Rn 13

Auf § 146 Abs. 1 a.F. und n.F. finden die Vorschriften für die Hemmung der Verjährung (§§ 203 ff. BGB) und deren Neubeginn (§ 212 BGB) Anwendung. In der Praxis von Bedeutung sind u.a. § 204 Abs. 1 Nr. 3 BGB (Hemmung durch Zustellung eines Mahnbescheids),[28] § 204 Abs. 1 Nr. 10 BGB (Anmeldung des Anspruchs im Insolvenzverfahren über das Vermögen des Anfechtungsgegners),[29] § 204 Abs. 1 Nr. 13 BGB (Antrag auf Zuständigkeitsbestimmung bei nachfolgender fristgerechter Klage),[30] § 204 Abs. 1 Nr. 14 BGB (Veranlassung der Bekanntgabe des erstmaligen Antrags auf Gewährung von Prozesskostenhilfe),[31] § 203 BGB (Hemmung bei Verhandlung über den Anspruch) oder § 210 BGB im Falle eines Verwalterwechsels[32]. Eine Erleichterung gegenüber der Rechtslage (siehe oben Rn. 3) unter der KO stellt auch die Anwendbarkeit des § 212 Abs. 1 Nr. 1 BGB dar.

 

Rn 14

In der Praxis von besonderer Bedeutung ist die Wahrung der Frist durch rechtzeitige Klageerhebung (§ 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB). Für die rechtzeitige Klageerhebung reicht es aus, wenn die Anhängigkeit innerhalb der Verjährungsfrist erfolgt, vorausgesetzt die Klage wird demnächst zugestellt i.S. des § 167 ZPO.[33] Rechtzeitig ist auch die Erhebung der Klage vor einem sachlich oder örtlich unzuständigen Gericht, auch wenn der Rechtsstreit erst nach Fristablauf an das zuständige Gericht verwiesen wird.[34] Gleiches gilt, wenn die Klage vor einem unzuständigen Gericht erhoben wurde und sich der Anfechtungsgegner unter den Voraussetzungen des § 39 ZPO rügelos eingelassen hat. Auch die Erhebung einer Feststellungsklage[35] oder einer Widerklage wahrt die Frist.[36] Bei (verdeckter) Teilklage wird die Frist nur bzgl. des eingeklagten Teilanspruchs unterbrochen.[37]

 

Rn 15

Da Gegenstand der Verjährung der Anspruch auf Rückgewähr, nicht aber der zugrunde liegende Anfechtungsgrund ist,[38] ist für die Hemmung durch Klageerhebung ausreichend, dass der Insolvenzverwalter (innerhalb der Verjährungsfrist) die angefochtene Handlung in der Klageschrift ausreichend konkretisiert.[39] Die Anforderungen sollten insoweit – ebenso schon wie unter der KO – nicht überspannt werden.[40] Nicht erforderlich ist, dass der Insolvenzverwalter in der Klageschrift die Gesetzesbestimmung benennt, auf die er die Anfechtung stützt.[41] Eine (nach Ablauf der Verjährung erfolgte) Änderung des klagebegründenden Vorbringens beseitigt die Hemmungswirkung der Klage nicht, wenn die Sachverhaltsänderung nicht auf die Geltendmachung eines neuen, eigenständigen Anfechtungsanspruchs hinausläuft.[42] Dies gilt insbesondere für Berichtigungen oder Klarstellungen des Sachvortrags. So ist es etwa unschädlich, wenn die Klage zunächst nur auf die inkongruente Deckung nach § 131 gestützt wird und erst nach Ablauf der Verjährungsfrist zur Unentgeltlichkeit der Leistung nach § 134 vorgetragen wird.[43] Die fristwahrende Geltendmachung des Rückgewähranspruchs in Natur wahrt gleichzeitig auch die Frist für den Wertersatzanspruch[44] und umgekehrt.[45]

[28] BGH ZIP 2005, 1243 (1245) [BGH 09.06.2005 - IX ZR 152/03]; OLG Köln NZI 2003, 651; siehe zum alten Recht auch Eckardt, KTS 1993, 361 ff.
[29] OLG Frankfurt KTS 1982, 481 (483).
[32] Nerlich/Römermann-Nerlich, § 146 Rn. 5.
[33] BGH NJW 1953, 1139 (1140); ZIP 1984, 190 [BGH 14.12.1983 - VIII ZR 352/82] (192 f.); OLG Hamm NZI 2001, 432 (433).
[34] BGH NJW 1953, 1139 (1140); RGZ 149, 9 (11); Kübler/Prütting-Paulus, § 146 Rn. 4; Nerlich/Römermann-Nerlich, § 146 Rn. 7.
[35] OLG Düsseldorf ZIP 1996, 185 [OLG Düsseldorf 26.01.1995 - 12 U 250/93] (186 f.); MünchKomm-Kirchhof, § 146 Rn. 39 f.
[36] BGH ZIP 1984, 190 [BGH 14.12.1983 - VIII ZR 352/82] (192 f.); Uhlenbruck-Hirte, § 146 Rn. 5; Kübler/Prütting-Paulus, § 146 Rn. 6; MünchKomm-Kirchhof, § 146 Rn. 16, 26 (dort auch zur Frage, ob die Erhebung einer Einrede im Prozess die Anfechtungsfrist wahrt), 39 f.
[37] BGHZ 151, 1 (2 f.).
[38] Kübler/Prütting-Paulus, § 146 Rn. 2.
[39] BGH ZIP 1984, 190 (193) [BGH 14.12.1983 - VIII ZR 352/82]; ZIP 1991, 1014 (1017) [BGH 11.07.1991 - IX ZR 230/90]; ZIP 1996, 2080 (2082) [BGH 24.10.1996 - IX ZR 284/95]; OLG Jena OLG-Report 2003, 360; Kübler/Prütting-Paulus, § 146 Rn. 2; HK-Kreft, § 146 Rn. 8.
[40] Siehe BGHZ 117, 374 (381); Uhlenbruck-Hirte, § 146 Rn. 5; MünchKomm-Kirchhof, § 146 Rn. 16, 19; Kübler/Prütting-Paulus, § 146 Rn. 7; HK-Kreft, § 146 Rn. 8.
[41] BGHZ 117, 374 (381); BGH NJW 1999, 645 [BGH 03.12.1998 - IX ZR 313/97].
[42] BGHZ 117, 374 (381); OLG Köln NZI 2004, 217 [OLG Köln 14.11.2003 - 2 U 125/03] (218 f.); OLG Jena OLG-Report 2003, 360; Kübler/Prütting-Paulus, § 146 Rn. 2.

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