Grundsätzlich soll jede Organisation einen Beitrag zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse leisten. In einem Gemeinschaftsverständnis prägen diese Bedürfnisse das erlebte Gemeinwohl. Also kann jedes Unternehmen einen Beitrag für die Ermöglichung, die Sicherung und die Verbesserung des Gemeinwohls, des Wohlbefindens von Individuen und der Gemeinschaft leisten. Epstein unterscheidet dabei die folgenden Grundbedürfnisse:[1]

  • Aufgabenerfüllung – Grundbedürfnis nach Orientierung und Kontrolle
  • Zusammenhalt – Grundbedürfnis nach positiven Beziehungen
  • Lebensqualität – Grundbedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung
  • Moral – Grundbedürfnis nach Selbstwerterhalt und -steigerung

Nach den Dimensionen von Epstein wurde 2019 eine Bewertung wesentlicher Schweizer Unternehmen in einem Gemeinwohlatlas präsentiert.[2] Einen Eindruck über den Beitrag ausgewählter Banken zum Gemeinwohl gibt folgende Abbildung. Die Werte wurden durch Umfragen ermittelt.

Abb. 7: Positionierung von Banken im Schweizer Gemeinwohlatlas

Während jedes Unternehmen durch sein Handeln eine Wirkung auf das Gemeinwohl entfaltet, kann dieser Beitrag unterschiedlich ausfallen, je nachdem, ob und wie das Gemeinwohl als Zielsetzung in der Corporate Governance des Unternehmens aufgenommen ist. Der Unternehmensführung obliegt, den abstrakten Begriff des Gemeinwohls zu definieren und für die betreffende Stadt und Region zu strukturieren, welche Einflussmöglichkeiten die Produkte und Leistungen des Unternehmens auf das Gemeinwohl haben können.

Im Anschluss sind dann Entscheidungen abzuleiten, die einerseits dem Gemeinwohl und andererseits dem nachhaltigen Unternehmenswohl dienen. Damit definiert das Unternehmen, welche Rolle es im gesellschaftlichen Umfeld als corporate citizen wahrnehmen möchte.

Das Public-Value-Konzept steht neben einer Reihe anderer Zielkonzepte (siehe nachfolgende Abbildung[3]

Abb. 8: Zielkonzepte für den unternehmerischen Erfolg

Bereits Ende der 70er Jahre entstanden erste Ansätze zur Beschreibung des wirtschaftlichen Nutzens aus der Wahrnehmung sozialer Verantwortung.[4] Konkrete Ansätze wie Competitive Advantage, Customer Value und Stakeholder Value folgten.

Corporate Social Responsibility (CSR) ist ein Zielkonzept, das dem Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Anspruchsgruppen zu integrieren.[5] Um die Öffentlichkeit über das CSR-Engagement der Unternehmen zu informieren, haben die Bundesregierung den CSR Preis (2020 war das Unternehmen des Autors einer der Preisträger)[6] und Ratingagenturen CSR- und Nachhaltigkeits-Ratings entwickelt.[7] Dabei wird deutlich, dass die Ansätze deutlich variieren. So stehen Ansätze mit den Zielelementen Ökonomie, Ökologie und Soziales neben Ansätzen mit den Elementen Environment, Social und Governance (ESG).

Der Shared-Value-Ansatz geht weiter als der CSR-Ansatz. Nach dem Shared-Value-Konzept ist es möglich, dass Unternehmen zusätzliche Gewinne und Unternehmenswerte erwirtschaften können, wenn sie gesellschaftliche Bedürfnisse stärker berücksichtigen.[8] Dazu zählen die Berücksichtigung von Umwelt- und Sicherheitsaspekten, die Stärkung der Lieferanten, die Förderung des Könnens der Beschäftigten, der betriebliche Gesundheitsschutz sowie die Optimierung des Energie- und Wasserverbrauchs. Daraus können auch neue Produkte und Dienstleistungen resultieren. Die Verbindung der parallelen Schaffung von Beiträgen zum Gemeinwohl und von Beiträgen zum Unternehmenswert ist dabei die zentrale Hypothese. Dies gilt auch für den ähnlichen Blended-Value-Ansatz, der beschreibt, wie parallel finanzielle, soziale und ökologische Werte geschaffen werden können.[9]

Die Befassung mit dem Gemeinwohl in der Unternehmensführung ist mit dem Public-Value-Konzept verbunden. Der Begriff geht zurück auf Mark Moore, der in seiner Monographie „Creating Public Value“ erste Ansätze zur Identifizierung und Schaffung von Public Values lieferte: Public Value wird dann geschaffen, wenn die Handlungen des Kundenunternehmens dazu beitragen, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt zunimmt, das Gemeinschaftserleben gestärkt und die Selbstbestimmung des Einzelnen verbessert wird.[10] Damit handelt es sich bei dem Public Value um positive externe Effekte, im Gegensatz zu negativen externen Effekten, die häufig in der Literatur beschrieben sind.

Weitere Ansätze haben den Begriff weiterentwickelt, meist aber nur in abstrakter bzw. qualitativer Form konkretisiert. Eine praktische Anwendung im Bereich der kommunalen Wirtschaft fand der Begriff Citizen Value.[11] Citizen Value formuliert einen gemeinwohlorientierten Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger einer Kommune zusätzlich zu der Inanspruchnahme einer Dienstleistung. Die Orientierung liegt in der nachhaltigen Leistungserbringung. Die erzielten Gewinne können zugunsten der Kommune und den Bürgern reinvestiert werden. Gesellschaftspolitische Ziele haben dabei einen hohen Stellenwert. E...

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