Zukunftsmacher: Impact-Start-ups, die wirken

Traceless: Plastikalternative made in Germany


Start-up traceless: Für eine plastikfreie Welt

Die Welt versinkt in Plastikmüll. Zeit, nachhaltige Alternativangebote zu entwickeln. Dachten sich die Gründerinnen von Traceless und entwickelten ein Produkt, dass sich rückstandlos zersetzt. Pilotkunde war OTTO.

Mit nachhaltigen Angeboten gegen die Weltvermüllung

Die Welt steckt in der Plastikkrise. Erst im August 2025 sind die UN-Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen in Genf ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Dabei steht völlig außer Frage, dass die Vermüllung unseres Globus mit Plastik schnellstmöglich aufhören muss. Zahlen, Daten, Fakten sind hinlänglich bekannt, Und trotzdem wurden laut WWF in den vergangenen drei Jahren über 800 Millionen Tonnen Plastik produziert, von denen mehr als 30 Millionen Tonnen in den Ozeanen landeten.

Steckbrief

traceless materials GmbH

Gründungsteam: Dr. Anne Lamp, Johanna Baare

Gründungsjahr: 2020

Teamgröße: rund 100

Investoren (Auswahl): UB FIGG (Forest Industry Green Growth Fund), SWEN CP’s Blue Ocean Fund, ein Bankenkonsortium aus GLS Bank Hamburg und Hamburger Sparkasse, Planet A Ventures, High-Tech Gründerfonds (HTGF), b.value, IFB InnoVentureFonds.

Geschäftsidee: Traceless entwickelt eine neuartige, vollständig kompostierbare Alternative zu Kunststoff und Bioplastik aus Reststoffen der Agrarindustrie und bietet damit eine plastikfreie Materialinnovation, die keine Schadstoffe hinterlässt.

Monetarisierung: Traceless verkauft das plastikfreie Biomaterial als Rohstoff an Hersteller, die daraus nachhaltige Verpackungen und Spritzguss-Produkte herstellen.
Zielgruppe: B2B-Kunden, die Einwegprodukte, Verpackungen oder beschichtete Materialien einsetzen.
Startkunden: OTTO, C&A, Lufthansa, Mondi, Gastro Team Bremen / Aramark

Eine geniale Erfindung

2020 traten die beiden Gründerinnen Dr. Anne Lamp, promovierte Verfahrenstechnikerin, und Johanna Baare, Unternehmensberaterin und Psychologin, mit dem hehren Ziel an, Kunststoff zu ersetzen. Der Name ihres Unternehmens ist Programm: Traceless. Sie entwickelten ein Material, das sich rückstandsfrei in der Umwelt zersetz, also spurlos verschwindet. Das aus Reststoffen der Agrarindustrie hergestellte Biomaterial lässt sich wie herkömmliches Kunststoffgranulat in bestehenden Maschinen verarbeiten – im Spritzguss, in Folien, in Beschichtungen. Weil es in der Verarbeitung niedrigere Temperaturen erfordert, spart die Nutzung auch noch Energie. Die Gründungsidee von einst ist also Realität: Traceless ersetzt Plastik.
Für diese Erfindung erhielt Traceless zahlreiche Awards; aktuell ist das Unternehmen im Finale für den vom Bundespräsidenten ausgelobten Deutschen Zukunftspreis 2025, der am 19. November verliehen wird (Lektüretipp: Die lesenswerten Gründungsgeschichten der drei Finalisten finden Sie hier.).

Erfolgsrezept? Ab und zu durchdrehen!

Traceless, betont Marketing- und Kommunikationsleiterin Ivonne Sokoll, ist kein Start-up mehr, sondern vielmehr ein Scale-up, also laut Definition ein „Unternehmen in einer Phase besonders schnellen und beschleunigten Wachstums, das die anfängliche Gründungsphase hinter sich hat und ein funktionierendes, bewährtes Geschäftsmodell etabliert hat“.

Traceless Team

Wohl wahr. Begonnen hat die Erfolgsstory mit dem Startkunden Otto in Hamburg, das nach plastikfreien Versandverpackungen suchte. Schnell fanden sich weitere interessierte Unternehmen und Investoren. Mitgründerin Johanna Baare ist im Juni dieses Jahres von Bord gegangen.

Welches die größte Hürde für den Erfolg von Traceless war? „Unsere Herausforderungen lagen und liegen in der Balance zwischen Prozess-Skalierung, marktgerechter Produktentwicklung, Finanzierung und Kommerzialisierung. Gleichzeitig sind dies die Hebel, mit denen wir unsere Zukunft gestalten“, antwortet Ivonne Sokoll. Das Erfolgsrezept? „Eine gute Portion Gelassenheit und die Freiheit, ab und zu auch mal durchzudrehen.“

Vom Laborversuch zur Industrieanlage

Auf erste Laborversuche mit wenigen Gramm Output folgte eine Pilotanlage. Demnächst soll die erste industrielle Demonstrationsanlage in Hamburg-Harburg mit einer Kapazität von mehreren tausend Tonnen pro Jahr an den Start gehen und ab 2028 dann eine neue, größere Industrieanlage, die jährlich rund 100.000 Tonnen des Biomaterials produzieren soll. Mal ganz subjektiv und im Namen des Planeten wünschen wir: weiterhin viel Erfolg!

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