
Die Coronakrise hat den Handel schwer getroffen. Die Branchen, die mit Shopping-Centern zu tun haben, blicken aber positiv in die Zukunft. Die Stimmung unter den Entwicklern ist besonders gut, wie eine Umfrage zeigt. Verhalten bleiben Einzelhändler. Für Berater wird 2021 ganz neue Chancen bieten.
Die Shopping-Center-Branche sieht die Zukunft grundsätzlich positiv, wie eine Umfrage von Innofact im Auftrag des German Council of Shopping Places (GCSP) zeigt. Befragt wurden im Juni 140 GCSP-Mitglieder. Heraus kam ein sehr unterschiedliches, aber in großen Teilen positives Stimmungsbild: Entwickler, Center-Manager und auch Betreiber sehen schon jetzt Licht am Horizont. Dagegen sind vor allem die Einzelhändler noch eher pessimistisch – was das Geschäftsjahr 2020 angeht, aber auch mit Blick auf 2021.
Eine Herausforderung wird die anhaltende Coronakrise für alle Unternehmen sein, aber in erster Linie den Einzelhandel wird sie nachhaltig verändern. So seien etwa viele Ladenmieter mit ihrem Sortiment nicht mehr relevant, erklärte Ingmar Behrens, Bevollmächtigter des GCSP-Vorstandes. Das zeigt auch das Ergebnis der nicht-repräsentativen Umfrage: Die überwiegend positive Einschätzung der Befragungsteilnehmer zur Zukunft der Shopping-Center liegt auch an der Vielfalt, dem Mehrwert und eben dem Sortiment.
Die Geschäftsmodelle müssten "an die sich verändernden Märkte angepasst werden", um attraktiv zu sein, sagte GCSP-Vorstandschefin Christine Hager. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass Berater besonders zuversichtlich ins neue Geschäftsjahr 2021 gehen. Der Verband selbst reagierte mit einer Neuausrichtung und hat sich vor Kurzem in German Council of Shopping Places unbenannt (früher: German Council of Shopping Center, GCSC).
Berater und Projektentwickler erwarten für 2021 gute Geschäfte mit Shopping-Centern
Die Mehrheit der Unternehmen sieht dem kommenden Geschäftsjahr positiv entgegen – 56 Prozent aller Befragten erwarten einen "eher positiven bis sehr positiven" und nur 24 Prozent einen "eher negativen bis sehr negativen Verlauf". Pessimistisch sind vor allem die Einzelhändler sowie in Teilen die Investoren und Banken.
Geschäftsverlauf 2021: Umfrage-Ergebnisse im Überblick
eher / sehr positiv | unentschieden | eher / sehr negativ | |
Berater | 82 Prozent* | 5 Prozent* | 14 Prozent |
Entwickler | 67 Prozent | 13 Prozent | 20 Prozent |
Center-Manager / Betreiber | 60 Prozent | 26 Prozent | 14 Prozent |
Dienstleister | 52 Prozent | 30 Prozent* | 19 Prozent |
Investoren / Banken | 42 Prozent | 21 Prozent | 37 Prozent |
Einzelhändler | 26 Prozent | 16 Prozent | 58 Prozent |
Quelle: GSCP; *gerundet (insgesamt summieren sich die Gruppen auf 100%)
Fast jeder dritte Befragte geht davon aus, dass er im kommenden Jahr wieder mehr Beschäftigte haben wird, doch ebenfalls etwa ein Drittel erwartet, dass die Beschäftigungszahlen im eigenen Unternehmen 2021 abnehmen werden. Zur Erklärung führt der GCSP unter anderem die konjunkturelle Kurzarbeit an, die über alle Branchen hinweg im April 2020 bei 20 Prozent lag – das ist das Fünffache des Spitzenwertes im Zuge der Finanzkrise 2009.
Shopping-Center: Das Corona-Jahr 2020 schreiben viele Unternehmen bereits ab
Was das laufende Geschäftsjahr 2020 angeht, zeigt sich ein umgekehrtes Stimmungsbild: Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Befragten GCSP-Mitgliedsunternehmen erwartet einen "eher negativen bis sehr negativen Verlauf". Ein Viertel (25 Prozent) ist eher "positiver bis sehr positiver" Stimmung.
Optimistisch sind insbesondere die Projektentwickler (40 Prozent). Das ist laut GSCP darauf zurückzuführen, dass Auswirkungen von Wirtschaftskrisen die deutsche Bauwirtschaft meistens zeitversetzt treffen. Besonders negative Erwartungen haben die Einzelhändler unter den Teilnehmern der Befragung: 90 Prozent rechen mit einem "eher negativen bis sehr negativen Verlauf".
Geschäftsverlauf 2020: Umfrage-Ergebnisse im Überblick
eher / sehr positiv | unentschieden | eher / sehr negativ | |
Entwickler | 40 Prozent | 33 Prozent | 27 Prozent |
Center-Manager / Betreiber | 34 Prozent* | 14 Prozent* | 51 Prozent |
Investoren / Banken | 32 Prozent | 11 Prozent* | 58 Prozent |
Dienstleister | 22 Prozent | 15 Prozent | 63 Prozent |
Berater | 18 Prozent | 27 Prozent | 55 Prozent |
Einzelhändler | 0 Prozent | 11 Prozent* | 90 Prozent |
Quelle: GSCP; *auf- bzw. abgerundet (insgesamt summieren sich die Gruppen auf 100%)
Der Shopping-Center-Betreiber und Investor Unibail-Rodamco-Westfield gab – unabhängig von der GCSP-Umfrage – bei Vorlage seiner Halbjahreszahlen 2020 an, dass wegen Corona die Projektpipeline um 25 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro zusammengestrichen werden musste. Die Passantenfrequenzen hätten sich wohl erholt und lägen in Centern von Unibail-Rodamco-Westfield bereits wieder bei 80 bis 90 Prozent des Wertes von 2019. Dennoch will das Unternehmen wegen der unsicheren Lage weder eine Prognose für das Restjahr 2020 noch für das kommende Jahr abgeben.
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