Rz. 2565

[Autor/Stand] Flexible Software-Nutzung. In jüngster Zeit nimmt die Bedeutung neuer Formen der Bereitstellung von IT-Leistungen zu, die zusammengefasst als "Cloud-Computing" bezeichnet werden. Unter Cloud-Computing werden Netzwerke verstanden, die IT-Infrastrukturen dynamisch an den Bedarf der Anwender anpassen und diesen über das Internet zur Verfügung stellen.[2] Auf diese Weise können Speicherplatz, Rechenzeit oder Softwaredienste flexibel und bedarfsabhängig bereitgestellt und bei Bedarf über festgelegte Schnittstellen abgerufen werden. Die Neuerung besteht darin, dass die Programme nicht mehr auf dem Rechner des Anwenders installiert sein müssen; vielmehr befindet sich die Software im Netz und der Rechner des Anwenders dient als Schnittstelle.[3] Cloud-Computing-Leistungen werden sowohl gegenüber Endkunden (zB iCloud, Dropbox, Google Drive) als auch gegenüber Geschäftskunden angeboten. Nachfolgend werden ausschließlich B2B-bezogene Leistungen betrachtet.

 

Rz. 2566

[Autor/Stand] Cloud-Computing als Online-Geschäft. Da die Bereitstellung der IT-Leistungen im Wege des Cloud-Computing auf automatisierten Vorgängen beruht und über Netzwerke erbracht wird, handelt es sich idR um sog. "Online-Geschäfte", d.h. um Transaktionen, bei denen die vertragstypische Leistung weder in einer physischen Lieferung noch in einer persönlichen Dienstleistung besteht (Abgrenzung zum "Offline-Geschäft").[5] In Abhängigkeit von dem Umfang der bereitgestellten Leistungen lassen sich die folgenden Arten des Cloud-Computing unterscheiden:[6]

  "Software as a Service" ("SaaS"),
  "Infrastructure as a Service" ("IaaS"),
  "Platform as a Service" ("PaaS").
 

Rz. 2567

[Autor/Stand]"Software as a Service" ("SaaS"). SaaS (auch "Application Service Providing" oder "Software on Demand") bezeichnet die Bereitstellung von Software auf dem Server des Anbieters. Der Abruf der Software erfolgt über den Rechner der Nutzer, zB über den Internet Browser oder spezielle "Software Clients". Eine Installation auf den Rechner des Nutzers ist nicht erforderlich. Daraus folgt, dass die Nutzer keinen Einfluss auf die Software und Hardware nehmen können, die zur Bereitstellung der SaaS-Dienste benötigt werden. Das Leistungsentgelt für die Bereitstellung der SaaS-Dienste wird idR monatlich oder jährlich nach der Anzahl der vereinbarten Nutzer abgerechnet.[8] Beispiele für SaaS-Leistungen stellen Buchhaltungssoftware, ERP-Software[9] und CRM-Pakete[10] dar.

 

Rz. 2568

[Autor/Stand]"Infrastructure as a Service" ("IaaS"). Unter IaaS wird das flexible Anmieten von Rechenleistung und Speicherkapazität verstanden, auf die jederzeit über das Internet zugegriffen werden kann.[12] Der Kunde verfügt damit über IT-Infrastruktur, die er für seine unternehmerischen Zwecke nutzen kann, zB um darauf eigene Software laufen zu lassen, eine Website zu errichten oder Daten zu sichern. Die angemietete IT-Infrastruktur besteht allerdings nicht aus physischen, sondern aus "virtuellen Servern", die sich aber aus Sicht des Anwenders wie ein echter Computer bzw. Internetserver verhalten.[13] Die virtuellen Server sind ihrerseits auf physischen Servern untergebracht, die sich in großen Serverzentren befinden, die der Cloud-Anbieter betreibt ("Serverfarm"). Das Leistungsentgelt wird idR nach dem Umfang der in Anspruch genommenen Ressourcen berechnet (zB Rechenkapazität und Datenvolumen). Typische Anwendungsfälle sind die Auslagerung besonders aufwendiger Berechnungen auf virtuelle Server und das automatische "Zuschalten" von virtuellen Mirrorservern, wenn die Website des Kunden durch Anfragen überlastet wird.[14] Anbieter von IaaS-Diensten sind zB IBM, Microsoft und Cisco.

 

Rz. 2569

[Autor/Stand]"Platform as a Service" ("PaaS"). Die dritte Erscheinungsform des Cloud-Computing im B2B-Bereich stellt PaaS dar, dh. die zeitlich begrenzte Bereitstellung von Infrastruktur (Prozessorleistung, Speicherkapazität, Internetanbindung) in Verbindung mit einer vorinstallierten Entwicklungsumgebung. Im Rahmen dieser Entwicklungsumgebung kann der Kunde eigene Software oder komplexe Websites erstellen. Beispiele für PaaS-Dienste stellen "Amazon Web Services" von Amazon, "Windows Azure" von Microsoft und "App Engine" von Google dar.

[Autor/Stand] Autor: Ditz, Stand: 01.11.2016
[2] Vgl. Stögmüller in Leupold/Glossner, Münchner Anwaltshandbuch IT-Recht, 2011, Teil 5 Rz. 2; Pinkernell, Ubg 2012, 331; Heinsen/Voß, DB 2012, 1232.
[3] Vgl. Nägele/Jacobs, ZUM 2010, 281.
[Autor/Stand] Autor: Ditz, Stand: 01.11.2016
[5] Vgl. Nägele/Jacobs, ZUM 2010, 281.
[6] Vgl. Pinkernell, Ubg 2012, 332. Zu der Unterscheidung in "Online-" und "Offline-Handel" vgl. Anm. 2509.
[Autor/Stand] Autor: Ditz, Stand: 01.11.2016
[8] Vgl. Pinkernell, Ubg 2012, 332.
[9] Enterprise Resource Planning Software, wie zB SAP Business by Design.
[10] Customer Relationship Software, wie zB Salesforce.com.
[Autor/Stand] Autor: Ditz, Stand: 01.11.2016
[12] Splittgerber/Rockstroh, BB 2011, 2179; Pinkernell, Ubg 2012, 332.
[13] Moderne Server-Hardware besitzt ...

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