Rz. 65

Sind Vorausempfänge nach § 1380 BGB auf die Ausgleichsforderung anzurechnen (Rz. 37), wirkt sich dies zuungunsten des ausgleichsberechtigten Ehegatten aus. Denn die Zuwendung wird dem Zugewinn des Erblassers hinzugerechnet und erhöht so die Ausgleichsforderung um die Hälfte des Schenkungswerts. Die sich so ergebende Ausgleichsforderung wird dann jedoch um den vollen Wert der Zuwendung gekürzt.

 

Rz. 66

Diesem zivilrechtlichen Nachteil steht erbschaftsteuerlich ein "Vorteil" gegenüber. Denn wurde für den Vorausempfang eine Schenkungsteuer erhoben, erlischt diese rückwirkend nach § 29 Abs. 1 Nr. 3 ErbStG und wird erstattet. Die Erstattung findet nach § 29 Abs. 1 Nr. 3 ErbStG auch dann statt, wenn dem Beschenkten lebzeitig mehr zugewendet wurde, als ihm ohne die Zuwendung bei Beendigung der Zugewinngemeinschaft zugestanden hätte.[1]

 
Praxis-Beispiel

M hat vor Anwendung des § 1380 BGB einen Zugewinn von 9 Mio. EUR. Er hat seiner Gattin F lebzeitig 12 Mio. EUR zugewendet, sodass sein Zugewinn 21 Mio. EUR ist. Der Zugewinn von F beträgt (nach Abzug der Zuwendung des M i. H. v. 12 Mio. EUR) 1 Mio. EUR. Die fiktive Ausgleichsforderung der F wäre also 10 Mio. EUR. Abzüglich der Schenkung von 12 Mio. EUR verbleibt eine fiktive Ausgleichsforderung von 0 EUR. Das FA meinte, in diesem Fall sei § 29 Abs. 1 Nr. 3 ErbStG (überhaupt) nicht anwendbar, also eine rückwirkende Steuerbefreiung der damaligen Zuwendung nicht (auch nicht anteilig) möglich. Das FG Köln bejahte hingegen eine (teilweise) rückwirkende Steuerfreiheit in Höhe der fiktiven Ausgleichsforderung, also i. H. v. 10 Mio. EUR. Hinsichtlich des übersteigenden Betrags von 2 Mio. EUR verblieb es bei der damaligen Besteuerung.

[1] FG Köln v. 18.1.2018, 7 K 513/16, ZEV 2018, 610; Kamps/Stenert, DStR 2018, 2465, 2466.

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