Tz. 7

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Im Falle der einheitlichen und gesonderten Feststellung von Einkünften sind grds. alle nach § 48 FGO Klagebefugten, die den Feststellungsbescheid nicht angefochten haben, notwendig beizuladen (§ 60 Abs. 3 FGO; BFH v. 30.04.2010, VIII B 75/09, BFH/NV 2010, 1474). Ausnahmsweise gilt dies nicht, wenn die grds. nach § 48 Abs. 1 Nr. 2 ff. FGO klagebefugten Personen vom Ausgang des Verfahrens unter keinem denkbaren Gesichtspunkt steuerrechtlich betroffen sind (BFH v. 15.04.2010, IV R 5/08, BStBl II 2010, 912; BFH v. 30.04.2010, VIII B 75/09, BFH/NV 2010, 1474; s. § 60 FGO Rz. 5). Umgekehrt ist auch eine Personengesellschaft gem. § 48 Abs. 1 Nr. 1 HS 1 FGO klagebefugt und damit notwendig beizuladen (§ 60 Abs. 3 FGO), wenn ein Gesellschafter i. S. von § 48 Abs. 1 Nr. 5 FGO persönlich klagt, und zwar auch, wenn über ihr Vermögen das Insolvenzverfahren eröffnet wurde (BFH v. 03.09.2009, IV R 17/07, BStBl II 2010, 631; vgl. auch BFH v. 27.08.2009, IV R 49/08, juris). Haben mehrere klagebefugte Gesellschafter Klage erhoben, so ist die notwendige Beiladung dadurch zu ersetzen, dass alle Verfahren zu gemeinsamer Verhandlung und einheitlicher Entscheidung verbunden werden (§ 73 Abs. 2 FGO; s. § 73 FGO Rz. 3). Dies gilt z. B. auch dann, wenn streitig ist, ob die Voraussetzungen für eine einheitliche und gesonderte Gewinnfeststellung dem Grunde nach überhaupt gegeben sind (BFH vom 14.10.1997 IV B 147/96, BFH/NV 1998, 345).

 

Tz. 8

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Scheidet ein Gesellschafter während des Klageverfahrens aus einer Personengesellschaft, die Klage gegen einen Feststellungsbescheid erhoben hat, aus, so ist er nach § 60 Abs. 3 FGO notwendig zu dem Verfahren beizuladen, wenn ihm ein Gewinnanteil zugerechnet wurde; dies gilt auch für das Revisionsverfahren (BFH v. 01.10.2010, IV R 32/07, BFH/NV 2011, 271; s. Rz. 5). Die Klagebefugnis der Gesellschaft aus § 48 Abs. 1 Nr. 1 FGO besteht in diesem Fall fort. Scheiden alle Gesellschafter bis auf einen aus einer mehrgliedrigen Personengesellschaft aus, erlischt die Gesellschaft. Der verbleibende Gesellschafter wird ihr Gesamtrechtsnachfolger (st. Rspr. z. B. BFH v. 16.12.2009, IV R 48/07, BStBl II 2010, 799; BFH v. 27.09.2012, III R 31/09, BStBl II 2013, 179; BFH v. 23.10.2013, IV B 104/13, BFH/NV 2014, 70). Die Klagebefugnis geht jedoch nicht auf den Rechtsnachfolger der vollbeendeten Personengesellschaft über, vielmehr lebt die bis dahin überlagerte Klagebefugnis der einzelnen Gesellschafter auf (BFH v. 11.04.2013, IV R 20/10, BStBl II 2013, 705). Demnach ist auch der Gesellschafter einer zweigliedrigen GbR nach § 48 Abs. 1 Nr. 3 FGO klagebefugt und ggf. notwendig beizuladen, wenn die GbR durch sein Ausscheiden ohne Liquidation vollbeendet worden ist und die Einkunftsart der von der GbR erzielten Einkünfte streitig ist (BFH v. 23.10.2013, IV B 104/13, BFH/NV 2014, 70). Die Vollbeendigung einer Personengesellschaft – z. B. auch durch Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft – stellt eine qualifizierte Form des Ausscheidens sämtlicher Mitglieder der Personengesellschaft dar und hat zur Folge, dass alle gem. § 48 Abs. 1 Nr. 3 FGO klagebefugten ehemaligen Gesellschafter, die nicht selbst Klage erhoben haben, nach den vorstehenden Grundsätzen gem. § 60 Abs. 3 FGO notwendig beizuladen sind (BFH v. 23.01.2009, IV B 149/07, juris; BFH v. 05.01.2010, IV R 43/07, BFH/NV 2010, 1104). Dies gilt nicht für einen Komplementär, der Kommanditist wird (BFH v. 29.10.2009 IV B 5/09, BFH/NV 2010, 445). Tritt die Vollbeendigung während des Klageverfahrens ein, sind die durch den angefochtenen Gewinnfeststellungsbescheid beschwerten Gesellschafter, die im Streitzeitraum an der Gesellschaft beteiligt waren, als deren prozessuale Rechtsnachfolger anzusehen und führen den Prozess aufgrund eigener Klagebefugnis fort (BFH v. 17.10.2013, IV R 25/10, BFH/NV 2014, 170). Verfahrensrechtlich handelt es sich um einen Fall der Gesamtrechtsnachfolge i. S. von § 239 ZPO i. V. m. § 155 Satz 1 FGO (s. § 74 FGO Rz. 12). Die Gesellschafter, die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr beteiligt waren, sind nach § 48 Abs. 1 Nr. 3 FGO klagebefugt (s. Rz. 5). Im Liquidationsstadium – also im Zeitraum zwischen dem Auflösungsbeschluss und der Vollbeendigung der Gesellschaft – bleibt es bei der Klagebefugnis nach § 48 Abs. 1 Nr. 1 FGO (s. Rz. 2 f.), die Gesellschaft wird dann aber durch die Liquidatoren vertreten (BFH v. 24.03.2011, IV B 115/06, juris; BFH v. 02.11.2016, VIII B 57/16, BFH/NV 2017, 266). Liquidatoren z. B. einer GbR sind nach § 730 Abs. 2 Satz 2 2. Halbs. BGB grds. gemeinschaftlich deren Gesellschafter, vorbehaltlich einer abweichenden Regelung im Gesellschaftsvertrag oder eines anderslautenden Gesellschafterbeschlusses (BFH v. 12.04.2007, IV B 69/05, BFH/NV 2007, 1923; BFH v. 02.11.2016, VIII B 57/16, BFH/NV 2017, 266).

 

Tz. 8a

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Die Vollbeendigung der Personengesellschaft (s. Rz. 8) hat grds. zur Folge, dass sie sowohl ihre Beteiligtenfähigkeit (s. ...

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