
Großstädter tun sich besonders schwer, eine passende Wohnung zu finden, wie eine Umfrage zeigt. Je jünger, desto höher die Ansprüche an die Wohnkosten, die Digitalisierung und an Mobilitätsaspekte.
Der Wohnungsmarkt ist eng und teuer. Mit der Energiekrise verschärft sich die Lage für zehn Millionen Haushalte laut einer bundesweiten repräsentativen Umfrage im Auftrag des Projektentwicklers DLE Land Development. Einen Umzug halten rund 80 Prozent der rund 1.000 befragten über 16-Jährigen derzeit für aussichtslos. Jeder Zweite sagt, die Suche sei "sehr schwierig" oder "aussichtslos". Herausfordernd sei die Lage vor allem für Jüngere und Großstädter, heißt es in der Analyse. Auch mehr als ein Drittel (67 Prozent) der Haushalte mit mehr als drei Personen halten die Suche nach passenden Wohnungen für extrem schwierig. Was erwarten die Deutschen vom Wohnen der Zukunft?
On Top: Digitalisierung und neue Wohnformen
Die große Mehrheit (81 Prozent) der vom Institut Mente Factum zwischen dem 1. und 15. September telefonisch befragten Deutschen geht davon aus, dass sich die Probleme am Wohnungsmarkt künftig noch verschärfen werden. Nur zwei Prozent äußerten sich optimistisch.
Ganz vorne auf der Wunschliste bei der Wohnungssuche landeten zwar noch die Themen "Bezahlbarkeit", "Mobilität" und "Demografischer Wandel" – doch je jünger die Umfrageteilnehmer, desto wichtiger werden künftig die Aspekte "Digitalisierung" und "Veränderte Lebensformen" eingeschätzt. Noch ist fast jeder Zweite (43 Prozent) der Befragten unzufrieden mit den aktuellen Wohnverhältnissen, Mieter mehr als Eigentümer. Lediglich die Themen "Aufenthaltsqualität" und "Nachbarschaftskontakte" erreichen bei mehr als einem Drittel der Befragten "hohe Zufriedenheit", heißt es in der Studie.
Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmerwohnungen sind laut DLE mittlerweile auf Homeoffice ausgerichtet. Für rund ein Drittel (38 Prozent) – vornehmlich Ältere – kommt das nicht infrage. Der Bildungsstatus hat dabei einen großen Effekt. Je höher die Bildung, desto eher die Ausrichtung auf Homeoffice.
Wohnen im Quartier: Kurze Wege bevorzugt
Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnungsmarktes sehen mehr als 80 Prozent der Befragten im Wohnungsneubau und in der Verkürzung von Genehmigungsverfahren. Hintenan stehen das serielle Bauen sowie die Verdichtung des (eigenen) Wohngebietes. Dass das 15-Minuten-Quartier häufiger umgesetzt werden sollte, meint jeder Zweite. Ein weiteres Drittel tendiert zu "etwas häufiger". 78 Prozent halten das für eine stadtplanerisch "gute Idee" und fordern entsprechende Bauinitiativen auf. Die hohe Zustimmung ist in allen Bevölkerungsschichten vorhanden: Besonders bei jüngeren und älteren Mitbewohnern.
"Versorgungseinrichtungen", "Sicherheit" und die "Bezahlbarkeit" von Wohnungen sind für die meisten (mehr als 70 Prozent) Deutschen die wichtigsten Voraussetzungen, damit sie sich in einem Wohnquartier "zu Hause". Für die Studienautoren überraschend ist, dass Verkehrsaspekte wie die "Parksituation" und die Nähe zum ÖPNV eine eher untergeordnete Rolle spielen – ebenso werden Umwelt- und Klimaaspekte erst nachrangig artikuliert: Nur jeweils 58 Prozent bezeichnen diese Punkte als "wichtig".
Wohnen und Gewerbe: Akzeptanz für Mischquartiere
Insgesamt spielt die Mobilitätssituation bei 89 Prozent der befragten Deutschen eine "große Rolle" bei der Auswahl der Wohnung, besonders bei den Jüngeren und Erwerbstätigen oder für Bewohner am Stadtrand. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Deutschen würden den ÖPNV unter verbesserten Bedingungen häufiger nutzen. Auch E-Mobilität und Sharing-Angebote sind gesucht.
Eine kombinierte Nutzung von Wohnungen und stillem Gewerbe auf unbebauten Flächen träfe bei immerhin 77 Prozent der Wohnungsuchenden auf Zustimmung, wie die Umfrage zeigt. Nicht einmal jeder Fünfte würde diese Option zur Schaffung neuen Wohnraums ablehnen.
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