Zukunftsmacher: Impact-Start-ups, die wirken

Hopper: Das Undercover-Fahrrad


Zukunftsmacher: Hopper Mobility

Er tarnt sich als Auto. Doch er ist ein Fahrrad. Er schützt vor Regen und Stau. Er verspricht Komfort, Nachhaltigkeit und ein neues Stadtgefühl. Der Hopper ist ein neuartiges Fahrzeug für nachhaltige Mobilität.

Torben Müller-Hansen ist seit seiner Jugend begeisterter Radfahrer. „Ich habe immer alles mit dem Rad gemacht“, erzählt er. Und doch erlebte er im Freundes- und Verwandtenkreis viele, für das Fahrrad keine Option war. Da stieß er mit seinen Freunden Martin Halama und Philipp Herrmann auf eine Studie der Universität Bremen, die untersucht hatte, warum die Menschen nicht aufs Fahrrad steigen. Die Gründe: Dem Rad fehlt der Komfort, bei Regen ist es ungemütlich, bei größeren Einkäufen unpraktisch. Da war für das Trio klar: Sie wollten ein Fahrzeug schaffen, dass die Vorteile des Autos und Fahrrads in sich vereint, ein Gefährt, das sich anfühlt wie ein Auto – und doch ein Fahrrad ist. Ein undercover-Fahrrad im Autokleid.

Heute, zehn Jahre später, ist dieses Gefährt gerade in Serienproduktion gegangen. Es heißt „Hopper“, ist 2,12 Meter lang, 1,05 Meter breit und 1,49 Meter hoch. Das Aussehen gleicht mehr dem eines sehr kleinen Autos mit zwei Vorder- und einem Hinterrad. Eine Karosserie umgibt die zwei Sitze, hinten befindet sich ein kleiner, 150 Liter großer, abschließbarer Gepäckraum. In der Cargo-Variante ist der Kofferraum doppelt so groß, dafür entfällt der Beifahrersitz.

Müller-Hansen nutzt die Leichtgewicht-Limousine nun seit drei Jahren. Damals bauten sie eine kleine Pilotserie aus 30 Fahrzeugen, um an ihnen die Alltagstauglichkeit zu testen. „Für mich ist das total entspannend“, erzählt Müller-Hansen. Er muss nicht an Regenkleidung denken, kann seine Sportsachen in den Kofferraum werfen, ohne dass ihn das beim Fahren belastet – und wenn es regnet, bleibt er trocken.

Steckbrief:
Hopper Mobility GmbH, Hamburg

Gründer: Martin Halama, Philipp Herrmann, Torben Müller-Hansen
Gründungsjahr: 2021
Teamgröße: ca. 10
Geschäftsidee: Hopper Mobility baut ein innovatives Fahrzeug mit E-Bike-Antrieb für eine moderne und lebenswerte Stadt.
Zielgruppe: B2C: Junge Menschen mit einem nachhaltigen Lebensstil, Generation 50-70, die eine Alternative zum Zweitauto suchen

www.hopper-mobility.com

Ein Auto-Gefühl – ohne Auto

„Wir wollen mit dem Hopper eine emotionale Antwort geben auf die Frage, warum Menschen Auto fahren“, sagt Müller-Hansen. „Wir wollten ein Fahrzeug, das schick und ausgefallen aussieht. Mit Dach, Lenkrad und Display fühlt es sich an wie ein Auto. Wenn man da drinnen sitzt, hat das wenig mit einem Fahrrad zu tun.“ Der kleine Flitzer hat sogar eine Heizung. Mit Seitenplanen als Türen  kann man im Winter auf gemütliche 20 Grad heizen.

Die Strategie geht auf: Zwei Drittel der Käufer eines Hoppers geben an, damit ein Auto zu ersetzen. „Unsere Zielgruppe sind Menschen zwischen 50 und 70, deren Kinder aus dem Haus sind und die kein zweites Auto mehr benötigen“, sagt Müller-Hansen. Oft sind das sogar Menschen aus dem Land, die auf ein Fahrzeug angewiesen sind, aber keinen Führerschein haben. Die zweite Zielgruppe sind jüngere Menschen, die aus Gründen der Nachhaltigkeit bewusst auf ein Auto verzichten.

Ein Fahrzeug ohne Parkprobleme

Trotz Auto-Gefühl bleibt der Hopper ein E-Bike. Statt aufs Gaspedal tritt die Fahrer:in in die Pedale. Diese treiben einen Generator an, der Strom für den Motor am Hinterrad erzeugt. Gleichzeitig steuert die Stärke des Tretens die Geschwindigkeit. Eine Fahrradkette gibt es nicht. Dieser chainless drive ist besonders wartungsarm. Die Schaltung liegt geschützt im Inneren. „Mit dem Hopper wird das Fahrradfahren so einfach und stressfrei wie beim Auto“, sagt Müller-Hansen.

Ein herausnehmbarer Akku unterstützt die Leistung der Fahrer:in, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 25 km/h, die Reichweite bei ca. 60 km, das Aufladen dauert etwa vier Stunden. Dank des einzelnen Hinterrads, das sich um 90 Grad nach links oder rechts drehen lässt, liegt der Wendekreis bei nur zwei Metern – ideal für die Stadt.

Im Vergleich zu Autos ist der Hopper in der Stadt nicht langsamer unterwegs. „Im Stadtverkehr liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit von Autos bei etwa 18 km/h. Da kann der Hopper leicht mithalten – und er darf auf Radwegen fahren“, sagt Müller-Hansen. Auch die Parkplatzsuche entfällt: Abgestellt werden darf überall dort, wo Fahrräder erlaubt sind.

Nachhaltigkeit als Kernidee

Es ist nicht nur die Mobilität, die der Hopper verändern soll, sondern auch das Bild in den Städten. „Wir wollen dazu beitragen, dass unsere Städte weniger von Autos geprägt werden und sie dadurch wieder lebenswerter für die Menschen sind“, sagt Müller-Hansen. „Der Hopper benötigt nur ein Viertel des Platzes, den sonst ein Auto wegnimmt.“

Auch der ökologische Fußabdruck bewegt sich in anderen Dimensionen. Der Hopper wiegt nur 150 kg, bei Elektroautos liegt der Durschnitt bei nahezu zwei Tonnen. „Wir haben ausgerechnet, dass wir für den Bau eines Hopper rund 85% weniger Material benötigen als beim Auto. Der Hopper braucht eine kWh für 40 Kilometer, ein Elektroauto hat einen Durchschnittsverbrauch von rund 15 kWh auf 100 Kilometer.“ Die Akkus sind Lithium-Ionen-Batterien und verwenden keine seltenen Erden. Sie entsprechen den robusten Akkus, die in den Rädern der Deutschen Post verwendet werden und als besonders langlebig gelten.

Und auch die Wartungskosten sind deutlich günstiger als beim Auto. „Es ist keine regelmäßige Inspektion nötig“, sagt Müller-Hansen. Lediglich die Bremsen sollten alle sechs Monate kontrolliert werden. Das könne man aber selbst machen – oder jede Fahrradwerkstatt in der Nähe. Und sollt es doch einmal Probleme geben, stehen deutschlandweit zehn Standorte zur Verfügung, an denen Reparaturen möglich sind. Außerdem gibt es einen deutschlandweiten mobilen Service.

Zwischen Lastenrad und Elektro-Kleinwagen

Der Einstiegspreis liegt bei 11.900 Euro. „Das ist im Vergleich zu einem Fahrrad viel, aber unsere Vergleichspunkte sind eigentlich Lastenrad und Auto“, erklärt Müller-Hansen. Ein durchschnittliches Lastenfahrrad mit Motor kostet rund 4500 bis 7000 Euro. Auf der IAA wurde der Elektro-Kleinwagen für „nur“ 25.000 Euro gerade als Sensation verkauft. Eine staatliche Förderung für den Hopper gibt es nicht, es sei denn, Firmen nutzen es als Transportmittel. Aber Leasingmodelle sollen dieses Jahr noch kommen, unter anderem als Jobrad. An einigen Standorten in Deutschland sind Probefahrten möglich.

Dieses Jahr sollen 60 Fahrzeuge ausgeliefert werden, im kommenden Jahr 150. Die Endmontage des Hopper erfolgt in der Nähe von Hamburg. Ein großer Teil der Komponenten stammt aus Deutschland oder Europa. „Für uns ist es wichtig, dass wir jetzt mit der Produktion schneller werden, so dass wir mehr Fahrzeuge verkaufen“, sagt Müller-Hansen.

Ab 2028 will die Firma profitabel sein. Gerade hat Hopper eine neue Investorenrunde erfolgreich beendet. Mehrere Family-Offices, Business Angels sowie Investoren aus dem Bereich der nachhaltigen Mobilität unterstützen das Unternehmen. Außerdem fördert Hamburg die Entwicklung des Fahrzeuges und Schleswig-Holstein den Aufbau der Produktion.

Das Fahren mit dem Hopper hat für Müller-Hansen allerdings eine neue Herausforderung mitgebracht: „Fast an jeder Ampel sprechen mich Leute an, die mehr über unseren Hopper wissen wollen.“

Schlagworte zum Thema:  Green Tech , Startup , Social Entrepreneurship
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