Heil kündigt Gesetzentwurf für geförderte Bildungszeit an
Die Bundesregierung und ihre Partner haben am 27. September die weiterentwickelte Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) vorgestellt. Ziel der NWS ist, die Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland zu erhöhen sowie Beschäftigte und Unternehmen angesichts der Transformation der Wirtschaft, des Arbeitsmarktes und der Gesellschaft stärker für Weiterbildung und Qualifizierung zu gewinnen.
Bildungszeit und Bildungsteilzeit
"Wir werden eine neue Bildungszeit und Bildungsteilzeit einführen", sagte Heil. "Beschäftigte können damit ihre Weiterbildung selbst in die Hand nehmen und eigenständig betreiben", erläuterte er. "Sie können auf diesem Weg einen Berufswechsel erreichen oder auch eine besser bezahlte Stelle, beispielsweise wenn sie als gelernte Hotelkauffrau ins Hotelmanagement aufsteigen wollen." Heil kündigte darüber hinaus eine komplette Neuordnung der Instrumente zur Förderung der Weiterbildung durch das geplante Gesetz an.
Das Modell Kurzarbeitergeld
Weiterbildung solle auch verstärkt durch die Bundesagentur für Arbeit gefördert werden können - ähnlich wie beim Kurzarbeitergeld. "Wir werden ein Instrument schaffen, das wir Qualifizierungsgeld nennen", kündigte Heil an. "Es geht dabei um Betriebe, in denen ein größerer Teil der Belegschaft von Transformation betroffen ist, vor allem in Teilen des Maschinenbaus oder auch bei Zeitungsverlagen." Heil erläuterte: "Werden die Mitarbeiter in großem Umfang weitergebildet, wollen wir mit diesem neuen Instrument des Qualifizierungsgelds Unterstützung auch durch die Bundesagentur für Arbeit ermöglichen."
Heil betonte die Bedeutung der Pläne ungeachtet der aktuellen Energiepreiskrise infolge von Russlands Krieg in der Ukraine. "Wir dürfen nicht nur Krisenmanagement machen, wir müssen auch Zukunftsprojekte angehen." Weiterbildung heiße auch, das Land für die Zukunft abzusichern. "Wir brauchen gute Leute, die Häuser dämmen, die Software entwickeln, die Arzneimittel herstellen."
Geringqualifizierte erreichen
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger betonte die Bedeutung der Weiterbildung. "Wir müssen insbesondere diejenigen erreichen, die von veränderten Anforderungen am ehesten betroffen sind, aber am wenigsten darauf vorbereitet sind, und wir müssen ihnen niedrigschwellige Weiterbildungsangebote machen", sagte Dulger.
Laut Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sollen auch Berufsabschlüsse besser nachgeholt werden können - und sogar Lücken beim Lesen, Rechnen und Schreiben sollten am Arbeitsplatz geschlossen werden können.
Arbeitgeber skeptisch
Dulger betonte angesichts von Heils Gesetzesankündigungen aber: "Nicht immer brauchen wir Neues, oft reicht es einfach, die Stellschrauben ein wenig zu justieren." Die neuen Ideen seien noch nicht konkret genug, als dass er dazu Stellung nehmen könnte, sagte Dulger zudem. Allerdings werde der Arbeitgeberverband sich mit dem Ministerium dazu auseinandersetzen. Auch die neue Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, wollte das geplante Gesetz nicht bewerten.
DGB will Kompetenzen upgraden
Anja Piel vom Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds betonte, Weiterbildung sei Voraussetzung dafür, dass die Transformation der Wirtschaft fair und sozial ablaufe. „Je stärker der digitale Fortschritt und der wirtschaftliche Strukturwandel Fahrt aufnimmt, umso mehr hängt die berufliche Zukunft der Beschäftigten davon ab, dass sie ihre Fähigkeiten und ihre Kompetenzen updaten und upgraden können.“
Dabei waren sich Regierung und Sozialpartner einig, dass es schon viel Weiterbildung gebe. Dulger und Piel bemängelten aber eine verwirrende Vielfalt an Angeboten und Fördermöglichkeiten.
Das PDF der Nationalen Weiterbildungsstrategie können Sie hier herunterladen.
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