Neues Bauen
Wenn etwas Neues gut läuft – und wenn es dann noch so läuft, wie es im Vertrag der Regierungskoalition steht, dann ist auch die Politik nicht weit. Am 2. Dezember ließ es sich Staatssekretär Dr. Olaf Joachim aus dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen nicht nehmen, persönlich ein Grußwort im eigens zu diesem Anlass aufgestellten Festzelt beizusteuern.
Der SPD-Politiker lobte dann fachkundig das serielle und modulare Bauen, was in dem Holzbauprojekt ein kostengünstiges, schnelles und pragmatisches Vorgehen auf der Baustelle ermögliche, – sowie die digitalgesteuerte und robotisierte Produktion der Bauteile.
158 neue Wohnungen
Eva Weiss, Geschäftsführerin der Buwog, und Generalunternehmerin des wegweisenden Nachverdichtungsprojekts, betonte sichtbar erfreut die Chance, hier sehr schnell attraktiven Wohnraum zu schaffen. Dieser ist jetzt mit Gestehungskosten von etwa 3.400 Euro pro Quadratmeter und einem voraussichtlichen Mietpreis von 15 bis 16 Euro pro Quadratmeter auch nicht gerade günstig. Aber das Projekt will mit seiner geplanten Bauzeit von bloß rund einem Jahr 158 neue Wohnungen für den danach dürstenden Berliner Wohnungsmarkt zur Verfügung stellen.
Richtig stolz würdigte auch der zum Jahresende scheidende Vorstandsvorsitzende von Vonovia, Rolf Buch, das Projekt. Er sei froh den Fortschritt im seriellen Holzbau, in dem kaum CO2-Emmissionen während des Baus zu verzeichnen seien, noch in seiner Position erleben zu können. Richtig dankbar sei er auch, dass er in Gropyus investieren durfte. Wer sich erinnert weiß, dass die Summe mit 100 Millionen Euro schon eine Wette auf die Zukunft mit sehr großem Einsatz war.
Unikate in Serie
Phillipp Erler, Co-Founder und Co-CEO von Gropyus, war nicht minder froh, das besondere Bauvorhaben mit hohen Schallschutzanforderungen direkt an der Bahntrasse schon so weit voran gebracht zu haben. Er betonte beim Rundgang über die Baustelle die Fähigkeit seines Unternehmens, nicht bloß eine bestimmte Anzahl fertiger Module produzieren zu können. Vielmehr könnten sie individuell zusammensetzbare Teile digital planen, "just in time" herstellen, anliefern und verbauen. Unikate in Serie seien das.
Als Unternehmen wüchsen sie selbst täglich an diesem Prozess. Er hob auch die CO2-Reduktion um 38 Prozent gegenüber dem herkömmlichen Bauprozess hervor. Die verschiedenen Holzarten dafür kämen hauptsächlich aus dem nahe zum Produktionsort Richen gelegenen Oden- wie auch dem Schwarzwald. Keller und Treppen seien in dem Hybridbau allerdings noch aus Beton. Die allseits gelobte Schnelligkeit im Bauprozess erreichten sie vor allem durch die Optimierung der durchgehenden Lieferkette und durch die Einfachheit der Montage vor Ort. Letztere laufe im Übrigen sehr nachbarschaftsfreundlich ab. Denn das lauteste Baugeräusch sei der Starkschrauber.
Fertigstellung Anfang 2027
Für die Buwog erläuterte Geschäftsführerin Weiß leicht bedauernd, dass sie aufgrund der bereits existenten Baugenehmigung keine Fördermittel für dias rein privat finanzierte Projekt beantragen konnten. Der Vorteil gegenüber den ja fast identischen Gestehungskosten im Vergleich mit dem konventionellen Bau seien unter anderen die Einschließung bereits der Planungskosten in den Auftrag. Gut sei die Abwesenheit von Feuchtigkeit im Neubau, der wegen des Gipsfaseranteils in den Modulen immer unter einem extra witterungsgeschützen Überbau stattfindet.
Das Projekt ist als Effizienzhaus 55 NH ausgelegt und strebt das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude Plus (QNG-PLUS) an. Die Fertigstellung ist für Anfang 2027 geplant. Es ist das größte bislang in Bau befindliche Bauprojekt von Gropyus. Weitere Aufträge unterschiedlicher Umfänge seien in der Pipeline. Das aufstrebende Bauunternehmen verspricht sich nun, mit dem erlebbaren Projektfortschritt an der Schlichtallee, auch viele neue Kunden zu gewinnen. Denn ohne diese wird es – sei das Bauen auch noch so neu – kein tägliches Wachstum geben.
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Bernd Michalski
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Der gleiche Ansatz wie die US-amerikanische Holzbaufirma Katerra aus dem Menlo-Park in Kalifornien, die 2 Milliarden US-Dollar eingesammelt hatten und nach 6 Jahren pleite waren.