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Die allgemeine örtliche Zuständigkeit des Amtsgerichts im vorbereitenden Verfahren (Ermittlungsverfahren) gem. § 391 Abs. 1 S. 2 AO steht unter dem Vorbehalt, dass nicht durch § 58 Abs. 1 GVG weitergehende Zuständigkeitsregelungen getroffen worden sind. Nach § 58 Abs. 1 GVG ist durch Rechtsverordnung der Landesregierung bzw. bei Weitergabe der Ermächtigung durch die Landesjustizverwaltung eine weitere fachliche Zentralisierung möglich. Es können hiernach Entscheidungen bestimmter Art in Strafsachen einem bestimmten Amtsgericht für die Bezirke mehrerer Amtsgerichte zugewiesen werden. Für das Hauptverfahren selbst bedarf es einer Verordnung, die auf § 391 Abs. 2 S. 1 AO basiert. Die richterlichen Entscheidungen im vorbereitenden Verfahren können demgemäß – wie vielfach praktiziert – z. B. in einer "Haftrichterabteilung" zusammengefasst werden. § 58 Abs. 1 GVG ermöglicht damit auch die Verlagerung dieser Entscheidungen auf den Richter des Hauptverfahrens. Von der Möglichkeit einer solchen Zuständigkeitsregelung haben Gebrauch gemacht Baden-Württemberg[1], Berlin[2], Hamburg[3], Hessen[4], Nordrhein-Westfalen[5], Rheinland-Pfalz[6], Schleswig-Holstein[7], Sachsen[8], Sachsen-Anhalt[9] und Thüringen.[10]

[1] Verordnung des Justizministeriums über Zuständigkeiten in der Justiz (Zuständigkeitsverordnung Justiz – ZuVOJu) v. 20.11.1998, GBl. A 1998, 680, neu gefasst durch VO v. 29.11.2022, GBl 2022, 645.
[2] Verordnung über die Zuweisung amtsgerichtlicher Zuständigkeiten (Zuweisungsverordnung – ZuwV) v. 8.5.2008, GVBl 2008, 116, neu gefasst durch VO v. 20.12.2021, GVBl 2021, 1396.
[3] Verordnung über die Zuständigkeit des Amtsgerichts Hamburg in Wirtschaftsstraf- und Bußgeldsachen v. 27.6.2017, HmbGVBl 2017, 171.
[4] Verordnung über gerichtliche Zuständigkeiten in der Justiz und zur Änderung der Verordnung zur Übertragung von Ermächtigungen im Bereich der Rechtspflege v. 3.6.2013, GVBl., 386, neu gefasst durch G v. 16.2.2023, GVbl. 83.
[5] Verordnung über die Zuständigkeit der Amtsgerichte in Strafsachen gegen Erwachsene, in Jugendstrafsachen, in Bußgeldverfahren und Abschiebungshaftsachen v. 5.7.2010, GV NRW, 422, neu gefasst durch VO v. 22.2.2022, GV NRW 2022, 308.
[6] Landesverordnung über die gerichtliche Zuständigkeit in Strafsachen und Bußgeldverfahren v. 19.11.1985, GVBl 1985, 265, neu gefasst durch VO v. 7.11.2022, GVBl 2022, 439.
[7] Landesverordnung zur Bestimmung von Zuständigkeiten in der Justiz v. 15.11.2019, GVBl 2019, 546.
[8] Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz über die Organisation der Justiz (Sächsische Justizorganisationsverordnung – SächsJOrgVO) v. 14.12.2007, SächsGVBl 2007, 600, neu gefasst durch VO v. 12.12.2022, SächsGVBl 2022, 769.
[9] Verordnung über die amtsgerichtliche Zuständigkeit in Wirtschaftssachen (Wirtschaftssachen-Zuständigkeits-Verordnung Amtsgericht – WSZustVOAG) v. 12.7.2004, GVBl LSA 2004, 391.
[10] Thüringer Verordnung über gerichtliche Zuständigkeiten in der ordentlichen Gerichtsbarkeit (ThürGerZustVO) v. 17.11.2011, GVBl 2011, 511, neu gefasst durch VO v. 22.12.2022, GVBl 2023, 13.

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