Entscheidungsstichwort (Thema)

Vorlage zur Vorabentscheidung. Freier Dienstleistungsverkehr. Glücksspiel. Steuerrecht. Diskriminierungsverbot. Einheitliche Steuer auf Wetten

 

Normenkette

AEUV Art. 56

 

Beteiligte

Stanleyparma und Stanleybet Malta

Stanleyparma Sas di Cantarelli Pietro & C.

Stanleybet Malta Ltd

Agenzia delle Dogane e dei Monopoli UM Emilia Romagna – SOT Parma

 

Verfahrensgang

Commissione tributaria provinciale di Parma (Italien) (Beschluss vom 15.10.2018; ABl. EU 2019, Nr. C 112/23)

 

Tenor

Art. 56 AEUV ist dahin auszulegen, dass er einer Regelung eines Mitgliedstaats nicht entgegensteht, die in diesem Mitgliedstaat ansässige Datenübertragungszentren und – gesamtschuldnerisch und subsidiär – die in einem anderen Mitgliedstaat ansässigen Wettanbieter, die Auftraggeber der Datenübertragungszentren, einer Steuer auf Wetten unterwirft, und zwar unabhängig vom Sitzort dieser Anbieter und vom Fehlen einer Konzession für die Organisation der Wetten.

 

Tatbestand

In der Rechtssache

betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht von der Commissione tributaria provinciale di Parma (Finanzgericht der Provinz Parma, Italien) mit Entscheidung vom 15. Oktober 2018, beim Gerichtshof eingegangen am 14. Dezember 2018, in dem Verfahren

Stanleyparma Sas di Cantarelli Pietro & C.,

Stanleybet Malta Ltd

gegen

Agenzia delle Dogane e dei Monopoli UM Emilia Romagna – SOT Parma

erlässt

DER GERICHTSHOF (Erste Kammer)

unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten J.-C. Bonichot sowie der Richter M. Safjan und L. Bay Larsen, der Richterin C. Toader (Berichterstatterin) und des Richters N. Jääskinen,

Generalanwalt: E. Tanchev,

Kanzler: A. Calot Escobar,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

  • der Stanleyparma Sas di Cantarelli Pietro & C., vertreten durch D. Agnello, V. Varzi und M. Mura, avvocati,
  • der Stanleybet Malta Ltd, vertreten durch R. A. Jacchia, F. Ferraro, A. Terranova und D. Agnello, avvocati,
  • der italienischen Regierung, vertreten durch G. Palmieri als Bevollmächtigte im Beistand von P. G. Marrone und S. Fiorentino, avvocati dello Stato,
  • der belgischen Regierung, vertreten durch L. Van den Broeck und M. Jacobs als Bevollmächtigte im Beistand von P. Vlaemminck und R. Verbeke, advocaten,
  • der tschechischen Regierung, vertreten durch M. Smolek, O. Serdula und J. Vláčil als Bevollmächtigte,
  • der Europäischen Kommission, vertreten durch P. Rossi und N. Gossement als Bevollmächtigte,

aufgrund des nach Anhörung des Generalanwalts ergangenen Beschlusses, ohne Schlussanträge über die Rechtssache zu entscheiden,

folgendes

Urteil

 

Entscheidungsgründe

Rz. 1

Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung der Art. 52, 56 und 57 AEUV, des Diskriminierungsverbots in Steuerangelegenheiten und des Grundsatzes der Gleichbehandlung.

Rz. 2

Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der Stanleyparma Sas di Cantarelli Pietro & C. und der Stanleybet Malta Ltd einerseits und der Agenzia delle Dogane e dei Monopoli UM Emilia Romagna – SOT Parma (Zoll- und Monopolbehörde, Monopolabteilung Emilia Romagna, Außenstelle Parma, Italien, im Folgenden: Zoll- und Monopolbehörde) andererseits betreffend die Rechtmäßigkeit der Entscheidung der Zoll- und Monopolbehörde über die Verpflichtung von Centri Trasmissione Dati (Datenübertragungszentren) wie Stanleyparma sowie subsidiär Stanleybet Malta als Gesamtschuldnerin zur Zahlung einer einheitlichen Steuer auf Wetten (im Folgenden: einheitliche Steuer) in Italien.

Rechtlicher Rahmen

Rz. 3

Gemäß Art. 1 des Decreto legislativo n. 504 – Riordino dell'imposta unica sui concorsi pronostici e sulle scommesse, a norma dell'articolo 1, comma 2, della legge 3 agosto 1998, n. 288 (Gesetzesvertretendes Dekret Nr. 504 zur Neuordnung der einheitlichen Steuer auf Prognosewettbewerbe und Wetten gemäß Art. 1 Abs. 2 des Gesetzes Nr. 288 vom 3. August 1998) vom 23. Dezember 1998 (GURI Nr. 27 vom 3. Februar 1999, im Folgenden: Decreto legislativo Nr. 504/1998) wird die einheitliche Steuer für Prognosewettbewerbe und Wetten gleich welcher Art, unabhängig von dem betreffenden Ereignis, auch wenn sie im Ausland stattfinden, geschuldet.

Rz. 4

Art. 3 („Steuerpflichtige”) dieses Decreto legislativo lautet:

„Der einheitlichen Steuer unterliegen Personen, die – auch mit einer Konzession – Prognosewettbewerbe und Wetten verwalten.”

Rz. 5

Art. 1 Abs. 66 der Legge n. 220 – Disposizioni per la formazione del bilancio annuale e pluriennale dello Stato (legge di stabilità 2011) (Gesetz Nr. 220 mit Bestimmungen für die Aufstellung des jährlichen und mehrjährigen Staatshaushalts [Stabilitätsgesetz 2011]) vom 13. Dezember 2010 (GURI Nr. 297 vom 21. Dezember 2010, im Folgenden: Stabilitätsgesetz 2011) bestimmt:

„…

  1. … [D]ie einheitliche Steuer … wird auch dann geschuldet, wenn für die Annahme von Wetten, auch auf Distanz, keine Konzession des Ministers für Wirtschaft und Finanzen – Autonome Staatsmonopolverwaltung vorliegt oder diese unwirksam ist;
  2. Art. 3 des Decreto legislativo [Nr. 504/1998] i...

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