Rz. 76

[Autor/Stand] § 1 BewG enthält keine ausdrückliche Regelung der Anwendung des BewG auf außersteuerliche Vorschriften, insbesondere zivilrechtliche Gesetze (z.B. BGB, HGB). Grundsätzlich ist es nicht ausgeschlossen, die Vorschriften des BewG auf gesetzliche Regelungen außerhalb des BewG – sowie auch besonderer Steuergesetze – in entsprechender Weise anzuwenden.[2] Allerdings ist dabei die Analogiefähigkeit in jedem Einzelfall detailliert zu prüfen.[3] Eine steuerliche Anknüpfung ist für eine Anwendbarkeit nicht erforderlich.

 

Rz. 77

[Autor/Stand] Eine entsprechende Anwendung des BewG auf außensteuerliche Vorschriften kommt in erster Linie bezüglich der Regelungen des allgemeinen Teils des BewG (§§ 116 BewG) in Betracht. Allerdings kann dies nicht ohne Weiteres für dort enthaltene Ausnahmevorschriften gelten (z.B. § 14 Abs. 2 BewG), die auf steuerliche Billigkeitsüberlegungen zurückgehen.[5]

 

Rz. 78

[Autor/Stand] Aufgrund der Eigenschaft des BewG als einem öffentlich-rechtlichen Gesetz kommen dessen Wertbestimmungsvorschriften in erster Linie auf die Regelung von monetären Rechtsbeziehungen für die Bildung einer geeigneten Bemessungsgrundlage zwischen Staat und Bürger in Betracht.[7] Bei Gleichordnungsbeziehungen zwischen privaten Subjekten kann das BewG ebenfalls zur Anwendung kommen. In diesem Fall ist die Anwendbarkeit des BewG als öffentlich-rechtlicher Vorschrift auf ein zwischen privaten Subjekten bestehende zivilrechtliches Verhältnis im Einzelfall gesondert zu prüfen. Der BGH geht davon aus, dass das Bewertungsgesetz sich nicht auf zivilrechtliche Verträge erstrecken lässt.[8]

[Autor/Stand] Autor: Knittel, Stand: 01.02.2023
[2] Vgl. BFH v. 1.9.1965 – II 93/62 U, BStBl. III 1965, 670, unter 3. zur Anwendung von Vorschriften des Handelsrechts i.V.m. den allgemeinen Bewertungsvorschriften der §§ 2 bis 17 BewG i.V.m. § 1 BewG.
[3] Kritisch zur Anwendung: zum Einbürgerungsrecht: VG München v. 2.6.2008 – M 25 K 07.2862, Rz. 37; zur KostO: LG München v. 22.1.2008 – 6 T 5648/07, unter II. 2. b): zum TierSG: OVG Bdb. v. 29.1.2004 – 4 A 20/00, unter III. 2. a); zum FlurbG: BVerwG v. 2.12.1980 – 5 B 112.79.
[Autor/Stand] Autor: Knittel, Stand: 01.02.2023
[5] Problematisch OLG Celle v. 10.10.2007 – 7 U 62/06, OLG-Report 2008, 335, Tz. 33, 34.
[Autor/Stand] Autor: Knittel, Stand: 01.02.2023
[7] Vgl. VG Ansbach v. 10.3.2008 – AN 2 K 07.00615.
[8] BGH v. 10.12.1992 – IX ZR 19/92; zum Versicherungsvertragsrecht: BGH v. 22.2.1984 – IVa ZR 145/82, NJW 1984, 2165, unter II.

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