A. Der Begriff "Investitionsabzugsbeträge"

 

Rn. 31

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Seit § 7g EStG idF UntStRefG 2008 verwendet der Gesetzgeber den Begriff des "Investitionsabzugsbetrages" (IAB) bzw seit StÄndG 2015 den Plural "Investitionsabzugsbeträge". Er bezog sich dabei auf den von BFH BStBl II 2006,910 kritisierten früher verwendeten Begriff der "Ansparabschreibung" (s BT-Drucks 16/4841, 51), wonach der Gedanke einer Vorwegnahme einer späteren Abschreibung sich nicht im Gesetz niedergeschlagen habe. Außerdem kenne das Gesetz nur Gewinn- und keine Ansparrücklagen. Dieser Begründung ist zuzustimmen. Daher bedarf es auch keiner Verfolgbarkeit des IAB in der Buchhaltung wie noch bei der Ansparrücklage nach § 7g Abs 3 S 3 Nr 3 EStG aF.

B. Inner- oder außerbilanzieller Ansatz?

 

Rn. 32

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Bei Bilanzierern (dh Gewerbetreibende, Freiberufler oder LuF-Betriebe, die ihren Gewinn nach § 4 Abs 1 EStG oder § 5 EStG ermitteln) ist wie folgt zu unterscheiden:

 
Tatbestand Rechtsgrundlage Innerbilanzieller Ansatz Außerbilanzieller Ansatz
Bildung IAB § 7g Abs 1 EStG   X1
Hinzurechnungsbetrag § 7g Abs 2 S 1 EStG   X2
Kompensationsbetrag § 7g Abs 2 S 2 EStG X3 (auch s Rn 29)  
Rückgängigmachung § 7g Abs 3, 4 EStG   X4
Sonderabschreibung § 7g Abs 5, 6 EStG X  

1 BFH BStBl II 2017, 295; 2020, 779; FG Münster 6 K 3183/14 F, DStrE 2018, 837 rkr; BMF v 20.03.2017, BStBl I 2017, 423 Tz 54 S 2; Weiss, BB 2020, 1963; Kulosa in Schmidt, § 7g EStG Rz 47, 40. Aufl 2021; Schubert/Adrian in Beck'scher Bilanzkommentar, 12. Aufl. 2020 § 274 HGB Rz 158

2 BFH BStBl II 2020, 276 mit Anm/Meinert/Heeke, NWB 33/2020, 2459; BFH BStBl II 2020, 779; FG Münster 6 K 3183/14 F, DStrE 2018, 837 rkr; BMF v 20.03.2017, BStBl I 2017, 423 Tz 55 S 2

3 zwingend innerbilanziell, BFH BStBl II 2020, 276 mit Anm/Meinert/Heeke, NWB 33/2020, 2459; BFH BStBl II 2020, 779; Weiss, BB 2020, 1963; Kulosa in Schmidt, § 7g EStG Rz 55, 40. Aufl 2021; BMF v 20.03.2017, BStBl I 2017, 423 Tz 55 S 3

4 BFH BStBl II 2020, 779

 

Rn. 33

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Rechtsfolgen aus Rn 29:

(1) Falls außerbilanzieller Ansatz: Tatbestandsvoraussetzungen für eine Bilanzänderung (§ 4 Abs 2 S 2 EStG) müssen nicht gegeben sein (BFH BStBl II 2017, 295)
(2) Falls innerbilanzieller Ansatz: Tatbestandsmerkmale für eine Bilanzänderung (§ 4 Abs 2 S 2 EStG) müssen vorliegen (incl Überleitungsrechnung nach § 60 Abs 2 S 1 EStDV; BFH BStBl II 2020, 779).

Aus dem innerbilanziellen Ansatz folgt, dass der Kompensationsbetrag nach § 7g Abs 2 S 2 EStG sich auf die AfA-Bemessungsgrundlage auswirkt (BFH BStBl II 2020, 779).

C. Der Aufbau der Vorschrift

 

Rn. 34

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Die Regelungen über die IAB sind wie folgt aufgebaut:

 
§ 7g EStG Regelungsinhalt (in Stichworten)
Abs 1 Größenmerkmale (grds bis 2019) bzw Gewinngrenze (grds ab 2020, s Rn 5, Investitionszeitraum, Dokumentationspflichten, Höhe und Höchstbetrag aller IAB
Abs 2 Rechtsfolgen der Investition (Hinzurechnung, Neutralisierung)
Abs 3 Rechtsfolgen der Nichtinvestition innerhalb des Investitionszeitraums
Abs 4 Rechtsfolgen einer steuerschädlichen Verwendung des WG nach erfolgter Investition
Abs 7 Regelungen für PersGes/Gemeinschaften

D. Die begünstigten StPfl

 

Rn. 35

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Den IAB können beanspruchen:

  • natürliche, unbeschränkt oder beschränkt stpfl Personen,
  • PersGes und Gemeinschaften (§ 7g Abs 7 EStG),
  • unbeschränkt oder beschränkt stpfl Körperschaften, Personenvereinigungen und Vermögensmassen iSd § 1 KStG (s R 8.1 Abs 1 Nr 1 KStR 2015; Pitzke, NWB F 3, 14 671), also zB GmbH, AG.
 

Rn. 36

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Der IAB wird (sofern die Größenmerkmale nach § 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst a–c EStG aF eingehalten sind bzw die Gewinngrenze nach § 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst a, b EStG eingehalten ist, zum zeitlichen Anwendungsbereich der Neuregelung s Rn 5)

 
  gewährt nicht gewährt Rechtsgrundlage
für Gewerbetreibende, die bilanzieren X  

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst a EStG aF,

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst a, b EStG
für Gewerbetreibende, die ihren Gewinn nach § 4 Abs 3 EStG ermitteln X  

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst c EStG aF,

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst a, b EStG
für Freiberufler, die bilanzieren X  

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst a EStG aF,

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst a, b EStG
für Freiberufler, die ihren Gewinn nach § 4 Abs 3 EStG ermitteln X  

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst c EStG aF,

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst a, b EStG
für LuF-Betriebe, die bilanzieren X  

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst b EStG aF,

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst a, b EStG
für LuF-Betriebe, die ihren Gewinn nach § 4 Abs 3 EStG ermitteln X  

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst c EStG aF,

§ 7g Abs 1 S 2 Nr 1 Buchst a, b EStG
für LuF-Betriebe, die ihren Gewinn nach § 13a EStG ermitteln   X § 13a Abs 3 S 2 EStG1
Für VuV-Einkünfte2   X Umkehrschluss aus § 7g Abs 1 S 2 EStG aF/nF, zur verfassungsrechtlichen Seite dazu s Rn 13

1 BMF v 20.03.2017, BStBl I 2017, 423 Tz 1 S 2; Kulosa in Schmidt, § 7g EStG Rz 27, 40. Aufl 2021

2 daher kann der Abgrenzung, ob es sich um gewerbliche Einkünfte (§ 15 EStG) oder solche aus VuV handelt (§ 21 EStG), hier entscheidende Bedeutung zukommen wie etwa im Urteilsfall FG D'dorf 11 K 3321/17, BB 20...

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