Rn 18

Die Abtretung einer Forderung (§ 398 BGB) bzw. rechtsgeschäftliche Übertragung anderer Rechte (§ 413 BGB) ist vorgenommen, sobald der Abtretungs- bzw. Übertragungsvertrag wirksam zustande gekommen ist.[38] Sind abtretbare Ansprüche aus dem Steuerschuldverhältnis (§ 37 Abs. 1, 46 Abs. 1 AO) Gegenstand der Zession, entfaltet diese ihre Rechtswirkungen frühestens ab Zugang der formwirksamen Abtretungsanzeige bei der zuständigen Finanzbehörde (§ 46 Abs. 2 AO).[39]

 

Rn 19

Die (Voraus-)Abtretung zukünftiger Forderungen (z.B. Globalzession) ist frühestens vorgenommen, sobald die Forderung entsteht.[40] Dies gilt auch bei der Vorausabtretung im Rahmen eines verlängerten Eigentumsvorbehalts.[41] Die Forderungsentstehung gehört zur Vollendung des mehraktigen Gesamttatbestandes. Zwar ist die Verfügung bereits mit Abschluss des Abtretungsvertrags beendet, doch tritt der Rechtsübergang erst mit dem Entstehen der Forderung ein.[42] Auf die Fälligkeit der Forderung kommt es hinsichtlich der Frage der Rechtswirkungsentfaltung nicht an.[43]

 

Rn 20

Bei Dauerschuldverhältnissen ist hinsichtlich des rechtlichen Wirkungseintritts zwischen befristeten und betagten Forderungen zu differenzieren.[44] Betagte Forderungen entstehen bereits mit Vertragsschluss (insgesamt) und sind damit erfüllbar, werden aber erst zu einem späteren Zeitpunkt fällig.

 

Rn 21

Für die Rechtshandlung der Vorausabtretung künftiger Mietansprüche gilt das unter Rn. 19 gesagte ebenfalls. Haben die Parteien periodische Gebrauchsüberlassung vereinbart (regelmäßig bei Gebäudemiete), sind die Mietansprüche nach § 163 BGB befristet[45] (nicht betagt) und entstehen somit für jeden Zeitabschnitt neu und nicht mit Abschluss des Mietvertrags.[46] Maßgeblicher Zeitpunkt i.S. des § 140 Abs. 1 ist dann der Beginn des jeweiligen Zeitabschnitts für den der Mietzins zu entrichten ist.[47] § 140 Abs. 3 ist in diesem Zusammenhang nur maßgeblich, wenn nicht die Abtretung der Mietansprüche, sondern die Begründung des Mietverhältnisses selbst angefochten wird (vgl. Rn. 86, 89).[48]

 

Rn 22

Demgegenüber sind Leasingraten in der festgelegten Grundmietzeit regelmäßig betagt,[49] so dass diese trotz periodischer Entrichtung bereits im Zeitpunkt des Vertragsschlusses entstehen.[50]

 

Rn 23

Der (wiederkehrende) Vergütungsanspruch für geleistete Dienste (z.B. Vorausabtretung des pfändbaren Arbeitseinkommens) ist ebenfalls befristet und entsteht deshalb keinesfalls vor der Dienstleistung.[51] Auch der Anspruch auf Vergütung kassenärztlicher Leistungen entsteht nicht vor deren Erbringung.[52] Anders hingegen bei der Abtretung einer Werklohnforderung. Diese entsteht mit Abschluss des Werkvertrags.[53] Unerheblich sind dagegen der Zeitpunkt der Erbringung der Werkleistung oder ihre Abnahme.

[38] Jaeger-Henckel, § 140 Rn. 5; Schmidt-Rogge, § 140 Rn. 14.
[40] St. Rspr., BGH NJW 1959, 1539 [BGH 30.06.1959 - VIII ZR 11/59]; BGH WM 1975, 534 (535); BGH NJW 1995, 1668 (1671) [BGH 16.03.1995 - IX ZR 72/94]; BGH DtZ 1997, 156; BGH NZI 1999, 152 (153); BGH NZI 2000, 364 (365) [BGH 06.04.2000 - IX ZR 122/99]; BGH NZI 2003, 320 f. [BGH 20.03.2003 - IX ZR 166/02] (Bestätigung der alten Rechtslage); BGH NZI 2004, 372 [BGH 11.03.2004 - IX ZR 160/02]; BGH NZI 2004, 623, 624 [BGH 22.07.2004 - IX ZR 183/03] (Globalzession); BFH 2005, 569 (570); BGH NZI 2007, 158 [BGH 14.12.2006 - IX ZR 102/03] (159 m.w.N.); BGH NZI 2007, 337 (338); § 102 RegEInsO (S. 139 f.).
[42] BGH NJW 1984, 492 [BGH 19.09.1983 - II ZR 12/83]; Bamberger/Roth-Rohe, § 398 Rn. 69.
[44] Hintergrund für die Abgrenzung, insbesondere in der Insolvenz, Ehricke ZInsO 2008, 1058 (1059 f.).
[45] BGH NJW 1965, 1373 (1374); BGH NJW 1983, 1119 (1120) [BGH 09.02.1983 - VIII ZR 305/81]; BGH DtZ 1997, 156 f.; BGH NZI 2005, 164 (165) [BGH 11.11.2004 - IX ZR 237/03]; BGH NZI 2005, 553 [BGH 02.06.2005 - IX ZR 263/03]; BGH NZI 2007, 164 [BGH 21.12.2006 - IX ZR 7/06]; BGH NZI 2007, 515 (516) [BGH 14.06.2007 - IX ZR 56/06]; Kübler/Prütting-Ehricke, § 140 Rn. 20; Bamberger/Roth-Rövekamp, § 163 Rn. 9.
[47] OLG Hamm ZIP 2006, 433 (434) [OLG Hamm 14.06.2005 - 27 U 85/04]; Schmidt-Rogge, § 140 Rn. 14a.
[48] MünchKomm-Kirchhof, § 140 Rn. 9b u. 50b; Jaeger-Henckel, § 140 Rn. 9.
[49] BGH NJW 1990, 1113 (1115) [BGH 14.12.1989 - IX ZR 283/88]; BGH NJW 1992, 2150 (2151) [BGH 03.06.1992 - V...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge