Mehrfachbeschäftigung: Kombinationen, Vor- und Nachteile

Die Zahl der Menschen, die parallel mehrere Beschäftigungsverhältnisse haben, ist auf einen neuen Rekordwert von rund 3,5 Millionen gestiegen. Laut Bundesagentur für Arbeit hatten Mitte 2019 die meisten davon neben einem regulären Job noch einen Minijob. Die Formen der Mehrfachbeschäftigung sind vielfältig, ebenso wie die Gründe dafür.

Millionen Menschen in Deutschland haben mehrere Beschäftigungen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ende Juni 2019 gab es bundesweit 3,54 Millionen Mehrfachbeschäftigte. Ein Jahr vorher waren es noch rund 124.000 Menschen weniger. Das geht aus der Antwort der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor. Der Anteil der Menschen mit einem Nebenjob an den Beschäftigten insgesamt stieg auf 9,2 Prozent. Zehn Jahre zuvor waren es erst 2,33 Millionen Mehrfachbeschäftigte, die einen Anteil von 7,1 Prozent ausmachten.

Mehrfachbeschäftigung: Tendenz seit Jahren steigend

Die Tendenz zu mehreren Jobs setzt sich seit Jahren fort. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für geringfügig entlohnte Beschäftigung im Nebenjob gelten seit 2003. 2004 waren noch 1,86 Millionen Menschen mit mindestens zwei Stellen registriert.

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Kombinationen der Mehrfachbeschäftigung

Fast drei Millionen Mehrfachbeschäftigte hatten den Angaben zufolge neben einem regulären sozialversicherungspflichtigen Job noch eine geringfügige Beschäftigung. Zweithäufigste Kombination (Stand Mitte 2019: 345.400 Menschen) sind zwei sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Als dritte Variante kombinierten knapp 260.700 Menschen zwei oder mehr Minijobs.

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Geld als häufigstes Motiv für Mehrfachbeschäftigung

"Der überwiegende Teil dürfte aus purer finanzieller Not mehr als einen Job haben und nicht freiwillig", kritisierte die Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann, die die Anfrage gestellt hatte. Laut BA arbeiteten zuletzt insgesamt 4,14 Millionen Menschen im unteren Lohnbereich und verdienten damit unter zwei Drittel des mittleren Einkommens (= weniger als 2.203 Euro). Tatsächlich waren laut einer Studie des Instituts WSI der Hans-Böckler-Stiftung für 53 Prozent der Befragten finanzielle Schwierigkeiten ausschlaggebend dafür, eine Nebentätigkeit aufzunehmen. Für 51 Prozent war die Erfüllung von besonderen Konsumwünschen entscheidend.

Doch es gibt noch andere Motive außer Geld: So wurden laut der WSI-Studie auch die Zusammenarbeit und Kommunikation mit anderen Menschen (58 Prozent), der Wille, anderen Menschen helfen zu können (knapp 50 Prozent), sowie die Verwirklichung einer Leidenschaft und die Erweiterung beruflicher Perspektiven als Gründe für die Mehrfachbeschäftigung genannt.

24 Prozent der Befragten gaben an, dass sie keine Vollzeitstelle finden konnten und deshalb den Weg der Mehrfachbeschäftigung wählten. Dies kann bei gleicher Stundenanzahl teilweise sogar finanziell günstiger sein.

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Geringeres Monatseinkommen bei Mehrfachbeschäftigung

Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus dem Jahr 2017 deutet ebenfalls darauf hin, dass viele Beschäftigte mit Nebenjob auf das Geld angewiesen sind. Sie zeigt jedoch auch, dass Mehrfachbeschäftigte in ihrer Hauptbeschäftigung im Schnitt etwa 570 Euro im Monat weniger verdienen als Menschen mit nur einem Job.

Existenzsichernde Arbeit: Anhebung des Mindestlohns gefordert

Um dem Trend zur Mehrfachbeschäftigung zu begegnen, fordert die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann die Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro sowie die Abschaffung von Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit und von sachgrundlosen Befristungen. Zudem müssten Minijobs in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung überführt werden. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wies darauf hin, dass Niedriglöhne auch daraus resultierten, dass immer weniger Arbeitsplätze an Tarifverträge gebunden seien. Im Jahr 2018 waren laut Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) nur 56 Prozent (West) beziehungsweise 45 Prozent der Beschäftigten (Ost) tarifgebunden.

Mehrfachbeschäftigung: Rentenansprüche durch Minijob und Nebenjob

Dass die Zahl der Mehrfachbeschäftigungen stetig steigt, wirft Fragen auf. Unter anderem auch: Welche Vor- und Nachteile hat eine Befreiung von der Rentenversicherungspflicht in Minijob und Nebenjob? Die Antwort erhalten Sie in unserem Top-Thema "Nebenbeschäftigung".

dpa
Schlagworte zum Thema:  Mehrfachbeschäftigung, Nebenjob, Minijob, Midijob