Rz. 95

In besonderen Fällen wird § 242 BGB eine allgemeine Auskunftspflicht hergeleitet. Dies ist nicht ausgeschlossen, denn § 1580 BGB und § 1605 BGB regeln nur einen Teilbereich.[145]

Eine solche Auskunftspflicht ergibt sich aus § 242 BGB als Folge einer besonderen Rechtsbeziehung. Voraussetzung ist, dass der Auskunftbegehrende über das Bestehen oder den Umfang seines Rechts im Unklaren und deshalb auf die Auskunft des Verpflichteten angewiesen ist, während der Pflichtige die Auskunft unschwer erteilen kann und dadurch nicht unbillig belastet wird.[146] Diese allgemeine Auskunftspflicht aus § 242 hat praktische Bedeutung beim gegenseitigen Auskunftsverlangen der anteilig für den Unterhalt des volljährigen Kindes haftenden Elternteile gegeneinander[147] (vgl. § 19 Rdn 81) sowie der Geschwister beim Elternunterhalt. In diesen Fallgestaltungen kann § 1605 BGB nicht als Rechtsgrundlage herangezogen werden, weil diese Norm einen Unterhaltsanspruch zwischen den Beteiligten voraussetzt.

 

Rz. 96

 

Praxistipp:

Bei gerichtlichen Streitigkeiten handelt es sich um eine sonstige Familiensache im Sinne des § 266 Abs. 1 FamFG und nicht um eine Unterhaltssache.
Die für die zu treffende Kostenentscheidung sind gemäß § 113 Abs. 1 S. 2 FamFG die §§ 91 ff. ZPO anwendbar und nicht § 243 FamFG.[148]
 

Rz. 97

Ein Auskunftsanspruch aus § 242 BGB wurde zudem bejaht zur Beantragung eines Familienzuschlages[149] und zum Versicherungsbetrag einer Aussteuerversicherung.[150]

Das Gesetz zur Reform der Sachaufklärung[151] ermöglicht dem Gläubiger, sich in Zukunft gleich zu Beginn der Zwangsvollstreckung entsprechende Informationen über die Vermögensverhältnisse des Schuldners zu verschaffen (§§ 802c ff. ZPO).

[145] BGH v. 7.5.2003 – XII ZR 229/00, NJW 2003, 3624–3626; OLG München v. 17.7.2000 – 26 UF 748/00, OLGR München 2000, 320–321.
[146] BGH v. 17.4.2013 – XII ZB 329/12, NJW 2013, 1740 = FamRZ 2013, 1027 = FF 2013, 306; OLG Hamm v. 10.9.2013 – 28 U 59/10; ausführlich Hoppenz, FamRZ 2008, 733.
[147] Vgl. BGH FamRZ 2013, 1027 f.; FamRZ 2003, 1836 ff.; FamRZ 1988, 390 f.; OLG Hamm v. 7.9.2015 – 5 WF 142/15, FamRZ 2016, 575, Dose in Wendl/Dose, Das Unterhaltsrecht in der familienrichterlichen Praxis, 10. Aufl., § 1 Rn 1161 m.w.N.
[149] AG Tostedt v. 29.4.2008 – 1 C 123/08.
[151] Seit 1.1.2013 in Kraft.

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