Rn 39

Bei entgeltlichen Darlehen schuldet der Darlehensnehmer die Zahlung von Zinsen o anderer laufzeitabhängiger Kosten in der vereinbarten Höhe als einzige Vergütung für die Kapitalnutzungsmöglichkeit (BGHZ 80, 153, 166; 201, 168 Rz 34, 46; BGH WM 14, 1325 Rz 43, 55; 00, 2818; NJW-RR 89, 947). Dabei handelt es sich um die synallagmatische Hauptpflicht des Darlehensnehmers für die Möglichkeit der Nutzung der Darlehensvaluta auf Zeit (BGHZ 190, 66 Rz 23; 106, 42, 45; 80, 153, 166; BGH NJW-RR 92, 591). Zinsen sind stets laufzeitabhängig. Ein einmalig zu zahlendes laufzeitunabhängiges Bearbeitungsentgelt stellt keine Gegenleistung für die Überlassung der Darlehensvaluta dar (BGHZ 201, 168 Rz 43 f; WM 14, 1325 Rz 52 f). Ein zinslos gewährtes Darlehen wird nicht dadurch entgeltlich, dass es vereinbarungsgemäß nur teilweise ausgezahlt wird (BGH WM 14, 2091 Rz 18). Negativzinsen auf Giroguthaben sind keine Zinsen iSd § 488 I 2. Sie unterliegen als Verwahrungsentgelt (vgl. Radke BKR 19, 178, 180) u damit Preishauptabrede nach § 700 I 1 nicht der AGB-Inhalts- (§ 307 I 1), sondern nur der Transparenzkontrolle nach § 307 I 2 (Kropf WM 17, 1185, 1188; Langner/Brocker WM 17, 1917 ff; Radke BKR 19, 178, 181). Negativzinsen in AGB auf Tages- o Termingelder von Bestandskunden sind dagegen unzulässig (LG Tübingen WM 18, 226, 228; Omlor BKR 18, 109, 110 f; Krepold/Herrle BKR 18, 89, 90; tendenziell aA unter Verweis auf Effet-utile-Grundsatz Langner/Soltész/Vorsich EuZW 19, 965), wobei es hier dogmatisch eher um die Frage der Zinsanpassung geht (vgl Omlor BKR 18, 109, 110 f; Rz 45).

a) Beginn.

 

Rn 40

Die Zinszahlungspflicht beginnt regelmäßig mit dem (endgültigen) Empfang der Valuta. Abw Abreden zum Zinszahlungsbeginn, abhängig etwa von einer Bedingung (BGH NJW 95, 2282, 2283 [BGH 30.05.1995 - XI ZR 165/94]), sind möglich (MüKo/Berger Rz 194) u liegen va für die Zeit nahe, in der die Darlehensvaluta zwar dem Darlehensnehmer noch nicht zugeflossen ist, sich aber bereits auf einem Notartreuhandkonto befindet, also vom Darlehensgeber nicht anderweitig genutzt werden kann (BGH NJW 85, 730, 731 [BGH 08.11.1984 - III ZR 132/83] u 1831). Eine Pflicht zur Zahlung von Zinsen auf getilgte Beträge kann nach dem Grundsatz der Abhängigkeit der Zinspflicht von der Kapitalschuld (BGH NJW 12, 445 [BGH 08.11.2011 - XI ZR 341/10] Rz 12) individualrechtlich wirksam vereinbart werden (BGH WM 88, 929 [BGH 28.04.1988 - III ZR 57/87]).

b) Ende.

 

Rn 41

Die Pflicht zur Zahlung des Vertragszinses endet mit der Tilgung des Darlehens, spätestens aber mit der Beendigung des Darlehensvertrags. Danach schuldet der Darlehensnehmer ggf Verzugszinsen u den Ersatz des Auflösungsschadens des Darlehensgebers (§§ 288 I, 497 I). War der Vertragszins höher, schuldet der Darlehensnehmer die Differenz nach § 286 als Schadensersatz (BGH WM 00, 718; 88, 929; L/B/S/Steffek 13. Kap Rz 87).

c) Fälligkeit.

 

Rn 42

Ist keine andere Bestimmung erfolgt, wird der Zinszahlungsanspruch nach Ablauf eines jeden Jahres fällig, bei kürzerer Laufzeit sind die Zinsen bei Rückzahlung des Darlehens zu entrichten.

d) Höhe.

 

Rn 43

Die vom Darlehensgeber darzulegende (BGH NJW-RR 07, 705, 707 [BGH 17.01.2007 - VIII ZR 135/04]) Höhe der Zinsen bestimmt sich nach den (konkludent) getroffenen Vereinbarungen u der kaufmännischen 30/360-Tage-Methode. Ist zwar Verzinslichkeit (zur Beweislast Rn 72), aber kein Zinssatz vereinbart, gilt der gesetzliche (§ 246, § 352 HGB; BeckOGK/Weber Rz 249). Der Zinssatz kann fest o variabel sein. Bei gewerblichen Darlehen von Banken u Sparkassen werden ohne besondere Vereinbarung Zinsen nach dem Preis- u Leistungsverzeichnis (Nr 17 II AGB-Sparkassen) bzw. nach billigem Ermessen der Bank (Nr 12 II AGB-Banken) geschuldet. Zur Höhe von Verzugszinsen nach § 288 II bei Unternehmenskrediten s Freitag ZIP 15, 1805 ff. Bei Missverhältnis zwischen vereinbarten Zinsen und Marktüblichem Vergleichszinssatz (MFI-Zinsstatistik stellt nach LG Saarbrücken ZIP 20, 2060 eine taugliche Grundlage für dessen Ermittlung dar) kann der Darlehensvertrag sittenwidrig sein (§ 138 I).

e) Disagio.

 

Rn 44

Ein bereits bei Auszahlung der Darlehensvaluta fälliges u vom Darlehensgeber einbehaltenes Disagio (BGH ZIP 11, 1046 Rz 17; NJW-RR 10, 1574 Rz 15) stellt eine Vorauszahlung von Zinsen u damit ein laufzeitabhängiges Entgelt dar (BGHZ 201, 168 Rz 42; 202, 302 Rz 17). Es verstößt nicht gg das Zinseszinsverbot des § 248 I (BGH NJW 00, 352), sondern führt zu einer Ermäßigung des Nominalzinssatzes während der Dauer des Zinsfestschreibungszeitraums (BGHZ 133, 355, 358; 111, 287, 289; NJW 00, 352 u 2818; 95, 2778; 94, 379; anders für zinsverbilligte Kredite aus öffentlichen Förderprogrammen BGH NJW 94, 47 [BGH 19.10.1993 - XI ZR 49/93]; 92, 2285 [BGH 12.05.1992 - XI ZR 258/91]). Bei vorzeitiger Beendigung des Darlehensvertrags kann der Darlehensnehmer das unverbrauchte Disagio zeitanteilig zurückfordern, es sei denn, er schuldet dem Darlehensnehmer wegen schuldhafter Vertragsverletzung Schadensersatz (BGHZ 133, 355, 358; BGH NJW 95, 2778; NJW 93, 3257; Ddorf ZIP 0...

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