Rz. 17

Durch Satz 1 wird der Ausgleichsbedarf auf den Faktor 1,000 gesetzlich für die Zeit bis zum 30.6.2026 festgesetzt.

 

Rz. 18

Die Regelung des § 255g Satz 1 ist zunächst eine Konsequenz aus der Entwicklung des Ausgleichsbedarfs, der wiederum mit der Rentengarantie in § 68a im Zusammenhang steht. Die Schutzklausel des § 68a Abs. 1 Satz 1 und Satz 3 gibt eine Garantie gegen Rentenkürzungen (vgl. GRA der DRV zu § 68a SGB VI, Stand: 29.8.2011, Anm. 2). Die an und für sich notwendige Rentendämpfung, die durch die Rentengarantie nicht zum Zug kommt, wird durch den Ausgleichsbedarf kompensiert.

 

Rz. 19

§ 68a Abs. 1 Satz 2 enthält insoweit die Legaldefinition des Ausgleichsbedarfs und definiert diesen als die unterbliebene Minderungswirkung; nach dieser Regelung findet bei einer zuvor erfolgten Anhebung des aktuellen Rentenwertes auf das Vorjahresniveau aufgrund der Schutzklausel des § 68 Abs. 1 Satz 1 in den Folgejahren bei einem höheren aktuellen Rentenwert die Verrechnung statt (§ 68a Abs. 1 Satz 2). Die Abschmelzung des Ausgleichsbedarfs erfolgt nach § 68 Abs. 3, indem die Rentenanpassungen grundsätzlich halbiert werden.

 

Rz. 20

In der – auf der Verordnungsermächtigung nach § 69 Abs. 1 beruhenden – Rentenwertbestimmungsverordnung 2018 v. 12.6.2018 (BGBl. I S. 838) hat die Bundesregierung in § 3 (wiederholt gegenüber den Vorjahren) festgesetzt, dass der Ausgleichsbedarf ab dem 1.7.2018 1,0000 beträgt; nachdem letztlich mit der Rentenwertbestimmungsverordnung 2013 v. 12.6.2013 (BGBl. I S. 1574) letztmalig zum 1.7.2013 ein niedrigerer Ausgleichsbetrag von 0,9954 festgesetzt wurde; der Ausgleichsbetrag (Ost) wurde bereits ab 1.7.2013 auf 1,000 festgesetzt. Die Abschmelzung des Ausgleichsbedarfs in den alten Bundesländern wurde daher bereits zum 1.7.2014 abgeschlossen. Spätestens zum 30.6.2018 besteht daher nach § 68a Abs. 1 Satz 2 i.V.m Abs. 3 kein zu verrechnender Ausgleichsbedarf mehr.

 

Rz. 21

Der Ausgleichsbedarf und der Ausgleichsbedarf (Ost) ist seit 2010 wie folgt durch die jeweils gültige Rentenwertbestimmungsverordnung festgesetzt worden:

  • ab 1.7.2010 = 0,9619 und 0,9817 (Ost) (Rentenwertbestimmungsverordnung 2010 v. 25.6.2010, BGBl. I S. 816),
  • ab 1.7.2011 = 0,9715 und 0,9857 (Ost) (Rentenwertbestimmungsverordnung 2011 v. 6.6.2011, BGBl. I S. 1039),
  • ab 1.7.2012 = 0,9929 und 1,0000 (Ost) (Rentenwertbestimmungsverordnung 2012 v. 21.6.2012, BGBl. I S. 1389),
  • ab 1.7.2013 = 0,9954 und 1,0000 (Ost) (Rentenwertbestimmungsverordnung 2013 v. 12.6.2013, BGBl. I S. 1574),
  • ab 1.7.2014 = 1,0000 und 1,0000 (Ost) (Rentenwertbestimmungsverordnung 2014 v. 16.6.2014, BGBl. I S. 746),
  • ab 1.7.2015 = 1,0000 und 1,0000 (Ost) (Rentenwertbestimmungsverordnung 2015 v. 12.6.2015, BGBl. I S. 965),
  • ab 1.7.2016 = 1,0000 und 1,0000 (Ost) (Rentenwertbestimmungsverordnung 2016 v. 20.6.2016, BGBl. I S. 1360),
  • ab 1.7.2017 = 1,0000 und 1,0000 (Ost) (Rentenwertbestimmungsverordnung 2017 v. 8.6.2017, BGBl. I S. 1522),
  • ab 1.7.2018 = 1,0000 (Rentenwertbestimmungsverordnung 2018 v. 12.6.2018, BGBl. I S. 838); ein Ausgleichsbedarf (Ost) war wegen der gesetzlichen Anordnung der aktuellen Rentenwerte (Ost) ab 1.7.2018 nach § 255a nicht mehr festzusetzen; die Verordnungsermächtigung hierzu nach § 255b in der ab 1.1.2018 gültigen Fassung sieht konsequenterweise hierzu keine Befugnis der Bundesregierung mehr vor.

Der Ausgleichsbedarf ist regelmäßig in § 3 der jeweiligen Rentenwertbestimmungsverordnung geregelt. Ab der Rentenwertbestimmungsverordnung 2019 wurde in Konsequenz von § 255g Satz 2 in der Fassung des RV-Leistungsverbesserungs- und -Stabilisierungsgesetzes vom 28.11.2018 (BGBl. I S. 2016) kein Ausgleichsbedarf mehr ausgewiesen.

 

Rz. 21a

Durch das Gesetz zur Rentenanpassung 2022 und zur Verbesserung von Leistungen für den Erwerbsminderungsrentenbestand (Rentenanpassungs- und Erwerbsminderungsrenten-Bestandsverbesserungsgesetz) v. 28.6.2022 (BGBl. I S. 975) wurde der Ausgleichsbedarf wieder in Kraft gesetzt und mit § 255g einmalig ab dem 1.7.2021 gesetzlich festgelegt. Aufgrund der Wiedereinführung des Ausgleichsbedarfs wird seit 2022 auch der Ausgleichsbedarf in der gesetzlichen Rentenversicherung wieder durch die jeweils gültige Rentenwertbestimmungsverordnung (neu) bestimmt. Seitdem wird der Ausgleichsbedarf wie folgt durch die jeweils gültige Rentenwertbestimmungsverordnung festgesetzt (jeweils in § 2):

  • ab 1.7.2022 = 1,0000 (Rentenwertbestimmungsverordnung 2022 v. 28.6.2022, BGBl. I S. 975, 978),
  • ab 1.7.2023 = 1,0000 (Rentenwertbestimmungsverordnung 2023 v. 21.6.2023, BGBl. I 2023 Nr. 164).

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Personal Office Platin. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge