Konzepte für den Einzelhandel

"Have I the courage to change?" – Der Song, mit dem der diesjährige German Concil Congress eröffnet wurde, sagte eigentlich alles. Und ein Wandel wird notwendig, wenn die Einzelhandelsbranche überleben will.

Fast schon überflüssig, die großen Herausforderungen aufzuzählen, vor der allein die Branche der Shopping Center-Betreiber steht: Neben der Konkurrenz des Onlinehandels ist sie jetzt auch noch konfrontiert mit einem Mix aus Fachkräftemangel und den Folgen des Krieges in der Ukraine.

Nils Busch-Petersen, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, betonte beim German Council Congress in der Hauptstadt, so manch ein Unternehmen werde es nicht verkraften können, wenn die Energiepreise auch nur um das Doppelte stiegen und keine Hilfen kämen. Energie ist ein immenser Kostenblock. So verbrauchen allein die Rewe-Supermärkte nach Angaben des Unternehmens so viel Strom wie 750.000 Haushalte, etwa für die Kühlung von Waren und Beleuchtung.

Omni-Channeling statt Multi-Channeling

Der Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck mahnte Kompetenz unter den Politikern an, der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour, lud ein, selbst politisch aktiv zu werden. Bio-Märkte sterben schon. Die urbane Wirtschaft falle bei den Hilfsmaßnahmen der Politik oft hinten runter. Karl Wambach von Brookfield Properties sprach über die Neugestaltung des Potsdamer Platzes.

Best Practice-Beispiele aus Einzelhandel und Gastronomie zeigten, wie es geht und wie nicht. Es ging um Stadt, um Aufmerksamkeit, um Fachkräftemangel. Und natürlich um die verschiedenen Verkaufskanäle. Dabei wurde deutlich, dass es oft nicht ausreicht, wenn ein Unternehmen sie nebeneinander nutzt. Wichtig sei, dass sie richtig aufeinander abgestimmt seien. Wobei eines klar wird: Das kostet! Und diese Kosten kann sich mancher eben nicht leisten.

Eine Gastronomin – im Programm so nett als "Kellnerin" betitelt – hielt den rhetorisch ausgefeiltesten Vortrag über Service. Es könne nicht sein, dass in der Gastronomie in Bälde möglicherweise nur noch die Reichen bedient würden, die Armen sich mit Selbstbedienungsrestaurants zufriedengeben müssten.

German Council Congress: Der Gedanke an die Chance

Allerdings gab es auch ein Stück weit Optimismus. Dabei stand auch der Namensgeber der Säle, in denen der German Council Congress zum ersten Mal stattfand, Pate: Carl Bolle, Prototyp des unbändigen, nicht verzagenden sozial verantwortungsvollen Unternehmers, Gründer der gleichnamigen Supermärkte. Der hatte schon viel erreicht, als seine Bank insolvent wurde – und er dann noch einmal völlig neu anfangen musste.

Vorstandsmitglied Christine Hager wies hin auf die Notwendigkeit des Zusammenarbeitens, vielleicht sogar mit den Ordnungsbehörden. Denn auch die wüssten oft nicht Bescheid: Sollen die Türen im Laden Corona-bedingt geöffnet oder Energie-bedingt geschlossen werden? Jetzt sei die Zeit dafür, dass man sich gegenseitig helfe, berate, Best-Practice-Maßnahmen austausche. Zeit für ungewöhnliche Maßnahmen und möglicherweise auch für ungewöhnliche Allianzen. Die Veranstaltung war eine Show dessen, was gerade geht. Letztlich aber war sie ein großes Werben darum, den Unternehmen in dieser Krise zu Hilfe zu kommen.


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