Master in Sustainability Management im Überblick

Das Berufsfeld Sustainability Management ist beliebt. Das trifft sich gut, denn viele Unternehmen möchten sich nachhaltiger aufstellen. Häufig gelingt Brancheninsidern noch der Quereinstieg, wenn sie sich das nötige Wissen selbst aneignen. Aber auch die Zahl der Master- und MBA-Studiengänge mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit nimmt zu. Die aktuellen Entwicklungen bei Masterprogrammen zu Sustainability Management im Überblick.

9,3 Millionen Euro in einer Series-A Finanzierung für die Tomorrow University of Applied Sciences (ToU) – das setzt ein Ausrufezeichen am Weiterbildungsmarkt. Christian Rebernik, Studienabbrecher, Mehrfachgründer sowie Ex-CTO von N26, Parship und Scout24, gründete das Unternehmen 2020 mit Thomas Funke, der einen Doktortitel und ebenso Erfahrungen in der Startup-Szene mitbringt. Die beiden konzipierten eine Lernplattform, die eine Systemänderung im Lernen und Studieren unterstützen soll: weg von Wissensansammlung hin zu Kompetenzaufbau. Im April 2021 brachte das Startup mit der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien) einen "Master Sustainability, Entrepreneurship and Technology" heraus und wurde 2022 über das Hessische Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst als erstes EdTech-Startup zu einer anerkannten Hochschule in Deutschland.

Einen eigenen Campus gibt es nicht. Alle vier englischsprachigen Programme an der ToU integrieren Nachhaltigkeitsaspekte. Studierende können sie online absolvieren – überall auf der Welt. Die Tomorrow University führt den Master in Kooperation mit der WU Wien auch als offizielle Hochschule fort. Dieser vermittelt Fähigkeiten in den Bereichen Nachhaltigkeit, Unternehmertum und Technologie. Das Studium, das 15 bis 24 Monate dauert und 27.000 Euro kostet, soll die Studierenden sowohl auf eine Laufbahn in Unternehmen als auch auf Gründertum vorbereiten – mit einem Entrepreneurial und einem Corporate Lab.

Boom bei Masterstudiengängen mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit

Inhaltlich steht die Startup-Hochschule damit nicht allein da. Zuletzt sind viele Studiengänge mit ähnlichen Schwerpunkten entstanden. So startete etwa zum Sommersemester 2023 der neue, dreisemestrige Masterstudiengang "Sustainable Business & Entrepreneurship" an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Hochschule Bremen. In dem konsekutiven Masterstudiengang mit Unterrichtssprache Deutsch und Englisch, für den neben den üblichen Semestergebühren keine weiteren Kosten entstehen, können Studierende ihr wirtschaftswissenschaftliches Wissen vertiefen – mit Fokus auf Themen und Kompetenzen, die für die nachhaltige Entwicklung von Unternehmen wichtig sind. Auch Fähigkeiten und Wissen für eine selbständige Tätigkeit oder Unternehmensgründung sind Teil des Studiums. Studierende haben beispielsweise die Möglichkeit, diese in einem sogenannten "Innovation & Entrepreneurship Lab" zu erproben.

Auch die BSP Business & Law School in Berlin hat ihr Lehrangebot um einen Master "Sustainability and Management" erweitert. Die Studierenden können ab dem Wintersemester 2023/24 in vier Semestern Vollzeit die Zusammenhänge von Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Management vertiefen. Sie sollen zudem eigene Projekte in Sachen Sustainable Entrepreneurship, Impact Measuring oder nachhaltige Unternehmenstransformation umsetzen. Im 3. Semester haben sie die Wahl: Entweder sie gehen zehn Wochen lang für eine Praxisphase in ein Unternehmen oder sie machen ein Auslandssemester an einer Partnerhochschulen der BSP. Pro Monat kostet das deutschsprachige Studium 590 Euro.

In Vollzeit oder berufsbegleitend zum Sustainability Master

An der Kühne Logistics University haben Transformationsverantwortliche und Führungskräfte aus den Funktionsbereichen Operations, Supply Chain Management, Logistik oder Einkauf die Möglichkeit, ein berufsbegleitendes Programm zu belegen. Die erste Kohorte des "Master in Sustainable Management and Operations" (SuMO) legte im März 2023 los. Der Studiengang vermittelt wissenschaftliche Erkenntnisse des "Center for Sustainable Logistics and Supply Chains (CSLS)" und setzt auf praxisnahe, interaktive Lehre – in einem Mix aus Online-Formaten und Präsenzveranstaltungen am Campus in der Hamburger Hafencity. Neben Strategie-, Governance- und Kommunikationsfragen steht die operative Umsetzung mithilfe neuer Technologien für Logistik und Lieferkettenmanagement auf dem Stundenplan. In 18 Monaten können Studierende für 22.400 Euro den Master oder in 12 Monaten für 14.900 Euro ein Zertifikat erlangen.

Die Mannheim Business School hat schon 2021 einen berufsbegleitenden "Master in Sustainability and Impact Management" gelauncht. Das englischsprachige Teilzeitstudium ist auf 24 Monate angelegt, das Studierende zu 50 Prozent am Campus und zu 50 Prozent online absolvieren. Die Kernkurse fokussieren drei Schlüsselbereiche: Wissen und Methoden von Sustainability und Impact Management, grundlegendes Managementwissen mit Fokus auf Nachhaltigkeitsherausforderungen sowie Change Management, Entwicklung persönlicher Fähigkeiten und Zusammenarbeit. Regulär kostet der Studiengang 32.000 Euro.

Auf den gleichen Preis kommt man beim "Master in International Sustainability Management" der ESCP, den die Business School bereits 2016 lancierte. Es handelt sich um ein zweijähriges, englischsprachiges Vollzeitstudium – mit Kursen in Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement am Campus in Berlin und Paris. Wer eher in den Innovationsbereich strebt oder ein eigenes nachhaltiges Geschäftsmodell entwickeln möchte, kann an der ESCP auch einen "Master in Sustainability Entrepreneurship and Innovation" belegen.

(Mehr zu MBA-Programmen mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit lesen Sie hier.)

Wachstumsmarkt nachhaltige Weiterbildung

Das sind nur einige Beispiele. In den letzten Jahren sind die Kurse und Initiativen zum Thema Nachhaltigkeit an den Wirtschaftshochschulen regelrecht explodiert – in Deutschland und international. Kein Wunder, denn auch die Nachfrage nach "grünen" Managementskills ist enorm. Laut dem Global Green Skills Report 2023 von LinkedIn sind zwischen Februar 2022 und Februar 2023 die Stellenausschreibungen, die mindestens eine grüne Qualifikation erfordern, weltweit um 22,4 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum kletterte der Anteil grüner Talente im Median aber nur um 12,3 Prozent.

Deshalb haben Arbeitnehmende, die in das Berufsfeld Sustainability Management streben, laut der Studie bisher noch recht gute Karten – und zwar auch ohne explizite Nachhaltigkeitsskills. Das gilt zumindest dann, wenn sie andere relevanten Kompetenzen, etwa in Geschäftsstrategie, Verhandlungsführung oder Projektmanagement mitbringen. Allerdings gibt es Jobprofile, bei denen der Bedarf noch größer ist: bei den technologiegetrieben. Gemäß dem Future of Jobs Report 2023 des World Economic Forum führen Vakanzen mit Schwerpunkt künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen die Nachfrageliste an.

Verknüpfen von Nachhaltigkeit mit Technologiethemen

Als Neuling am Hochschulmarkt tut deshalb die Tomorrow University of Applied Sciences gut daran, den Fokus Nachhaltigkeit mit Technologiethemen und einem hohen Digitalisierungsgrad zu verknüpfen. Sie baut in allen vier Studiengängen auf sechs Kernkompetenzen: kognitive Fähigkeiten (kritisches Denken, Analysefähigkeit und Entscheidungsfähigkeit), technologische Kompetenz, Eigenverantwortung, unternehmerische Denkweise, nachhaltige Denkweise und soziale Intelligenz. Studierende sollen eine individuelle Lernreise durchlaufen und sich dabei stark mit anderen Studierenden und Impulsgebenden vernetzen – darunter bekannte Persönlichkeiten wie Christian Kroll, Gründer und CEO von Ecosia, Verena Pausder, Unternehmerin und Gründerin von Haba Digital, oder Ali Mahlodji, Gründer von Whatchado und Future One.io. Die Lernplattform der Hochschule steht Studierenden als App auf dem Smartphone zur Verfügung, so dass sie damit jederzeit und überall lernen können. Das Studium geht mit einem Orientierungsmodul los, in dem Studierende ihr persönliches Why entdecken, kommunizieren und hinterfragen sollen. Ständiges Feedback und immer neue Challenges – das Studium ist wie eine Gamification-Anwendung konzipiert. In kleinen Klassen – beim Master sind maximal 25 Studierende zugelassen – scheint der hohe Grad an Interaktion und Betreuung gut möglich.

Doch das frische Geld von Investorinnen und Investoren bringt neue Herausforderungen. Nun muss die Tomorrow University wachsen. Bei so manchem neuen Studienangebot ging dies auf Kosten der Qualität der Studieninhalte und der Betreuung von Studierenden. Es wird spannend sein zu beobachten, wie nachhaltig dies der Tomorrow University gelingt. Waren es in der ersten Master-Abschlussklasse 24 Absolvierende, die in Wien zu einer Feier zusammenkamen, müssen es in Zukunft deutlich mehr sein. "Wir werden die Finanzierung nutzen, um unsere technologische Infrastruktur für eine globale Gemeinschaft von über 400 Lernenden zu verbessern und unseren Betrieb zu skalieren, um der wachsenden Nachfrage nach innovativer, zukunftsorientierter Bildung gerecht zu werden", so Christian Rebernik im ToU-Blog. Education Technology gilt schließlich als internationaler Wachstumsmarkt mit Milliardenvolumen.


Dieser Beitrag ist erschienen in neues lernen, Ausgabe 5/2023, das Fachmagazin für Personalentwicklung. Lesen Sie das gesamte Heft auch in der App personalmagazin - neues lernen.


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