Rz. 17

Die allgemeine Zuständigkeitsregelung für die örtliche Zuständigkeit des Amtsgerichts kann durch Rechtsverordnung der jeweiligen Landesregierung bzw. nach Übertragung der Ermächtigung auch der Landesjustizverwaltung abgeändert werden.[1] Von dieser Möglichkeit ist Gebrauch gemacht worden in Baden-Württemberg[2], Bayern[3], Hessen[4], Niedersachsen[5], Nordrhein-Westfalen[6], Rheinland-Pfalz[7] und Sachsen.[8]

Voraussetzung für die Entscheidung und den Inhalt der Änderung ist die Zweckmäßigkeit, die mit Rücksicht auf die Wirtschafts- oder Verkehrsverhältnisse, den Aufbau der Verwaltungsbehörden (z. B. Zuständigkeitszentralisierung bei den Finanzbehörden) oder andere örtliche Bedürfnisse zu ermitteln ist.

Die abweichende Regelung kann – wenn die Voraussetzungen für sie gegeben sind – eine andere Zentralisierung, eine Aufteilung nach Art der Steuerstraftaten (z. B. für den Bereich der Besitz- und Verkehrssteuern einerseits sowie Zölle und Verbrauchsteuern andererseits) oder eine Dezentralisierung gegenüber § 391 Abs. 1 S. 1 AO beinhalten. Sie kann sich nach § 391 Abs. 4 AO auch auf nichtsteuerliche Straftaten erstrecken, die mit einer Steuerstraftat in einem Verfahren zusammengefasst sind.

[1] Zur Verfassungsmäßigkeit der Ermächtigung s. BVerfG v. 1.10.1968, 2 BvL 6–9/67, NJW 1969, 1291.
[2] Verordnung des Justizministeriums über Zuständigkeiten in der Justiz (Zuständigkeitsverordnung Justiz – ZuVOJu) v. 20.11.1998, GBl A 1998, 680, neu gefasst durch VO v. 29.11.2022, GBl 2022, 645.
[3] Verordnung über gerichtliche Zuständigkeiten im Bereich des Staatsministeriums der Justiz (Gerichtliche Zuständigkeitsverordnung Justiz – GZVJu) v. 11.6.2012, GVBl 2012, 295, neu gefasst durch VO v. 13.12.2022, GVBl 2022, 727.
[4] Justizzuständigkeitsverordnung (JuZuV) v. 3.6.2013, GVBl 2013, 386, neu gefasst durch G. v. 16.2.2023, GVBl 2023, 83.
[5] Verordnung zur Regelung von Zuständigkeiten in der Gerichtsbarkeit und der Justizverwaltung (ZustVO-Justiz) v. 18.12.2009, Nds. GVBl 2010, 283, in der Fassung der VO v. 20.12.2022, Nds GVBl 2022, 758.
[6] Verordnung über die Zuständigkeit der Amtsgerichte in Strafsachen gegen Erwachsene, in Jugendstrafsachen, in Bußgeldverfahren und Abschiebungshaftsachen v. 5.7.2010, GV NRW, 422 (Regelung nur für Steuerordnungswidrigkeiten) i. d. F. der VO v. 22.2.2022, GV NRW 2022, 308.
[7] Landesverordnung über die gerichtliche Zuständigkeit in Strafsachen und Bußgeldverfahren v. 19.11.1985, GVBl 1985, 265, i. d. F. der VO v. 11.8.2017, GVBl 2017, 186.
[8] Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz über die Organisation der Justiz (Sächsische Justizorganisationsverordnung – SächsJOrgVO) v. 14.12. 2007, SächsGVBl 2007, 600, i. d. F. VO v. 12.12.2022, SächsGVBl 2022, 769.

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