Tz. 191

Stand: EL 80 – ET: 04/2014

Beteiligungen über einen Treuhänder oder solche, die sicherungsübereignet sind, sind dem Treu- bzw Sicherungsgeber zuzurechnen (s § 39 Abs 2 Nr 1 S 2 AO). MaW: Bei einem stlich anzuerkennenden Treuhandverhältnis ist wirtsch Eigentümer der Anteile der Treugeber, da er den Treuhänder im Regelfall für die gewöhnliche Nutzungsdauer von der Auswirkung auf die Anteile wirtsch ausschließen kann (s Tz 65). An die stliche Anerkennung von Treuhandverträgen sind hohe Anforderungen zu stellen. Das Treuhandverhältnis muss auf ernst gemeinten und klar nachweisbaren Vereinbarungen zwischen Treugeber und Treuhänder beruhen und auch tats durchgeführt werden. Das Handeln des Treuhänders im fremden Interesse muss wegen der von dem zivilrechtlichen Eigentum abw Zurechnungsfolge eindeutig erkennbar sein (s Urt des BFH v 04.12.2007, BFH/NV 2008, 745 und s Urt des BFH v 20.01.1999, BStBl II 1999, 514 mwNachw). Auch eine sog Quotentreuhand ist zulässig (s Urt des BFH v 06.10.2009, BStBl II 2010, 460 und s Heuermann, BFH/PR 2010, 206). Wes Kriterien zur Anerkennung eines stlich beachtlichen Treuhandverhältnisses sind Regelungen im Vertrag hinsichtlich der Stimmrechtsausübung, der Weisungsgebundenheit des Treuhänders, des Gewinnbezugsrechts sowie des Herausgabeanspruchs (s Urt des BFH v 15.07.1997, BStBl II 1998, 152 und v 14.10.2003, BFH/NV 2004, 620). Wegen der Nichtanerkennung eines Treuhandverhältnisses wegen fehlender Weisungsbefugnis s Urt des BFH v 24.11.2009 (BStBl II 2010, 590) und wegen der Einschränkung des Herausgabeanspruchs in unverhältnismäßiger Weise s Urt des FG Ddf v 27.03.2012 (EFG 2012, 1760, Rev-Az: I R 42/12). Ebenfalls hierzu s Müller/Wangler (DStR 2010, 1067), s Gosch (BFH/PR 2010, 214), s Görden (GmbH-StB 2010, 126) und s Haase (INF 2003, 664). Wegen der Vereinbarung einer Treuhandschaft an bestehenden GmbH-Anteilen ebenfalls s Urt des FG Ba-Wü v 21.07.1998 (EFG 1998, 1582). Zu der stlichen Behandlung von Treuhandverhältnissen auch s Heidner (DB 1996, 1203) und s Urt des BFH v 09.10.2008 – Az: IX R 60/05. Wegen der Nichtberücksichtigung eines Treuhandvertrags mangels tats Durchführung s Urt des BFH v 04.12.2007 (BFH/NV 2008, 745). Ebenfalls hierzu s Urt des BFH v 28.02.2001 (BStBl II 2001, 468), das insbes auf die Bedeutung der bilanziellen Behandlung des Treuguts durch den Treuhänder für die Frage der vereinbarungsgemäßen Vertragsdurchführung hinweist. Das gilt für alle drei Erscheinungsformen des Treuhandverhältnisses (Übertragungs-, Erwerbs- und Vereinbarungstreuhand; s Urt des BFH v 14.10.2003, BFH/NV 2004, 620). Wegen der Unterscheidung der einzelnen Erscheinungsformen ebenfalls s Sommer/Menzel (GmbHR 2003, 917).

 

Tz. 192

Stand: EL 80 – ET: 04/2014

Fraglich ist, ob ein GmbH-Anteile betreffender Treuhandvertrag privatschriftlich abgeschlossen werden kann oder nach § 15 Abs 4 GmbHG notariell beurkundet werden muss. Ebenfalls hierzu s Brinkmeier (GmbH-StB 2007, 28). Nach hM (zB s Kallmeyer, GmbHR 2006, 66; s Adamek, EFG 2005, 1195, 1197 unter Bezugnahme auf den Beschl des BFH v 02.03.2004, BFH/NV 2004, 683 und s Brinkmeier, GmbH-StB 2007, 28; bezüglich der Vereinbarungstreuhand auch s Sommer/Menzel, GmbHR 2003, 917 und s Fohler/Greitemann DB 2005, 2488) ist für die zivilrechtliche Wirksamkeit bei der Vereinbarung einer Erwerbs- oder Vereinbarungstreuhand die notarielle Beurkundung erforderlich. AA, uE zutr, hinsichtlich der Erwerbstreuhand (Vereinbarung zwischen Treugeber und Treuhänder, wonach sich der Treuhänder für den Treugeber an der Gründung einer GmbH beteiligt) s Sommer/Menzel (GmbHR 2003, 917), s Trossen (GmbH-StB 2010, 253) und s Fohler/Greitemann (DB 2005, 2488). Für die Vereinbarungstreuhand (ein bestehender Geschäftsanteil wird von dem AE künftig als Treuhänder gehalten) hat auch das OLG Ffm (s Urt des OLG Ffm v 25.01.2005, GmbHR 2005, 764) in diesem Sinne entschieden. GlA s Braun (EFG 2008, 949) und s Strahl (KÖSDI 2008, 15 657, 15 664). Zur Formbedürftigkeit der Übertragungstreuhand (Treugeber überträgt einen bestehenden Geschäftsanteil auf den Treuhänder) s Trossen (GmbH-StB 2010, 253). Ein vor der Beurkundung des Gesellschaftsvertrags geschlossener Treuhandvertrag bedarf hingegen einer notariellen Beurkundung nicht (s Urt des BFH v 04.12.2007, BFH/NV 2008, 745). Ebenso der BGH (s Beschl des BGH v 12.12.2005, BB 2006, 1646 sowie v 29.05.2006, DStR 2006, 1378), wonach ein Treuhandvertrag nur dann nicht dem Formzwang des § 15 Abs 4 GmbHG unterliegt, wenn er sich auf noch nicht existente Anteile bezieht. Ebenfalls hierzu s Urt des BFH v 25.04.2006 (BFH/NV 2006, 1819), v 11.05.2010 (BStBl II 2010, 823), in dem der BFH den Formzwang nach § 15 Abs 4 GmbHG bei existenten Geschäftsanteilen bejaht und s Urt des FG Köln v 15.08.2007 (EFG 2007, 1765). Ebenso s Korn (NWB 2013, 3288, 3289).

 

Tz. 193

Stand: EL 80 – ET: 04/2014

Zur Frage, ob unwirksame Treuhandverhältnisse an GmbH-Anteilen stlich anzuerkennen sind, s Sommer/Menzel (GmbHR 2003, 917). UE kann ein Treuhandvertrag z...

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