Soziale Wohnungswirtschaft in Berlin

BBU-Unternehmen investieren Rekordsummen ins Wohnen


BBU-Unternehmen investieren Rekordsummen ins Wohnen

Die Berliner BBU-Mitgliedsunternehmen haben 2024 Rekordsummen in neue Wohnungen, zeitgemäße Bestände und klimafitte Quartiere gesteckt – zu einem hohen Preis: unterm Strich bleibt real ein dickes Minus. Was die Politik tun kann.

Die soziale Wohnungswirtschaft in Berlin hat im vergangenen Jahr einen großen Beitrag geleistet – mit Rekordinvestitionen in den Neubau und in Modernisierungen. Auflagen, hohe Baukosten und schleppende Planungsverfahren setzten die Mitglieder im Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) dabei unter Druck, hieß es bei der Vorstellung aktueller Zahlen am 17. Juli in Berlin. Es gibt allerdings auch erste Anzeichen von wieder etwas mehr Optimismus in der Branche.

"Um das Wohnen voranzubringen, brauchen wir jetzt ein starkes Teamplay mit Politik und Verwaltung", sagte BBU-Vorständin Maren Kern. Erste Fortschritte machten Mut – vom Schneller-Bauen-Gesetz, über die auf den Weg gebrachte Verwaltungsreform, das erneuerte Wohnungsbündnis in Berlin bis zum Bauturbo der Bundesregierung. "Davon brauchen wir jetzt noch mehr – mehr Planungssicherheit, mehr Freiräume, mehr kooperatives Miteinander für mehr Vertrauen", so Kern.

Rekordinvestitionen nicht ohne Mietsteigerungen

Im vergangenen Jahr haben die BBU-Mitgliedsunternehmen in Berlin den Angaben zufolge rund drei Milliarden Euro in das Wohnen investiert – so viel wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung durch den BBU im Jahr 1991. Das waren 6,5 Prozent mehr als 2023. Zugelegt haben vor allem die Investitionen in Neubau (plus 15 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro) und Instandhaltung (plus 7,5 Prozent auf knapp eine Milliarde Euro).

Für das laufende Jahr haben sich die Berliner Unternehmen in den Projektionen noch mehr vorgenommen: Geplant sind Steigerungen der Gesamtinvestitionen um 32 Prozent (zirka eine Milliarde Euro) auf rund 3,9 Milliarden Euro. "Es ist ein Glück für Berlin, dass sie auch im Umfeld hoher Bau- und Finanzierungskosten, belastender Auflagen und zäher Verwaltungsabläufe nicht die Flinte ins Korn werfen", sagte Kern. Trotz aller Effizienzanstrengungen könnten Mietsteigerungen so nicht verhindert werden. 2024 lagen die Durchschnittsmieten bei den BBU-Mitgliedern in Berlin bei 6,97 Euro nettokalt pro Monat und Quadratmeter – fünf Prozent mehr als im Vorjahr. 

Baustau in Berlin: Argument gegen scharfe Regulierung

Die Neubauzahlen in Berlin sinken laut BBU-Jahresstatistik immer weiter: Trotz des ungebrochen hohen Bedarfs, war die Zahl sowohl der Fertigstellungen als auch der Baubeginne bei den Mitgliedsunternehmen im Jahr 2024 so niedrig wie seit Jahren nicht. Viele Unternehmen würden gerne mehr bauen – können aber nicht, weil die neuen Wohnungen zu viel kosten würden.

"Um die hohen Baukosten und die hohen Zinsen zu refinanzieren, müssten die Unternehmen im Neubau längst Mieten von 20 Euro und mehr pro Quadratmeter nehmen. Das würde aber die meisten Mieter überfordern", erklärte Kern. Deshalb müssten viele Projekte in der Schublade bleiben. Eine Umfrage unter den Berliner BBU-Unternehmen zeigt, dass gestiegene Materialpreise und Handwerkskosten sowie teure Zinsen die größten Projektbremsen sind.

Weitere radikale Eingriffe in den Wohnungsmarkt wegen einzelner schwarzer Schafe unter den Vermietern hält Kern für kontraproduktiv. Dadurch würden Unternehmen am härtesten getroffen, die sich schon jetzt durch Zurückhaltung und Sozialorientierung bei den Mieten auszeichneten und damit wirtschaftlich besonders gefordert seien.

Energieeffizienz: Hälfte der Wohnungen auf gutem Niveau

Die BBU-Mitgliedsunternehmen haben die Bestände in den vergangenen Jahrzehnten laut Mitteilung stetig modernisiert. Trotzdem reicht bei vielen Wohngebäuden der damalige Energieeffizienzstandard teilweise nicht mehr aus, um den zwischenzeitlich verschärften gesetzlichen Auflagen gerecht zu werden. Laut Kern stehen die Unternehmen am Beginn einer weiteren Modernisierungswelle.

Rund 52 Prozent der Wohnungen liegt nach einer aktuellen Auswertung des BBU in den Energieeffizienzklassen A+ bis C – also auf einem guten Niveau. Etwa 34 Prozent fallen in die soliden Kategorien D und E, während 7,7 Prozent in die Klassen F und darunter fallen. "Diese Gebäude sollen energetisch verbessert werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen", so Kern. Die Unternehmen müssten in den nächsten Jahren erhebliche Mittel für energetische Sanierungen bereitstellen. Dafür brauche man einen Dreiklang aus realistischen Vorgaben, stabilen Förderprogrammen und ausreichenden Refinanzierungsmöglichkeiten über die Mieten.

Kommunale Wohnungsgesellschaften mit Rekordinvestitionen

Die sieben landeseigenen Wohnungsgesellschaften in Berlin investieren 2025 so viel Geld wie noch nie in Neubau, Modernisierung und Instandhaltung. Im Vergleich zum vergangenen Jahr steigen die Aufwendungen um rund 38 Prozent auf den Rekordwert von 2,6 Milliarden Euro, wie Unternehmensvertreter anlässlich einer gemeinsamen Tour mit Politikern und Journalisten zu mehreren Neubauprojekten mitteilten.

Allein 1,6 Milliarden Euro fließen demnach in den Wohnungsneubau. Im Jahresverlauf sollen 4.705 neue Wohnungen fertig werden, geplant sind zudem Grundsteinlegungen für weitere 5.681 Wohnungen. Zum Vergleich: 2024 stellten die kommunalen Unternehmen 3.276 Wohnungen fertig und begannen mit dem Bau von 3.971 weiteren.

Obwohl auch die kommunalen Gesellschaften die Mieten erhöhen, sind sie oft niedriger als im Gesamtmarkt. Die durchschnittlichen Nettokaltmieten lagen 2024 im Bestand bei 6,76 Euro pro Quadratmeter und damit den Angaben zufolge 45 Cent unter dem Durchschnitt des Mietspiegels (7,21 Euro pro Quadratmeter). Die Erst- und Wiedervermietungsmieten bewegten sich mit durchschnittlich 8,81 Euro pro Quadratmeter 44 Prozent unter dem allgemeinen Angebotsniveau – das lag laut Wohnungsmarktbericht der Investitionsbank Berlin (IBB) bei 15,74 Euro. 

Knapp ein Viertel der 1,7 Millionen Berliner Mietwohnungen sind in kommunaler Hand. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten zeigten die Wohnungsgesellschaften, dass sie unersetzlich für Berlin seien, sagte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU). "Sie bauen, sie investieren, halten die Mieten bezahlbar. Das ist ein klarer Ausdruck von Verantwortung gegenüber Berlin und den Menschen, die hier leben."


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Schlagworte zum Thema:  Wohnungswirtschaft , Wohnungsbau , Baukosten , Neubau
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