Energiewende

Nachhaltigkeitsmanager müssen intern und extern Allianzen schließen


Energiewende: Nachhaltigkeitsmanager müssen Allianzen bilden

Die Energiewende ist konkrete Realität in Unternehmen und insbesondere in der Immobilienwirtschaft. Gebäude sind für rund 35 bis 40 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich. Und die gesetzlichen Anforderungen an Energieeffizienz und Klimaschutz steigen weiter. Für Nachhaltigkeitsverantwortliche eröffnet sich damit ein Handlungsfeld, das weit über symbolische Maßnahmen hinausgeht.

Stellschrauben für die Energiewende

Nachhaltigkeitsmanager müssen die Energiewende in der Praxis umsetzen – bei Bestandsgebäuden, in Neubauprojekten und im Betrieb. An welchen Stellschrauben können Unternehmen drehen, um nicht nur regulatorischem Druck zu begegnen, sondern auch Effizienzgewinne und handfeste Einsparungen zu erzielen?

Eine Möglichkeit ist – logischerweise – die Energieversorgung selbst. Unternehmen, auch im Immobilienbereich, erkennen, dass eine eigene Stromproduktion durch Photovoltaik, gekoppelt mit Batteriespeichern, doppelt punktet: Sie senkt die Abhängigkeit von volatilen Strompreisen und reduziert zugleich den CO₂-Fußabdruck.

Nachhaltigkeitsmanager müssen hier vor allem mit den Technikabteilungen, Energiemanagern und in größeren Organisationen auch mit der Finanzabteilung sprechen, um tragfähige Projekte zu entwickeln, die für die Nutzer lohnend sind.

Ähnliches gilt für die Wärmeversorgung. Hier gilt es, nicht nur eine relativ günstige Lösung zu finden – obwohl es die nach den diversen Energiepreisexplosionen der letzten Jahre kaum mehr gibt –, sondern auch eine, die in der Zukunft rechtlich Bestand haben wird.

Unternehmen, auch im Immobilienbereich, erkennen, dass eine eigene Stromproduktion durch Photovoltaik, gekoppelt mit Batteriespeichern, doppelt punktet.

Infrage kommen Wärmepumpen, Fernwärmelösungen oder innovative Contracting-Modelle, wobei letztere in der Regel teurer sind als eine Wärmeversorgung in Eigenregie. Dies ist für die Immobilienwirtschaft besonders relevant, da Heizung und Warmwasser oft den größten Teil des Energieverbrauchs ausmachen.

Problemfeld Gebäudebestand

Eine zweite Stellschraube liegt im Gebäudebestand selbst. Sanierungen, die bislang unter rein bautechnischen oder ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet wurden, müssen heute unter Energie- und CO₂-Kriterien neu bewertet werden. Fassadendämmung, Fenstertausch, Dachsanierung oder der Einsatz nachhaltiger Baustoffe sind nicht nur ökologische, sondern zunehmend ökonomische Aspekte, da sie Energiekosten langfristig stabilisieren.

Nachhaltigkeitsverantwortliche sollten dabei eng mit dem Facility Management, den Bauabteilungen sowie externen Planern zusammenarbeiten. Ein entscheidender Hebel sind zudem digitale Werkzeuge: Smart Metering, Energiemonitoring und Gebäudeautomation machen Verbrauchsdaten transparent und ermöglichen es, Einsparpotenziale gezielt zu erschließen. Allein durch den Abgleich und ein Monitoring von Vor- und Rücklauf in Heizsystemen lassen sich etwa im Immobilienbereich Einsparungen von 10 bis 15 Prozent erzielen. Solche Lösungen sind niedriginvestiv und rentieren sich schnell, manchmal innerhalb weniger Monate.

Energiewende: Finanzierung durch Förderung

Neben Technik und Bau muss auch die Finanzierungs- und Förderkulisse betrachtet werden. Wer die Energiewende in der Immobilienwirtschaft ernsthaft vorantreiben will, muss die Sprache der Finanzierer sprechen. Green Bonds, ESG-konforme Kreditlinien oder staatliche Förderprogramme bieten Möglichkeiten, Investitionen abzusichern und gleichzeitig die Position des Unternehmens im Wettbewerb zu stärken. Hier wird der Nachhaltigkeitsmanager zum Brückenbauer zwischen technischer Machbarkeit und wirtschaftlicher Tragfähigkeit – und sollte aktiv den Austausch mit Banken, Investoren und Controlling suchen.

Hebel in Beschaffung und Betrieb

Ein drittes Handlungsfeld betrifft die Beschaffung und den Betrieb. Viele Unternehmen unterschätzen, wie stark sich Nachhaltigkeit über Lieferketten, Materialwahl und den täglichen Energieverbrauch der Nutzer beeinflussen lässt.

Allein durch den Abgleich und ein Monitoring von Vor- und Rücklauf in Heizsystemen lassen sich etwa im Immobilienbereich Einsparungen von 10 bis 15 Prozent erzielen.

Nachhaltigkeitsverantwortliche können gemeinsam mit Einkauf, IT und Personalabteilung Richtlinien entwickeln, die ökologische Kriterien verbindlich machen – vom Einsatz kreislauffähiger Materialien über energieeffiziente Hardware bis hin zu Schulungsprogrammen, die Mitarbeitende für bewusstes Nutzerverhalten sensibilisieren. Gerade in der Immobilienwirtschaft ist das Thema Nutzerintegration zentral: Ein hochmodern saniertes Gebäude verliert einen Großteil seiner Effizienz, wenn Nutzer dauerhaft Fenster auf Kipp stellen oder Lüftungsanlagen falsch bedienen. Und das ist nur ein banales, alltägliches Beispiel.

Regulatorik im Blick

Auch regulatorisch gibt es Stellschrauben, die Nachhaltigkeitsmanager im Blick behalten müssen. Mit der EU-Taxonomie, der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) oder nationalen Vorgaben wie dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) steigt der Druck, transparent zu berichten und Fortschritte messbar zu machen. Das bedeutet, dass Kennzahlen erfasst, validiert und an die Unternehmensführung wie auch an externe Stakeholder kommuniziert werden müssen. Die Schnittstelle zu Rechtsabteilungen, Compliance-Teams und externen Prüfern wird damit unverzichtbar. Wer frühzeitig Systeme für ESG-Reporting etabliert, verschafft dem Unternehmen nicht nur Rechtssicherheit, sondern auch Reputation.

Kurz- bis langfristiger Nutzen

Der Nutzen ist vielfältig. Kurzfristig lassen sich Energie- und Betriebskosten senken, was gerade in Zeiten hoher Energiepreise einen spürbaren Effekt hat. Mittelfristig steigt die Resilienz gegenüber regulatorischen Risiken und Marktveränderungen, da Unternehmen besser auf steigende CO₂-Bepreisung oder strengere Effizienzvorgaben vorbereitet sind.

Langfristig eröffnet die aktive Gestaltung der Energiewende neue Chancen: Nachhaltige Gebäude sind attraktiver für Investoren und Mieter, sie steigern den Immobilienwert und sichern Wettbewerbsvorteile. Hinzu kommt der Imagegewinn, der wiederum für die Personalgewinnung und Kundenbindung entscheidend sein kann.

Für Nachhaltigkeitsverantwortliche bedeutet dies: Die Energiewende ist kein isoliertes Projekt, sondern ein Querschnittsthema, das alle Unternehmensbereiche berührt. Sie müssen Allianzen schmieden – mit Technikern, Bauleitern, Finanzern, Juristen, Einkäufern und nicht zuletzt den Nutzern selbst. Entscheidend ist, das Thema nicht nur als Pflicht, sondern als strategische Chance zu begreifen. Wer frühzeitig die richtigen Weichen stellt, wird nicht nur regulatorische Vorgaben erfüllen, sondern auch Effizienzgewinne und wirtschaftliche Vorteile realisieren. Damit wird die Energiewende in der Immobilienwirtschaft zum Motor für unternehmerischen Erfolg.

Zur Orientierung lassen sich die wichtigsten Stellschrauben, Handlungsoptionen und Ansprechpartner in Unternehmen wie folgt zusammenfassen:

Stellschraube

Handlungsoptionen

Ansprechpartner

Technik & Energie

PV-Anlagen, Batteriespeicher, Wärmepumpen, Fernwärme, Contracting-Modelle

Technik/Facility Management, Energiemanager, externe Versorger

Gebäudebestand

Dämmung, Fenster- und Dachsanierung, nachhaltige Baustoffe, digitale Gebäudeautomation

Bauabteilung, Facility Management, externe Planer und Architekten

Finanzierung

Förderprogramme, Green Bonds, ESG-konforme Kreditlinien

Controlling, Finanzabteilung, Banken, Investoren

Betrieb & Nutzer

Energiemonitoring, Nutzerintegration, Mitarbeiterschulungen, nachhaltige Beschaffung

Einkauf, IT, Personalabteilung, Gebäudenutzer

Regulatorik & Reporting

ESG-Reporting, EU-Taxonomie, CSRD, GEG-Compliance

Rechtsabteilung, Compliance-Teams, externe Prüfer

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