

Digitalisierung bietet Möglichkeiten für den Klimaschutz

Die Digitalisierung eröffnet nach Ansicht des CDU-Politikers auch neue Möglichkeiten im Klimaschutz. So gebe es viel Potenzial bei gemeinsam genutzten Büroflächen im ländlichen Raum. Als Abgeordneter aus Düsseldorf sehe er "viele Leute, die sich morgens aus dem Niederrhein in die Innenstadt reinstauen und abends wieder zurück." Nicht alle Pendler könnten aber gut von zu Hause aus arbeiten. "Die würden gerne irgendwo einen Coworking-Space in näherer Umgebung nutzen, anstatt zwei Stunden täglich fürs Fahren zu investieren."

Potenzial bei Infrastruktur und digitalem Dokumentenmanagement

Oft sind es aber nicht nur beengte Verhältnisse zu Hause, die das Homeoffice in Deutschland erschweren, denn nicht überall ist die notwendige zuverlässige Telekommunikations-Infrastruktur vorhanden. Bei einer repräsentativen Umfrage von YouGov im Auftrag von Check24 gaben 61 Prozent der Befragten an, dass ihre Arbeit von zu Hause mindestens einmal durch Internetabbrüche oder langsame Geschwindigkeit beeinträchtigt wurde.

Bei einer Digitalisierung über das Homeoffice hinaus stehen aber - wie die Bitkom-Studie zeigt - ohnehin viele Unternehmen noch am Anfang: Nur 48 Prozent setzen Lösungen zur Digitalisierung von Dokumenten ein, 44 Prozent ein Workflow-Management etwa für Freigabeprozesse und 41 Prozent ein digitales Archiv und Dokumentenmanagement (hier lesen Sie mehr dazu, wie Sie eine digitale Personalakte richtig anlegen und führen). Und auch das alte analoge Faxgerät ist in vielen Büros noch nicht verschwunden. In 43 Prozent der Unternehmen ist es 2021 noch zu finden. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 49 Prozent.

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Fehlende Fachkräfte bremsen die Digitalisierung

Das Tempo der Digitalisierung wird aber auch durch den Fachkräftemangel gebremst. So verfügen der Bitkom-Umfrage zufolge 2021 nur noch 56 Prozent über die erforderlichen Mitarbeitenden, um die Digitalisierung von Geschäfts- und Verwaltungsprozessen voranzutreiben, 16 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Dennoch investieren nur noch 64 Prozent in die digitale Fort- und Weiterbildung ihrer Beschäftigten - nach 70 Prozent im Jahr 2020. "Wo Digitalisierung für die Unternehmen jetzt massiv an Bedeutung gewinnt und stärker vorangetrieben werden soll, fällt der Mangel an Know-how stärker auf denn je", sagt Berg. "Umso wichtiger ist es, selbst aktiv zu werden und die Belegschaft umgehend zu qualifizieren."


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