Rz. 7

[Autor/Stand] Eine mehrfache sachliche Zuständigkeit (§ 387 AO) kann bspw. eintreten, wenn die zu verfolgende Straftat im prozessualen Sinne des § 264 StPO (s. Rz. 17) mehrere Steuerarten betrifft, die von verschiedenen FÄ oder HZÄ verwaltet werden (vgl. Nr. 25 Abs. 1 Satz 2 AStBV (St) 2023, s. AStBV Rz. 25), wie es aus einer Zuständigkeitskonzentration folgen kann (z.B. nach § 12 Abs. 3, § 17 Abs. 2 Satz 3 FVG; s. § 387 Rz. 44 ff.), so z.B. bei der Hinterziehung von Einkommensteuer und Erbschaftsteuer oder von Einfuhrabgaben und Verbrauchsteuern[2].

 

Rz. 8

[Autor/Stand] Im Verhältnis Bundes- und Landes-FinB ist eine Konkurrenzsituation i.S.d. § 390 Abs. 1 AO nahezu ausgeschlossen, da die Zuständigkeiten bei der Verwaltungshoheit (vgl. Art. 108 Abs. 1, 2 GG, §§ 5, 12, 17 FVG), selbst in Fällen der Mischverwaltung (vgl. Art. 108 Abs. 4 GG, §§ 18, 19 FVG), gesetzlich klar gegeneinander abgegrenzt sind[4]. Bei unberechtigtem mehrfachen Bezug von Kindergeld können allerdings die Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit und die des öffentlichen Dienstes des jeweiligen Landes zur Verfolgung der Steuerhinterziehung zuständig sein[5]. Eine gleichzeitige Zuständigkeit ist auch denkbar, wenn jemand sowohl in Besitz- und Verkehrssteuersachen als auch in Zoll- und Verbrauchsteuerangelegenheiten unerlaubt Hilfe i.S.v. §§ 160, 164 Satz 2 StBerG geleistet haben soll[6].

 

Rz. 9

[Autor/Stand] § 390 Abs. 1 AO findet keine Anwendung im Verhältnis zwischen der Straf- und Bußgeldsachenstelle i.S.d. § 387 Abs. 2 AO und den einzelnen angeschlossenen FÄ bzw. HZÄ (s. § 387 Rz. 35 f.). Letztere behalten zwar eine Notzuständigkeit gem. § 399 Abs. 2 AO (s. § 387 Rz. 41), die Verfahrensherrschaft liegt aber gleichwohl bei der zentralen BuStra[8].

 

Rz. 10

[Autor/Stand] Ebenso wenig gilt § 390 Abs. 1 AO im Verhältnis FA und Steufa bzw. HZA und ZFA, da die Fahndung keine Steuern verwaltet und nicht als "Finanzbehörde" in § 386 Abs. 1 Satz 2 AO aufgeführt ist (s. § 387 Rz. 14)[10]. Kompetenzüberschneidungen der einzelnen Fahndungsstellen sind dann auf der Ebene der übergeordneten sachlich/örtlich zuständigen FinB i.S.d. § 390 Abs. 1 AO zu regeln[11].

[Autor/Stand] Autor: Hilgers-Klautzsch, Stand: 01.10.2023
[2] Bülte in HHSp., § 390 AO Rz. 11; Randt in JJR9, § 390 AO Rz. 4; Kemper in Rolletschke/Kemper, § 390 AO Rz. 4.
[Autor/Stand] Autor: Hilgers-Klautzsch, Stand: 01.10.2023
[4] Randt in JJR9, § 390 AO Rz. 4; Bülte in HHSp., § 390 AO Rz. 11.
[6] Bülte in HHSp., § 390 AO Rz. 14.
[Autor/Stand] Autor: Hilgers-Klautzsch, Stand: 01.10.2023
[8] Ebenso Bülte in HHSp., § 390 AO Rz. 12; Kemper in Rolletschke/Kemper, § 390 AO Rz. 5.
[Autor/Stand] Autor: Hilgers-Klautzsch, Stand: 01.10.2023
[10] Ebenso Bülte in HHSp., § 390 AO Rz. 13.
[11] Bülte in HHSp., § 390 AO Rz. 13; Kemper in Rolletschke/Kemper, § 390 AO Rz. 5; ähnl. Randt in JJR9, § 390 AO Rz. 6 betr. die Befugnisse gem. § 404 AO.

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