Kolumne: Von schlechten Stellenanzeigen lernen

Recruiter müssen die neuen Instrumente und Trends der Stellenmärkte kennen. Was sich auf dem Markt tut, beobachtet Jobbörsen-Expertin Daniela Furkel. Sie zeigt die Trends in ihrer Kolumne auf. Heute: Wie Sie aus den Fehlern anderer lernen, um Stellenanzeigen zielführend zu gestalten.

Mittlerweile werden über das Jahr verteilt zahlreiche Negativpreise verliehen, etwa der "Sprachpanscher des Jahres" vom Verein Deutsche Sprache, die "Saure Gurke" für frauenfeindliche Medienbeiträge oder der internationale "Big Brother Award", der Angriffe auf Datenschutz und Privatsphäre anprangert. Allen ist gemeinsam, dass eine Vereinigung oder Initiative Missstände anprangern und eine möglichst große Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen will.

Schlechteste Stellenanzeige mit Goldener Runkelrübe ausgezeichnet

Den klangvollsten Namen trägt ganz unbestritten die "Goldene Runkelrübe", die am 4. Dezember ihren großen Auftritt in Berlin hatte. An diesem Abend verliehen die HR-Experten Jannis Tsalikis und Henner Knabenreich den Award für "herausragend schlechte Personalmarketingmaßnehmen". In der Kategorie  "Abschreckendste Stellenanzeige" hat die Jury die Kreissparkasse Birkenfeld zum Gewinner erklärt. Sie zählt – laut Geschäftsbericht 2012 – über 400 Mitarbeiter, darunter gut 58 Prozent weibliche Beschäftigte.

Umso erstaunlicher ist das Fotomotiv, mit dem die Kreissparkasse eine Stellenanzeige bebilderte, die Jugendliche für eine kaufmännische Ausbildung oder ein duales Studium interessieren will: Sieben junge Menschen stehen an oder auf einer Klappleiter, die fünf Frauen am Boden oder auf den unteren Sprossen, die zwei Männer auf den oberen Sprossen der Leiter. Der Text dazu: "Gestern noch in der Schule – heute schon auf der Karriereleiter!". Was man mit diesem Bild ausdrücken will? Heißt das, dass der hohe Anteil weiblicher Mitarbeiter in der Kreissparkasse Birkenfeld durch mehr männliche Azubis ausgeglichen werden soll? Ist es ein Hinweis darauf, dass Männer bessere Karrierechancen haben, weil sie sich auf der wackeligen Klappleiter weiter nach oben trauen? Oder wollte sich das Unternehmen gleichzeitig auch für die „Saure Gurke“ – den Preis für frauenfeindliche Medienbeiträge – bewerben?

Typische Fehler in Stellenanzeigen treten immer wieder auf

Aber nun im Ernst: Der diesjährige Preisträger in der Kategorie Stellenanzeigen ist ein ganz besonderes Beispiel dafür, wie eine Kommunikationsidee völlig aus dem Ruder laufen kann. Weshalb haben die Verantwortlichen das gewählte Bild vor der Veröffentlichung nicht mit Kollegen, Grafikern oder anderen Experten diskutiert? Dann wären sie sicherlich davor bewahrt worden, ein Motiv zu veröffentlichen, über das jetzt die Personalerszene lacht. Wer sich beim Kleidungskauf unsicher ist, fragt ja auch nicht nur die Verkäuferin (die das lila-grün-gestreifte Stück endlich loswerden möchte), sondern holt sich idealerweise zusätzlich den Rat einer guten Freundin, eines guten Freunds ein.

Tipps für Jobinserate nicht umgesetzt

Auch die weiteren nominierten Stellenanzeigen machen deutlich, dass Studien zum Nutzerverhalten und Ratgeber für das bessere Gestalten und Texten von Jobinseraten in vielen Unternehmen offenbar noch nicht angekommen sind. Typische Fehler treten immer wieder auf. So sucht Ergo nach einem/einer "Referent/in Reservierung Spezial, AVB K".  Allein der unverständliche Jobtitel wird einige potenzielle Bewerber abschrecken. In elf Aufzählungspunkten werden dann die "Aufgaben" des neuen Mitarbeiters beschrieben, elf weitere Aufzählungspunkte erläutern, wie das „Profil“ aussehen sollte – alles sehr textlastig und kleingedruckt. Aussagekräftige Informationen zum Unternehmen fehlen ebenso wie eine direkte Kontaktmöglichkeit zum Ansprechpartner im Personalmanagement.

Ganz ähnlich die Stellenanzeige von Hansgrohe, mit der ein "PR-Referent (m/w) International" gesucht wird: In einem 16-zeiligen Fließtext werden in kleiner Schrift die Aufgaben des neuen Mitarbeiters beschrieben, weitere elf Zeilen erläutern kleingeschrieben das Profil. Ein Ansprechpartner im Personalwesen mit direkten Kontaktdaten ist nicht zu finden, wenigstens werden Leistungen des Arbeitgebers wie kostenfreies Jobticket, Erfolgsprämien und Gesundheitsmanagement kurz erwähnt. Andere Nominierungen für die „Goldene Runkelrübe“ weisen weitere typische Fehler auf wie Text-Bild-Scheren, abstruse Headlines und unverständliche Inhalte.

Stellenanzeigen selbst gestalten: Machen Sie es besser!

Auch für die weiteren Kategorien des Awards – von Karrierewebseite bis Social Media – gilt: Hier kann ein aufmerksamer Betrachter mindestens so viel lernen wie in einem halbtägigen Employer-Branding-Seminar. Machen Sie es besser! Sie können es! Und denken Sie bitte immer an die wichtigste Grundregel eines Recruitingvideos: Bloß nicht rappen!

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