Erfolgreich virtuell coachen: Grundsätze und Beispiele

In der Coronapandemie waren Face-to-face-Treffen kaum möglich, was zu einem sprunghaften Anstieg virtuell durchgeführter Coachings geführt hat. Doch damit digitale Interventionen den erhofften Nutzen stiften, sind einige wichtige Qualitätskriterien einzuhalten.

Zunächst einmal ist zu klären, was genau unter "Digitales Coaching" zu verstehen ist: Digitales Coaching, oft auch als E-Coaching oder Online-Coaching bezeichnet, ist eine Form des Coachings, die moderne Technologien zur Kommunikation und Interaktion zwischen Coach und Klienten nutzt. Im Gegensatz zum traditionellen persönlichen Coaching findet der Austausch zwischen Coach und Coachee über verschiedene Medien und Plattformen statt, einschließlich E-Mail, Video-Konferenzen, spezielle Apps oder sogar Instant Messaging.

Virtuelle Coachingangebote: Vorteile

Digital zu coachen eröffnet neue Möglichkeiten zur Ausgestaltung des Coaching-Prozesses. Daher sollten Coaches beim Umstieg in die digitale Welt nicht einfach alle Schritte eins zu eins aus der analogen Welt in die digitale übertragen, sondern sich die Frage stellen: "Was kann und will ich jetzt anders machen?"

Nachfolgend einige Vorschläge, wie sich die Vorteile von digitalen Coachingprozessen nutzen lassen:

  • Ortsunabhängige Coachings: Digitales Coaching kann von überall auf der Welt zu praktisch jeder Zeit durchgeführt werden. Dadurch können Klienten mit einem vollen Terminkalender, die in abgelegenen Gebieten leben oder aus anderen Gründen nicht persönlich an Coaching-Sitzungen teilnehmen können, trotzdem davon profitieren.
      
  • Kürzere und dafür häufigere Coachingsitzungen: Die Anfahrt zum Coaching entfällt – das spart zeitliche Ressourcen und ermöglicht unter anderem häufigere Treffen.
      
  • Spontane "Blitzlichter": Möglich werden zum Beispiel Gespräche direkt nach einem wichtigen Ereignis oder inhaltlichem Durchbruch.
      
  • Intensivere Nutzung von Informationen, Medien und digitalen Dokumenten (zum Beispiel aus dem Internet), die schnell und einfach jederzeit abgerufen und gemeinsam betrachtet werden können.
       
  • Nutzung von digitalen Analyseverfahren (zum Beispiel Persönlichkeitstests) als Grundlage der Gespräche, deren Ergebnisse gemeinsam digital bearbeitet werden können.
      
  • Anonymisierte Gesprächsprozesse: Online-Plattformen bieten die Möglichkeit anonymisierter Gespräche. Dies kann dazu führen, dass sich einige Klienten sicherer fühlen und offener über ihre Herausforderungen sprechen.

Dokumentation der Coachingergebnisse und Fortschritte: Im digitalen Coaching sind oft eingebaute Tools für die Dokumentation und Nachverfolgung von Fortschritten verfügbar, was den Überblick über den Coaching-Prozess erleichtern kann.

Natürlich gibt es auch Herausforderungen und potenzielle Nachteile von Online-Coachings, wie technische Schwierigkeiten, Sicherheits- und Datenschutzbedenken sowie die Möglichkeit, dass bestimmte nonverbale Kommunikationssignale in einem Online-Format verloren gehen. Sind sich Coach und Coachee dieser Gefahren bewusst, können sie  bei umsichtiger Umsetzung digitaler Coachingangebote umgangen werden.

Ausgangspunkt: Die Haltung zum digitalen Coaching

Wie können also erfolgreiche Online-Coachings gelingen? Zunächst einmal ist es wichtig, dass sich Coachs mit dem neuen Medium zur Durchführung der Gespräche vertraut machen und versuchen, noch bestehende Zweifel an der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Online-Coachings zu überwinden. Der Stand der Forschung in diesem Gebiet zeigt recht eindeutig, dass gut umgesetzte Online-Coachingprozesse ihren persönlich durchgeführten Pendants bezüglich der Wirksamkeit in nichts nachstehen. Nachzulesen ist dies vor allem in den Forschungsarbeiten von Prof. David Ebert und Kollegen.

Dieser Aspekt ist von Bedeutung, da die Coaching-Klienten es bewusst oder unbewusst wahrnehmen werden, wenn Coaches nicht wirklich vom digitalen Coachen überzeugt sind, sondern dies nur als zweitklassige Substitution persönlich durchgeführter Gespräche betrachten. Da die Wirksamkeit von Coaching (egal, ob digital oder persönlich) stark von der Beziehung zwischen Coach und Coachee, der spezifischen Methodik und dem Engagement der Klienten abhängt, sind viele der wichtigsten Erfolgsfaktoren eines Coachings sowieso eher bei den handelnden Akteuren als dem genutzten Medium verortet.

Tipps für erfolgreiche Online-Coachings

Nachfolgend noch einige Hinweise, die bei der Umsetzung virtueller Gesprächsprozesse hilfreich sein können:

1. Verwendung passender Plattformen und Tools: Schon mit den momentan gängigsten Videokonferenz-Tools können digitale Coachings gelingen, da diese Instrumente inzwischen eine Fülle verschiedener Funktionen anbieten, die für digitale Gesprächsprozesse nützlich sind (zum Beispiel Video, Chat, Bildschirm teilen, Dateien austauschen). Coaches sollten Plattformen und Tools wählen, die sicher, zuverlässig und einfach zu bedienen sind. Dabei ist sicherzustellen, dass sowohl Coach als auch Coachee mit der Technologie vertraut sind und über eine stabile Internetverbindung verfügen.

2. Schaffen einer sicheren Umgebung: Datenschutz und Vertraulichkeit sind wichtige Aspekte des Coachings. Coaches müssen sicherstellen, dass ihre gewählte Technologieplattform die notwendige Sicherheit und Verschlüsselung bietet. Klienten müssen über den Datenschutz aufgeklärt werden, damit sie wissen, wie ihre Daten geschützt werden.

3. Interaktive Gestaltung des Coachings: Um das Coaching so interaktiv wie möglich zu gestalten gibt es zahlreiche Tools. Dies können Umfragen, interaktive Whiteboards oder Aufgaben-Management-Tools sein.

4. Angebot der kontinuierlichen Unterstützung: Wie eingangs beschrieben bietet digitales Coaching die Möglichkeit, Coaching auch außerhalb der Sitzungen umzusetzen. Coaches sollten darum E-Mail, Messaging oder andere Plattformen nutzen, um Klienten Ressourcen zukommen zu lassen, Fortschritte zu überwachen oder zusätzliche Unterstützung zu bieten.

5. Nutzung digitaler Analyse- und Evaluationsinstrumente: Mit einigen digitalen Tools lassen sich die Fortschritte der Klienten überwachen, der oder die Coach kann Feedback einholen beziehungsweise geben oder Veränderungen zum Beispiel im Verhalten der Coachees empirisch erfassen. Dies kann durch den Einsatz von Evaluationsbögen, Leistungsmetriken, Selbsteinschätzungen und Persönlichkeitstests geschehen.

Praxisbeispiel: Schaffen eines digitalen Coaching-Raums

Abschließend noch ein konkretes Beispiel aus der Praxis: Ein Coach, der sich auf digitale Coachingangebote spezialisiert hat, wollte seinen Klienten etwas wirklich Neues anbieten, statt im Coaching einfach nur das Medium zu wechseln. Er kombiniert daher die oben beschriebenen technischen Plattformen und Tools miteinander, um die technischen Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Im Ergebnis schafft er einen virtuellen Coaching-Raum, …

  • der über ein unbegrenztes Archiv an Informationen verfügt,
  •  in dem alle Ergebnisse der Coachings abgespeichert werden können und den seine Klienten auch jederzeit ohne ihn betreten können, um sich die Ergebnisse anzuschauen,
  • mit dem der Klient selbstständig kommunizieren kann, zum Beispiel um seine Fortschritte zu tracken,
  • der es möglich macht, von überall und jederzeit zu coachen und
  • der einen riesigen Werkzeugkoffer mit allen gängigen Coachingmethoden für den Coach bereit hält.


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