Mieterstrom: Stoff für Idealisten

Frau Dr. Debor, ich kann mich an eine Zeit erinnern, da wurden Subventionen gekappt und auf einmal gab es keine Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) mehr.
Dr. Sarah Debor: (...) Sie sprechen die Zeit an, in der die EEG-Vergütung gekappt wurde. Das war eine schwere Zeit für PV-Anlagen – egal ob Mieterstrom integriert war oder nicht.
Man muss sich immer wieder vergegenwärtigen, dass PV-Anlagen in vielen Bereichen immer noch freiwillig aufs Dach gebaut werden. Wenn man das tut, dann braucht man einen Mehrwert oder eine Motivation, das zu tun.
Diese Motivation ergab sich immer über einen wirtschaftlichen Mehrwert für diejenigen, die die Anlage gebaut haben. Als die Vergütung reduziert wurde, war es wirklich schwer, ein Modell zu schaffen. Nun gestaltet sich das Ganze in eine andere Richtung.
"Mitmachquoten zwischen 70 und 100 Prozent"
Stichwort Mieterstrom: Sie setzen in Ihrer Kommunikation auf den Aspekt, dass man den Bewohner davon überzeugt, dass er ein Teil der Energiewende ist. Haben Sie das Gefühl, dass das angenommen wird?
Es ist in der Tat so, dass der Großteil derjenigen, die sich für Mieterstrom entscheiden, nicht nur aufs Geld achtet, sondern auch auf das Qualitätsmerkmal. Wenn wir einen Mieterstromtarif aufbauen, gucken wir uns natürlich auch die Angebote in der Region an. Meistens ist es so, dass es billigere Angebote gibt, denn wir bieten ja 100 Prozent Ökostrom.
Gerade im Neubau haben wir trotzdem Mitmachquoten zwischen 70 und 100 Prozent. (…) Im Neubau muss man sich sowieso für einen Mieterstromlieferanten entscheiden. Wenn man in eine neue Wohnung einzieht, hat man diese Entscheidung sowieso auf dem Tisch. Dann ist es natürlich einfacher zu sagen: "Okay, ich guck mir dieses Angebot dann auch an."
Im Bestand wiegt das Preisargument mehr. Dort hat man bereits einen Stromlieferanten und muss sich also extra mit dem Thema befassen. Da braucht es ein bisschen mehr Motivation als nur zu sagen: "Ich habe einen attraktiven Tarif, und ich nehme an der Energiewende teil."
Das bekommt man hin, indem man dort einen noch besseren Tarif bietet. Das ist ein wichtiger Punkt. Aber auch, indem man sehr eng mit dem Gebäudeeigentümer und mit der Hausverwaltung zusammenarbeitet, um das Vorhaben gut zu kommunizieren und darzulegen.
ESG-Kriterien entsprechen, PV-Anlage aufs Dach
Was sind die (finanziellen) Überlegungen einer Wohnungsgesellschaft mit Bestand, die sich überlegt, eine Photovoltaikanlage aufs Dach zu setzen, obwohl sie es nicht müsste?
Wenn es um den Bestand geht und darum, das freiwillig zu tun, dann werden Sie die Gebäudeeigentümer, die nur auf die Wirtschaftlichkeit gucken und sagen, sie wollen nur eine PV-Anlage aufs Dach setzen, wenn sie damit Geld verdienen, nicht hinterm Ofen hervorlocken. (…)
Wir sind aus den Zeiten, wo wir mit einer PV-Anlage auf einem Mehrparteienhaus wirklich Geld verdienen, (raus). Wenn alle Kosten mit eingerechnet werden, ist es immer eine knappe Kiste. Das ist nach wie vor ein Punkt, wo die EEG-Vergütung erhöht werden müsste, um dahin zu kommen.
Ich rate jedem Gebäudeeigentümer, sich die anderen Argumente mit anzugucken. Es ist nicht nur der Marketingaspekt, der im Sinne von "Hey, ich habe hier eine Wertschöpfung gegenüber meinen Mieterinnen und Mietern" eine Rolle spielt. Es ist auch so, dass im Rahmen der ESG-Kriterien immer mehr gefordert wird, dass PV-Anlagen auf die Dächer kommen. Wenn man ein Interesse daran hat, sein Gebäude irgendwann so aufzusetzen, dass es den ESG-Kriterien entspricht, sollte man auch eine PV-Anlage aufs Dach setzen. (...)
Wenn ich nicht verpflichtet bin, eine PV-Anlage auf mein Bestandsgebäude zu setzen (…) und mache es nur, um damit Geld zu verdienen, dann wird es schwer.
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