Microlearning: Definition, Beispiele, Kosten

Im Zuge der Digitalisierung und der sich im Wandel befindenden Arbeitswelt halten – neben neuen technischen Möglichkeiten – auch neue Methoden und Formate Einzug in die Aus- und Weiterbildung. Eines davon ist "Microlearning", also das Lernen in kleinen Häppchen. Welche Vorteile Microlearning bringt und wie es in der Praxis umgesetzt werden kann, erläutert Norma Demuro.

Einmal jährlich präsentiert das MMB Insitut in seinem "Trendmonitor" die Ergebnisse der Studie "Learning Delphi", für die Expertinnen und Experten zur Entwicklung des digitalen Lernens in der beruflichen Bildung – jeweils mit Blick auf die kommenden drei Jahre – befragt werden. Wie die aktuelle Ausgabe des MMB-Trendmonitors 2018/19 zeigt, liegen folgende Lernformate im Trend:

  • Blended Learning (97 Prozent)
  • Videos (94 Prozent)
  • Microlearning (91 Prozent)
  • mobile Anwendungen (89 Prozent).

Welche Aspekte sind es also, die das zeitgemäße Lernen ausmachen? Es ist zum einen die Verknüpfung von digitalen und analogen Lernwelten (Blended Learning) und zum anderen die Flexibilität und ständige Verfügbarkeit von Lernangeboten. Mit Microlearning lässt sich dies alles kosteneffizient umsetzen.

Microlearning: Definition

Microlearning (Mikrolernen) meint das Aneignen von Inhalten in kleinen Lerneinheiten – und das gilt als nachweislich effektiv. Innerhalb weniger Minuten (ca. zwei bis 15) und in kleinen Etappen werden konkrete Lernziele erreicht, die auf ein übergeordnetes Ziel ausgerichtet sind. Durch das regelmäßige Lernen in kurzen Einheiten und durch die zielgerichteten Wiederholungen werden Inhalte besser verinnerlicht, wodurch auch der Transfer in die Praxis gestärkt wird.

Weitere Untersuchungen zeigen, dass klassische Weiterbildungskonzepte nicht immer effektiv sind, sprich: nach einer Schulung in der Praxis kaum Anwendung finden. Die Studie "Gebrauchsanweisung fürs lebenslange Lernen" der Hochschule für angewandtes Management, gefördert von der Vodafone Stiftung Deutschland und unter Beratung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), zeigt auf, dass für zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) das Lernen zwar ein elementarer Bestandteil ihrer Arbeit ist, aber nur 27 Prozent glauben, dass sie eine hohe Fähigkeit für den Transfer in die Praxis besitzen.

Der Mix aus lernbegleitenden, digitalen Impulsen scheint folglich nicht nur ein Trend zu sein, sondern auch nachweislich notwendig und effektiv. Wie lässt sich das in der Praxis umsetzen?

Verschiedene Formen von Microlearning

Microlearning kommt in verschiedenen Formen in der Praxis zum Einsatz. Beispielsweise durch:

  • kurze Lernvideos
  • spielerische Elemente wie ein Quiz (Stichwort: Gamification)
  • übersichtliche Infografiken
  • digitale Karteikarten
  • interaktive Elemente.

Wichtig ist vor allem, dass Multimedialität dazu genutzt wird, um eine große Vielfalt und Abwechslung zu generieren. Auch innerhalb einzelner Elemente sind verschiedene Formate möglich, so beispielsweise innerhalb des Quiz: Ja-/Nein-Fragen, Auswahl aus verschiedenen Antwortmöglichkeiten (Multiple Choice), Fragen mit/ohne Bild et cetera.

Die Lerneinheiten können in den Berufsalltag praktisch eingebunden werden: Sowohl auf dem Weg zur Arbeit, als auch während einer Dienstreise oder in der Kaffeepause kann auf die Microlearning-Einheiten zugegriffen werden. Auch kleinere Leerläufe lassen sich so effektiv überbrücken. Mithilfe einer App kann Microlearning zeit- und ortsunabhängig in den Tag integriert werden. Der Gamification-Ansatz steigert dabei die Motivation und Interaktion.

Microlearning: Beispiele aus der Praxis

Zahlreiche Unternehmen und Ausbildungsbetriebe haben Microlearning-Produkte erfolgreich im Einsatz, wie die folgenden drei Beispiele zeigen.

Deutschkurs Medizin mit der Karteikarten-App des Springer Verlags:

Beim Springer Verlag kommt eine Karteikarten-App zum Einsatz, die Medizinern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, dabei hilft, Fachbegriffe zu lernen – egal wann und wo. Mithilfe einer Audio-Funktion können die Begriffe auch angehört werden – dadurch wird das Hörverständnis trainiert. Im Anschluss daran werden die Karten in fünf verschiedene Boxen einsortiert. So kann festgelegt werden, welche Karten noch einmal wiederholt werden sollen und welche nicht.

Spielerisch lernen dank Quiz der Geno-Akademie:

Die Geno-Akademie ist Deutschlands größte genossenschaftliche Bildungseinrichtung für Banken und Genossenschaften in den Bereichen Personalentwicklung, Jobtrainings, Seminare, Inhouse, E-Learning und Webinare. Um insbesondere Quereinsteigern und dual Studierenden die Ausbildung zur Bankkauffrau bzw. zum Bankkaufmann zu erleichtern, wird eine mobile Lernlösung eingesetzt. Diese steigert die Nachhaltigkeit des Wissens mit einer seminarbegleitenden App für die Azubis. Im Quiz können Teilnehmer andere zum Duell herausfordern und sich so spielerisch Fachthemen widmen. Im "Selbstlernen-Training" kann das erlernte Wissen überprüft werden. Die Lernstatistik zeigt Wissenslücken zu den verschiedenen Themenfeldern auf. Ein schöner Nebeneffekt: Die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer lernen sich bereits vor den Präsenzseminaren in der digitalen Welt ein Stück weit kennen.

Lernmotivation unter Studierenden per App erhöhen:

Wenn Studierende in den Pausen lernen, ist das ein gutes Signal, denn es zeigt: Lernen macht Spaß. 20.000 richtig beantwortete Fragen innerhalb weniger Wochen sprechen für den Erfolg der Lern-App, die die Bauhaus-Universität Weimar für das Seminar "Siedlungswasserwirtschaft" von Prof. Dr. Jörg Londong implementiert hat. Die App ist bereits über die Grenzen des Seminars hinaus beliebt und motiviert auch andere Studierende, sich mit fachfremden Inhalten auseinanderzusetzen.

Vorteile von Microlearning

Microlearning hat für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter folgende Vorteile:

  • nachhaltige Wissensvermittlung durch kurze Lernabschnitte
  • orts- und zeitunabhängige Nutzung möglich
  • schnelle Rückkopplung: Kontrolle des Lernerfolgs und aktives Handeln
  • Wissensziele eingebettet in Gesamtkontext (Blended Learning)
  • leichte Verinnerlichung, keine Überforderung, Individualität.

Microlearning hat für Unternehmen folgende Vorteile:

  • kostengünstige Ergänzung oder Alternative im Weiterbildungssektor
  • kurze Entwicklungszyklen – innerhalb weniger Wochen einsatzbereit
  • Updates von Lerninhalten und Aktualisierungen schnell und einfach möglich
  • vielseitige Lerninhalte auf unkompliziertem Weg
  • nachhaltige Wissensvermittlung für nachhaltigen Unternehmenserfolg.

Technische Fragen und Voraussetzungen für Microlearning

Wer sich dafür entschieden hat, Microlearning im Unternehmen zu implementieren, der steht im nächsten Schritt vor diversen Fragen rund um die Infrastruktur.

Was benötige ich?
In der Regel reichen ein Internetzugang und ein (mobiles) Endgerät aus, um die App zu bedienen. Dies ist von einem PC/Laptop oder von einem Tablet/Smartphone aus möglich.

Wie erhalten Nutzer Zugang?
Eine einfache Registrierung mit der persönlichen E-Mail- Adresse reicht aus, um auf die jeweiligen Lerninhalte zuzugreifen. Es sind keine komplexen Installationen nötig. Vouchers, also kurze Codes für den Login, stellen sicher, dass auch nur diejenigen auf die Lerninhalte zugreifen, die hierzu berechtigt sind. Eine anonyme Nutzung ist auf Wunsch ebenfalls möglich.

Wie kommen die Quizfragen oder Lerninhalte in die App?
Über einen Administrationsbereich. Der Administrator im Unternehmen kann die Quizfragen eintippen oder aus einer anderen Datei kopieren und einfügen. Wenn es zum Start viele Hunderte von Fragen gibt, die in einer Excel-Datei vorliegen, übernimmt beispielsweise das Unternehmen Keeunit das automatische Einspielen. Der E-Learning-Dienstleister unterstützt Unternehmen außerdem bei der Erstellung von Lerninhalten.

Wie steht es um den Datenschutz?
Dies ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Keeunit setzt beispielsweise ausschließlich auf ISO-zertifizierte Rechenzentren, bei denen Daten in Deutschland gespeichert und regelmäßig durch Experten geprüft werden. Alle personenbezogenen Daten werden gemäß der Datenschutzgrundverordnung, die seit Mai 2018 in Kraft ist, verarbeitet.

Was passiert im Fall einer technischen Störung?
Die Speicherung auf mehreren Servern stellt beispielsweise bei Keeunit sicher, dass die Daten auch bei einer Störung stets durchgängig erreichbar sind. Eine SSL-Verschlüsselung kodiert die Daten so, dass sie vor Dritten sicher sind.

Microlearning: Was kostet eine Lern- oder Quiz-App?

Die Kosten für eine App, mit der Microlearning umgesetzt wird, unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter. Die Gebühr setzt sich in der Regel aus einer einmaligen Einrichtungsgebühr sowie der Nutzeranzahl und dem Umfang der App zusammen. Bei Keeunit starten die monatlichen Gebühren bei 290 Euro Monat zzgl. Einrichtungspauschale, sodass insgesamt für die Dauer von einem Jahr mit einer vierstelligen Summe im mittleren bis höheren Bereich kalkuliert wird. Hinzu kommen können Kosten für die Erstellung von Lerninhalten. Dem gegenüber stehen die Kosten, die durch Fahrt- und Übernachtungskosten bzw. mehrtägige Inhouse-Seminare entstehen. In der Regel amortisieren sich die Kosten innerhalb kürzester Zeit.


Zur Autorin: Norma Demuro ist Gründerin und Geschäftsführerin der Keeunit GmbH, ein Start-up, das sich sich auf digitale Lern-Lösungen und spielebasierte Wissensvermittlung spezialisiert hat.


Buchtipp: Ausbildung 4.0

Der obige Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch "Ausbildung 4.0", hrsgg. v. Stefan Dietl und Marcus Hennecke, das im August 2019 bei Haufe erschienen ist. Das Buch bietet Impulse für Ausbildungsunternehmen, Ausbilder und ihre Auszubildenden, die ihre Ausbildung in der Arbeitswelt 4.0 zeitgemäß, digital und zukunftsorientiert aufstellen möchten.


Das könnte Sie auch interessieren:

Studie: Micro Learning in Unternehmen in digitaler Form beliebter

Top-Thema Agiles Lernen: Beispiele für agile Lernformate