Xing SE wird zu New Work: Reaktionen auf Umfirmierung

Die geplante Umfirmierung der Xing SE, Betreiberin des sozialen Netzwerkes Xing, in "New Work SE" hat für Diskussionen gesorgt. Was sagt dazu der "Erfinder" von New Work? Was sagen andere? Die Haufe Online-Redaktion Personal hat die unterschiedlichsten Reaktionen zusammengetragen.

Künftig soll die New Work SE als neuer Unternehmensname fungieren und eine inhaltliche und übergeordnete Klammer über alle Aktivitäten des Unternehmens bilden. Die bekannten Produktmarken Xing, Kununu, Internations oder Prescreen werden nach der Umfirmierung weiter Bestand haben, sodass sich für Mitglieder und Nutzer dadurch nichts ändert. Voraussetzung für die Umfirmierung ist die Zustimmung der Aktionäre auf der ordentlichen Hauptversammlung am 6.6.2019.

"Durch die Umfirmierung machen wir New Work zur weithin sichtbaren Klammer um all unsere Aktivitäten", erläutert Thomas Vollmoeller, CEO der Xing SE diesen Schritt. Reiner Straub, Herausgeber des Personalmagazins, befürchtet, dass die Umfirmierung der New-Work-Bewegung schaden könnte (lesen Sie hier seinen Kommentar). Doch was sagen andere dazu? Die Haufe Online-Redaktion hat Vertreter der New-Work-Szene, allen voran auch Frithjof Bergmann, Philosoph und Begründer der New-Work-Bewegung, um ein Statement gebeten. Lesen Sie hier einen Querschnitt der Meinungen:

Mit dem Namen New Work ist Verantwortung verbunden

Frithjof Bergmann, Philosoph und Begründer der New-Work-Bewegung:

"Auch mich hat die Nachricht von der Umbenennung der Xing SE in New Work SE überrascht, aber ich bin dem Unternehmen freundschaftlich verbunden. Ich vertraue darauf, dass unter dem neuen Namen New Work SE kein Schindluder mit meinen Ideen und dem Konzept der Neuen Arbeit getrieben wird. Vieles, was Unternehmen oder Berater heute New Work nennen, bezeichne ich gerne als Lohnarbeit im Minirock – das entspricht natürlich nicht meiner Philosophie. Wenn nun Xing den neuen Namen New Work nutzen wird, trägt es auch eine ernstzunehmende Verantwortung, meine Vision von einer Suche nach dem Wirklich-Wirklich-Wollen der Menschen zu unterstützen und zu stärken. Die kritischen Reaktionen zur Namensänderung von Xing beobachte ich interessiert – teilweise aber auch mit einer gewissen Freude. Es ist gut, wenn wir das Thema diskutieren und New Work dadurch noch bekannter wird. Am 1. Juli wird mein Buch 'Neue Arbeit, neue Kultur' erstmals im Original auf Englischen erscheinen und wir arbeiten an einer neuen internationalen Webseite dazu. Wer sich für New Work und die daraus entstehende Kultur interessiert, kann sich ab Anfang Juli sehr gerne auf unserer Plattform informieren."

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Wo New Work draufsteht, ist nicht unbedingt New Work drin

Sebastian Kolberg, VP Change Management Digital Transformation, Bayer AG:

"#Xing heißt bald #NewWork? Ist vermutlich so wie damals: #Raider heißt jetzt #Twix – ist aber immer noch dasselbe drin."

Dr. Ole Wintermann, Senior Project Manager, Bertelsmann Stiftung:

"Ich finde es etwas problematisch (wie es schon der eine oder die andere vor mir erwähnt hatte), den Namen eines gesellschaftlichen Trends zu übernehmen. Bedeutet dies denn zum Beispiel, dass bei jeder Nennung von #NewWork demnächst ein Trademark-Verweis in den sozialen Medien ergänzt werden muss? Es stellt natürlich den Versuch dar, sich selbst mit dem Trend gleichzusetzen und damit die eigene Bedeutung hervorzuheben."

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Anna Kaiser und Jana Tepe, Geschäftsführung Tandemploy GmbH:

"Für uns ist es schön zu sehen, dass sich jetzt auch Xing diesem Fokusthema annimmt, dem wir uns seit vielen Jahren widmen. Das zeigt, welche Wichtigkeit es hat und dass es eben kein Trendthema ist, sondern absolut mission-critical für Unternehmen."

Aus Xing wird New Work: "Ein bisschen so wie bei Google, Tesa oder Uhu"

Nadine Nobile, Geschäftsführerin und Mit-Gründerin von CO:X UG:

"Kritisch finde ich daran, dass viele Menschen den Begriff New Work benutzen und damit in Zukunft indirekt auch Werbung für ein bestimmtes Unternehmen machen werden. Ob sie wollen oder nicht. Das ist dann ein bisschen so wie bei Google, Tesa oder Uhu, nur mit dem Unterschied, dass der Erfolg der Produkte und Dienstleistungen dazu führte, dass sie namensgebend wirkten. Wer sich einen alleinstehenden Begriff wie New Work in dieser Form einverleibt und damit in Zukunft nach außen tritt, macht sich ungefragt zunutze, woran viele Menschen täglich arbeiten. Das allein schon steht im Widerspruch zu meiner persönlichen Auffassung von New Work oder der Neuen Arbeitswelt. Wenn es zu dieser Benennung kommt, werde ich aus heutiger Sicht sicherlich genauer prüfen, wann und wie ich den Begriff New Work noch nutze. Bislang bezeichne ich mich ja gerne mal als New-Work-Enthusiastin. Das wäre mir dann leider nicht mehr möglich, denn ein besonders großer Fan der Xing-Plattform bin ich leider schon lange nicht mehr."

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Britta Redmann, Director Corporate Development & HR, Syndikusrechtsanwältin, Veda GmbH:

"Ich bin gespannt: ändert sich nur der Name oder auch die Inhalte und das Prozedere? Denn: wo New Work drauf steht, ist nicht automatisch #NewWork drin."

Jannis Tsalikis, VP HR DACH bei Vice Media GmbH:

"Ich finde, jeder soll da machen was er möchte. Der Name muss zum subtilen Energiezentrum zwischen dem physischen Körper des Unternehmens und den feinstofflichen Körper der Menschen passen. Der Name gehört den Menschen, die das Unternehmen erschaffen und erhalten. Wenn das Unternehmen sich dann damit wohler fühlt, wird es dadurch auch erfolgreicher sein und wenn nicht erfolgreicher, dann ist es doch zumindest in einer ausgeglicheneren inneren Mitte. Oder so."

"New Work ist und bleibt einen Haltung"

Ute Schulze, Partnership Broker / Social Media Consultant:

"Der Kapitalismus krallt sich jedwede emanzipatorische Bewegung, die nach monetärem Erfolg riecht.  Die Ansätze von Bergmann versteht kaum einer so, wie er es meint. #NewWork ist und bleibt eine Haltung. Wir dürfen uns entscheiden, wie wir es verstehen wollen."

Björn Waide, SEO Smartsteuer:

"Disclaimer vorab: Ich habe einige Jahre für Xing im Produktmanagement gearbeitet, bin also sicher voreingenommen. Ich finde die Kritik eine Nummer zu groß. Man kann die Umfirmierung unglücklich nennen, aber eine Enteignung der Szene stellt sie sicher nicht dar. Die beschränkten Wort-Bild-Rechte wurden bereits angesprochen. Dazu kommt, dass lediglich das Unternehmen hinter Xing als sozialem Netzwerk umbenannt wurde, nicht das in der Öffentlichkeit bekannte Produkt. Niemand, der Kindern das ABC beibringt, fürchtet ernsthaft, damit heimlich Werbung für die Google-Mutter "Alphabet" zu machen. Ich freue mich vielmehr, dass Xing als gallisches Dorf unter den sozialen Business Netzwerken dieser Welt sich eines größeren Themas annimmt, anstatt nur den amerikanischen Wettbewerbern hinterherzuhecheln. Über so finanz- wie meinungsstarke Unterstützung für die Sache kann sich die New Work Bewegung in meinen Augen nur freuen."

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Christian Müller, Inhaber proagile.de:

"Xing? War das nicht dieses Web 2.0 Netzwerk aus den 2000ern? Wie war das mit StudiVZ, kurz bevor es von der Bildfläche verschwand, als ein Teil plötzlich MeinVZ hieß. Kennt das noch jemand? Xing wird es in wenigen Jahren auch so gehen. New Work ist heute schon ein doofer, austauschbarer, inhaltsleerer Marketingbegriff."

Thomas Riedel, Onlineredakteur bei DS Media GmbH:

"Was machen sie, wenn das Thema in drei Jahren vom Tisch ist? Ein Modewort als Firmennamen ist jetzt nicht allzu weitsichtig. Das ist ein bisschen so, als hätten sie sich den Namen Multimedia gegeben."

Aus Marketingperspektive konsequent

Gero Hesse, Geschäftsführer Territory Embrace und Jury-Mitglied New Work Award:

"Mal ehrlich, die ganze Aufregung kann ich kaum nachvollziehen. Hat jemals jemand etwas dagegen gehabt, dass es die Deba (Deutsche Employer Branding Akademie) gibt? Oder die Software AG?? Oder die Agil GmbH??? Xing geht hier einfach nur seinen Weg. Die Positionierung im New-Work-Kontext ist bereits über fünf Jahre alt und die Fokussierung auf das Thema mit dem New Work Award und der New Work Experience ebenfalls nix Neues. In meinen Augen haben diese beiden Initiativen sehr großen Anteil daran, dass das Label New Work in Deutschland so salonfähig geworden ist. Aus Marketingperspektive also nur konsequent, die Xing SE in New Work SE umzubennen. Irre eigentlich, dass zuvor kein anderes Unternehmen diesen Begriff für sich gepachtet hat. Wozu also die ganze Aufregung?!"

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Schlagworte zum Thema:  New Work, Unternehmensstrategie