Kühn/von Wedelstädt, Abgabenordnung und Finanzgerichtsordnung, AO § 413 Einschränkung von Grundrechten

Schrifttum

Haep, Umsatzsteuer-Nachschau und Unverletzlichkeit der Wohnung, UR 2008, 445;

Sterzinger, Rechtsfolgen einer möglichen Verletzung des Zitiergebotes nach Art. 19 Abs. 1 Satz 1 GG durch die Regelung des § 27b UStG, DStR 2010, 471;

Roth, Verfassungswidrigkeit des § 26c UStG wegen Verstoßes gegen das Zitiergebot, wistra 2017, 1.

Tz. 1

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Die Vorschrift ist erforderlich, weil Art. 19 Abs. 1 Satz 2 GG vorschreibt, dass Gesetze, die Grundrechte einschränken, diese unter Angabe des Artikels nennen müssen.

Tz. 2

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Die in § 413 AO enthaltenen Zitate erstrecken sich nur auf die Vorschriften der AO, nicht aber auf Grundrechtseinschränkungen, die sich aus den Regelungen der Einzelsteuergesetze ergeben. So ist z. B. zweifelhaft, ob § 27b UStG zur Umsatzsteuer-Nachschau verfassungsgemäß ist, weil im UStG nicht auf die Einschränkung des Art. 13 GG hingewiesen wird (Küffner, DStR-Aktuell 23/2002, IV; Drüen in Tipke/Kruse, § 413 AO Rz. 5; Sterzinger, DStR 2010, 471; so auch zu § 26c UStG Roth, wistra 2017, 1; offengelassen: BFH v. 16.12.2009, V B 23/08, BFH/NV 2010, 1866). Im Übrigen wird auch § 413 AO dem Sinn des Zitiergebots nur unvollkommen gerecht, weil nur die betroffenen Grundrechte genannt werden, nicht aber die Vorschriften, durch die der Grundrechtseinschränkung geschieht (gl. A. Engelhardt in HHSp, § 413 AO Rz. 1; Drüen in Tipke/Kruse, § 413 AO Rz. 3). Das Zitiergebot soll den Gesetzgeber veranlassen, sich der Tragweite der von ihm geschaffenen Regelungen bewusst zu sein und sich Rechenschaft darüber zu geben, ob die konkrete Grundrechtseinschränkung wirklich erforderlich ist (Haep, UR 2008, 445, 449).

Tz. 3

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und Freiheit der Person (s. Art. 2 Abs. 2 GG) wird eingeschränkt durch die §§ 284, 326, 334 und 404 AO. Das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis (Art. 10 GG) wird eingeschränkt durch § 105 AO. Die Unverletzlichkeit der Wohnung (Art. 13 GG) wird eingeschränkt durch die §§ 99, 200 Abs. 2 Satz 3, § 287 Abs. 1, § 399 Abs. 2 Satz 2 und durch § 404 AO.