Entscheidungsstichwort (Thema)

Verfahren

 

Leitsatz (redaktionell)

1. Bei einer Mehrmütterorganschaft ist der den jeweiligen Muttergesellschaften zuzurechnende Gewerbeertrag gesondert und einheitlich festzustellen. Ein Beteiligungsverhältnis i.d.S. ist nicht anzunehmen, wenn sich die gewerbesteuerliche Beteiligung allein aus dem Konstrukt eines steuerlichen, aber nicht zivilrechtlichen, Organschaftsverhältnisses ergibt.

2. Für die Verneinung eines Beteiligungsverhältnisses allein aufgrund eines steuerlichen Konstruktes spricht auch, dass eine unmittelbare Zurechnung auf die nur steuerlich Beteiligte zur Aufdeckung der durch das Steuergeheimnis geschützten Verflechtungen zwischen Unternehmen führen würde.

 

Normenkette

AO § 180 Abs. 1 Nr. 2a

 

Nachgehend

BFH (Beschluss vom 27.04.2009; Aktenzeichen I R 55/05)

BFH (Beschluss vom 22.11.2006; Aktenzeichen I B 85/05)

 

Tatbestand

Streitig ist zwischen den Beteiligten, ob bei einer sogenannten Mehrmütterorganschaft einheitliche und gesonderte Feststellungen von Gewerbeertrag und Gewerbekapital für die – zur Willensbildung in der Organgesellschaft – in einer GbR zusammengeschlossenen Gesellschaften bzw. deren Organträger durchzuführen sind.

Die Klin. zu 1) (X AG) ist hundertprozentige Tochtergesellschaft der Klin. zu 2) (C AG). Zwischen beiden Gesellschaften besteht seit dem 1.01.1988 ein Beherrschungs- und Ergebnisübernahmevertrag. Zwischen den Beteiligten ist insoweit unstreitig, dass es sich bei der Klin. zu 2) um die Organträgerin der Klin. zu 1) handelt. Bei der Klin. zu 2) sind die Gewerbesteuermessbescheide für die Jahre 1988 ff. wegen anhängiger Rechtsmittel noch nicht bestandskräftig.

Die Klin. zu 1) ist zudem gemeinsam mit der D-GmbH, I, N-GmbH, J, H-GmbH, M und der S-AG, J, Gesellschafter der F-Gesellschaft mbH. Die Klin. zu 1) ist am Stammkapital der GmbH mit 28,76 % beteiligt.

Am 26.08.1959 gründeten die Gesellschafter der GmbH die G-gemeinschafts-GbR. Bei dieser handelt es sich um eine Gemeinschaft, die Trägerin des gemeinsamen Willens der GmbH ist und daneben die GmbH mit Betriebskapital ausstattet. Das hingegebene Investitionsdarlehn betrug in allen Streitjahren 36.753.393,47 DM. Daneben wurden der GmbH noch weitere Darlehensbeträge zur Verfügung gestellt, die sich bis zum Streitjahr 1990 auf über 10.000.000 DM aufsummierten. Aus den vorliegenden Gewinnermittlungen ergaben sich für die Streitjahre folgende Zinserträge aus den Darlehenshingaben und folgende Gewinne bzw. Verluste (1995 nur Zinserträge Darlehn):

Erträge aus Gewinnabführung

Erträge aus Zinsen und ähnliche Erträge

Summe der Erträge

1988

3.335.848,94 DM

2.721.338,97 DM

6.057.187,91 DM

1989

3.506.206,86 DM

3.519.794,54 DM

7.026.001,40 DM

1990

3.092.465,95 DM

4.024.639,72 DM

7.117.105,67 DM

1991

3.265.674,88 DM

4.384.150,67 DM

7.649.825,55 DM

1992

2.864.410,91 DM

4.954.307,96 DM

7.818.718,87 DM

1993

2.738.790,28 DM

4.434.752,86 DM

7.173.543,14 DM

1994

2.682.035,07 DM

3.525.090,15 DM

6.207.125,22 DM

1995

3.146.750,00 DM

1996

2.886.626,09 DM

2.648.377,68 DM

5.535.003,77 DM

1997

5.715.048,38 DM

1.071.338,32 DM

6.786.386,70 DM

1998

5.583.495,26 DM

1.033.373,64 DM

6.616.868,90 DM

1999

6.169.199,80 DM

910.737,55 DM

7.079.937,35 DM

Seit dem 30.12.1981 bestand zwischen der F-Gesellschaft mbH und der G-gemeinschafts-GbR ein Ergebnisübernahmevertrag, der zum 31.12.1988 außer Kraft trat, und durch einen neuen Ergebnisübernahmevertrag zwischen der GmbH und der G-gemeinchafts-GbR mit Wirkung zum 1.01.1989 ersetzt wurde.

In den für die Jahre 1988 bis 1999 ergangenen Gewerbesteuermessbescheiden wurde die G-gemeinschafts-GbR von dem Bekl. im Einklang mit den bis dahin ergangenen Urteilen des BFH zur Mehrmütterorganschaft als Organträgerin behandelt. Dementsprechend wurde die F-Gesellschaft mbH als Organgesellschaft angesehen.

Die festgestellten Gewerbeerträge bzw. das jeweils festgestellte Gewerbekapital bei der G-gemeinschafts-GbR wiesen die folgenden Werte aus:

Gewerbeertrag

Gewerbekapital

1988

4.092.500,00 DM

35.536.000,00 DM

1989

5.382.200,00 DM

43.727.000,00 DM

1990

4.344.200,00 DM

57.382.000,00 DM

1991

4.191.300,00 DM

30.721.000,00 DM

1992

4.569.100,00 DM

41.242.000,00 DM

1993

4.136.200,00 DM

- 10.153.000,00 DM

1994

3.393.200,00 DM

- 7 .348.000,00 DM

1995

17.769.600,00 DM

- 8.941.000,00 DM

1996

17.546.300,00 DM

- 4.647.000,00 DM

1997

8.000.881,00 DM

14.154.000,00 DM

1998

6.517.900,00 DM

1999

- 9.805.605,00 DM

(= vortragsfähiger Gewerbeverlust)

Daraus ergaben sich die folgenden Gewerbesteuermessbeträge:

Messbetrag nach dem Gewerbeertrag

Messbetrag nach dem Gewerbekapital

Einheitlicher Gewerbesteuermessbetrag

1988

202.825,00 DM

70.832,00 DM

273.657,00 DM

1989

267.310,00 DM

87.214,00 DM

354.524,00 DM

1990

215.410,00 DM

114.524,00 DM

329.934,00 DM

1991

207.765,00 DM

61.202,00 DM

268.967,00 DM

1992

226.655,00 DM

82.244,00 DM

308.899,00 DM

1993

202.010,00 DM

0,00 DM

202.010,00 DM

1994

164.860,00 DM

0,00 DM

164.860,00 DM

1995

883.680,00 DM

0,00 DM

883.680,00 DM

1996

872.515,00 DM

0,00 DM

872.515,00 DM

1997

395.240,00 DM

28.068,00...

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