Littmann/Bitz/Pust, Das Einkommensteuerrecht, EStG § 55 ... / 1. "Nackter" Grund u Boden

Rn. 50

Stand: EL 91 – ET: 05/2011

Der ertragsteuerliche Begriff "Grund u Boden" ist enger als der zivilrechtliche Begriff des Grundstücks. Ein Grundstück im bürgerlich-rechtlichen Sinne kann einkommensteuerlich aus mehreren WG bestehen, nämlich aus dem Grund u Boden einerseits u anderen selbstständigen WG andererseits (BFH v 24.08.1989, BStBl II 1989, 1016). Demzufolge bezieht sich sowohl der doppelte Ausgangsbetrag nach § 55 Abs 1 EStG als auch der nach § 55 Abs 5 EStG festzustellende höhere Teilwert nur auf den nackten Grund u Boden u nicht auch auf andere selbstständige u damit bilanzierungsfähige materielle wie immaterielle WG, wie zB

-	die Milchquote (BFH v 24.08.1993, BFH/NV 1994, 172; BFH v 17.03.1994, BStBl II 1994, 538),
-	an den Betrieb gebundene Zuckerrübenlieferrechte (BFH v 24.06.1999, BStBl II 2003, 58),
-	grundstücksgleiche Rechte sowie Rechte, den Grund u Boden zu nutzen (wie zB ein Thermalwasserbezugsrecht, BFH v 24.08.1989, BStBl II 1989, 1016),
-	in den Verkehr gebrachte u damit als WG entstandene Bodenschätze (ausführlich dazu s § 13 Rn 55b),
-	Eigenjagdrechte (BMF v 23.06.1999, BStBl I 1999, 593),
-	Hohlräume, die durch Aussolung eines Salzstocks gewonnen werden (BFH v 11.03.1976, BStBl II 1976, 535 u BFH v 14.10.1982, BStBl II 1983, 203) sowie
-	Aufwuchs (stehende Ernte, Feldinventar, aufstehendes Holz, Obst- u Baumschulanlagen, Korbweidenkulturen, Reb- sowie Spargelanlagen) u
-	Anlagen im o auf dem Grund u Boden (Gebäude sowie Betriebsvorrichtungen, wie zB Be- u Entwässerungsanlagen);
-	auch auf einen Genossenschaftsanteil kann § 55 Abs 5 EStG – auch nicht analog – angewandt werden (BFH v 01.10.1981, BStBl II 1982, 250).

Dagegen gehört zum Grund u Boden

-	die Grasnarbe bei Weideland (BFH v 16.12.1984, BStBl II 1984, 424) sowie
-	die sog "Geil u Gare", weil es sich bei Letzterer nicht um ein eigenständiges WG, sondern nur um ein Beschaffenheitsmerkmal des Grund u Bodens handelt (BFH v 20.05.1965, BStBl III 1965, 446).
-	Auch das Recht, ein Grundstück mit Klärschlamm zu verfüllen, ist kein vom Grund u Boden verselbstständigtes WG (BFH v 20.03.2003, BStBl II 2003, 878).