Rn. 210

Stand: EL 170 – ET: 01/2024

Der Berechtigte hat einen Haushaltswechsel des Kindes der Familienkasse unverzüglich anzuzeigen, vgl BFH vom 19.05.1999, VI B 259/98, BFH/NV 1999, 1331. Unterlässt er diese Anzeige und wird das Kindergeld rechtsgrundlos gezahlt, hat der nicht mehr Berechtigte das Kindergeld gemäß § 37 Abs 2 AO an die Familienkasse zurückzuzahlen, vgl BFH vom 14.05.2002, VIII R 64/00, BFH/NV 2002, 1425 (Verletzung der Mitwirkungspflicht); BFH vom 12.08.2010, III B 94/09, BFH/NV 2010, 2062.

 

Rn. 211

Stand: EL 170 – ET: 01/2024

Insoweit sind die im Festsetzungsverfahren ergehende Aufhebung der Kindergeldfestsetzung, die das Erhebungsverfahren betreffende Rückforderung des Kindergelds sowie mögliche Entscheidungen im Billigkeitsverfahren zu unterscheiden, BFH vom 24.10.2000, VI B 144/99, BFH/NV 2001, 423; BFH vom 11.12.2013, XI B 33/13, BFH/NV 2014, 714.

 

Rn. 212

Stand: EL 170 – ET: 01/2024

Welche Einwände der nicht mehr Berechtigte dem Rückforderungsanspruch der Familienkasse entgegenhalten kann und in welchem Verfahren (Erhebungs- oder Billigkeitsverfahren) dies zu erfolgen hat, ist noch nicht abschließend geklärt, vgl BFH vom 12.04.2000, VI B 113/99, BFH/NV 2000, 1192; BFH vom 11.03.2003, VIII R 77/01, BFH/NV 2004, 14. Dies betrifft ua das Verhältnis der auf Treu und Glauben gestützten Einwendungen gegen einen Rückforderungsbescheid zu dem von der Verwaltung geregelten (Billigkeits-)Verfahren in sog Weiterleitungsfällen. Besteht Streit darüber, ob der Rückforderungsanspruch der Familienkasse besteht, erlässt diese einen Abrechnungsbescheid nach § 218 Abs 2 S 2 AO, BFH vom 22.01.2004, VIII B 289/03, BFH/NV 2004, 759.

 

Rn. 213

Stand: EL 170 – ET: 01/2024

Bei den sog Weiterleitungsfällen, für die sich zur Verfahrensvereinfachung eine Verwaltungsanweisung in V 37 DA-KG 2023 findet, sollen die Rückforderung und die Auszahlung des Kindergeldes unterbleiben, wenn der bisher Berechtigte das Kindergeld an den nunmehr Berechtigten weitergeleitet hat, dieser dies bestätigt und auf seinen Auszahlungsanspruch verzichtet (Weiterleitung), V 37 Abs 1 S 3 DA-KG 2023. In diesen Fällen hat § 70 Abs 1 S 2 und 3 EStG keine Auswirkung, V 37 Abs 1 S 4 DA-KG 2023.

Der Rückforderung des Kindergeldes durch die Familienkasse vom nicht mehr Berechtigten kann die sog Weiterleitung des Kindergeldes an den Berechtigten entgegenstehen, BFH vom 29.01.2003, VIII R 64/01, BFH/NV 2003, 905. Durch eine zivilrechtliche Unterhaltsregelung zwischen den beiden Elternteilen wird der Erstattungsanspruch der Familienkasse nicht berührt, BFH vom 30.06.2000, VI B 93/99, BFH/NV 2001, 33.

Wird das Kindergeld im Rahmen einer zivilrechtlichen Unterhaltsvereinbarung berücksichtigt, stellt das keine Weiterleitung dar, BFH vom 24.08.2001, VI S 1/01, BFH/NV 2002, 184; BFH vom 12.08.2010, III B 94/09, BFH/NV 2010, 2062.

Es bedarf der Bestätigung des vorrangig Berechtigten, dass das Kindergeld von dem nicht mehr Berechtigten in voller Höhe weitergeleitet wurde, BFH vom 24.08.2001, VI S 1/01, BFH/NV 2002, 184; BFH vom 16.03.2004, VIII R 48/03, BFH/NV 2004, 1218. Eine solche Bestätigung kann sich auf einen bestimmten Zeitraum beziehen, wenn für einen längeren Zeitraum die Rückforderung erfolgt, vgl dazu FG D'dorf vom 09.01.2002, 18 V 6876/01 AE (Kg), EFG 2002, 478; V 37 Abs 2 S 5 DA-KG 2023. Es ist nicht die Aufgabe der Familienkasse, in den sog Weiterleitungsverfahren Unterhaltsvereinbarungen bzw -zahlungen zwischen verschiedenen Kindergeldberechtigten zu berücksichtigen und zivilrechtlich zu prüfen, BFH vom 11.03.2003, VIII R 77/01, BFH/NV 2004, 14; BFH vom 16.03.2004, VIII R 48/03, BFH/NV 2004, 16; BFH vom 16.03.2004, VIII R 48/03, BFH/NV 2004, 1218; BFH vom 12.08.2010, III B 94/09, BFH/NV 2010, 2062.

V 37 DA-KG 2023 ist als Vereinfachungsregel bzw Billigkeitsmaßnahme (vgl V 37 Abs 1 S 5 DA-KG 2023), die durch allgemeine Verwaltungsanweisung angeordnet worden ist, so auszulegen, wie sie von der Verwaltung verstanden wird, BFH vom 01.07.2003, VIII R 80/00, BFH/NV 2004, 23. Die Verwaltungsanweisung in V 37 Abs 1 S 3 und 4 DA-KG 2023 darf nicht von den FG ausgelegt werden, sondern es erfolgt nur eine Überprüfung, ob die Auslegung durch die Familienkasse möglich ist, BFH vom 01.07.2003, VIII R 80/00, BFH/NV 2004, 23. Die FG können die Familienkasse nicht dazu zwingen, die Verwaltungsanweisung auch auf andere Fallgestaltungen anzuwenden, BFH vom 22.09.2011, III R 82/08, BStBl II 2012, 734.

 

Rn. 214

Stand: EL 170 – ET: 01/2024

V 37 Abs 2 S 1 DA-KG 2023 sieht vor, dass die Familienkasse den Erstattungsschuldner iRd Ermittlungsverfahrens (§ 91 AO) spätestens im Aufhebungsbescheid darauf hinzuweisen hat, dass der Erstattungsschuldner geltend machen kann, den Erstattungsanspruch der Familienkasse ganz oder für bestimmte Monate durch Weiterleitung des Kindergelds an den nunmehr/vorrangig Berechtigten erfüllt zu haben. Dazu bedarf es einer schriftlichen Bestätigung des nunmehr Berechtigten gemäß dem Vordruck "Bestätigung zur Vorlage bei der Familienkasse", FG D'dorf vom 26....

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