
Weniger Konsum im Zentrum, mehr Shopping im Vorort. Diesen "Donut-Effekt" beobachten die Forscher des Ifo-Instituts derzeit in den deutschen Metropolen, allen voran in Berlin. "Wohngebiete werden zu eigenständigen Konsumzentren", schreiben die Autoren – mit Folgen für Planer.
Die Corona-Pandemie hat den Konsum anhaltend vom Zentrum an den Stadtrand verlagert. Der Umsatz in den Innenstädten der fünf untersuchten Großstädte Berlin, München, Hamburg, Stuttgart und Dresden und deren Speckgürtel lag Ende Mai 2022 weiterhin zehn Prozent unter Vorkrisenniveau, während er in Wohngebieten in den Vororten der Metropolen um bis zu 20 Prozent zulegte. Das ist das Ergebnis der Studie des Ifo-Instituts.
"Auch nach Auslaufen fast aller Corona-Maßnahmen kehren die Menschen nicht zu ihren Vorkrisen-Einkaufsgewohnheiten zurück", sagt Carla Krolage, Co-Autorin der Studie.
Wohngebiete: Eigenständige Konsumzentren
Weniger Konsum im Zentrum, mehr Konsum in Wohngebieten und Vororten, dieses Phänomen wird "Donut-Effekt" genannt – und ist laut Ifo Institut an Wochentagen stärker als am Wochenende ausgeprägt. Zwar sei an Samstagen kein Konsumrückgang in Innenstädten im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie zu erkennen, dennoch gleiche das nicht den Umsatzverlust an Wochentagen aus, heißt es in der Studie.
"Die Menschen haben sich ans Online-Shopping gewöhnt und sie arbeiten mehr von zu Hause als vor der Pandemie", erklärt Studienautor Jean-Victor Alipour. "Wohngebiete und Vororte werden zu eigenständigen Konsumzentren, in denen vor Ort deutlich mehr Geld ausgegeben wird."
Hat die Innenstadt ausgedient?
Die daraus resultierenden regionalen Konsumverschiebungen stellen dem Ifo Institut zufolge das Konzept der deutschen Innenstädten als reine Einkaufs- und Arbeitsorte stark in Frage – mit möglicherweise erheblichen Folgen für den Einzelhandel, Büroimmobilien und Gastronomie aber auch für die Stadtplanung.
Für die Studie "Die Innenstadt als Konsumzentrum: Ein Opfer von Corona und Homeoffice?" hat das Ifo-Institut aggregierte und anonymisierte Daten zu Einzelhandelsumsätzen analysiert, die Mastercard zur Verfügung stellte, und mikrogeographische Umfragedaten zur Homeoffice-Nutzung, die durch Infas 360 erhoben wurden.
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