Die Digitalisierung verändert Inhalte und Formate in der Weiterbildung. Doch wie sieht es mit den Geschäftsmodellen der Weiterbildungsanbieter aus? Die vier Anbieter beim "Zukunftstalk Weiterbildung 2018" Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft, Frankfurt School of Finance & Management, IME Institut für Management-Entwicklung und Integrata entwarfen ihre Visionen der Zukunft.


Stimmen Ihre Geschäftsmodelle noch?

Dr. Philipp von Randow: Über das Geschäftsmodell der Akademien kann ich nicht viel sagen. Wir sehen als international akkreditierte Business School Veränderungen am Markt. Damit meine ich nicht nur die neuen E-Learning-Anbieter und -Plattformen, sondern alle Weiterbildungsangebote, wie sie mittlerweile auch „Professional services firms“, zum Beispiel Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften oder Headhunter offerieren. Solche Player bieten oft kostengünstige Weiterbildungen an, um auf diesem Weg Neukunden für ihr gewinnbringendes „Hauptgeschäft“ zu akquirieren. Gleiches gilt für thematisch fokussierte Spezialanbieter – etwa zum Thema „Verkaufen“ oder „Verhandlung“. Hier dient das Fortbildungsangebot zur übrigen Geschäftsentwicklung. Unser Modell ist anders: Wir verbinden unsere Erfahrung in der Executive Education mit unserer Stärke in der Forschung.

Lucia Sauer Al-Subaey: Solche Angriffe auf das Geschäftsmodell der Akademien zeichnen sich aber oft dadurch aus, dass „nur“ Standard-Weiterbildungen geboten werden. Aber unsere Kunden haben ganz diverse Qualifizierungsbedarfe. Ich beobachte, dass wir viel öfter als früher einen Nerv treffen, wenn wir individuelle Weiterbildungskonzepte anbieten, die mit der Personalabteilung und ausgewählten Führungskräften entwickelt werden. Wenn wir sagen können, wir haben für ihr Unternehmen und dessen Kultur etwas maßgeschneidert, dann sind Wettbewerber, die nur preisgünstig sind, einfach nicht mehr attraktiv, denn nachhaltig sind sie nicht.

Marion Schopen: Um unser Geschäftsmodell up to date zu halten, kooperieren wir je nach Bedarf mit externen Partnern zum Beispiel aus dem Bereich des E-Learnings, weil wir uns so schnell an die spezifischen Bedarfe eines Kunden anpassen können. So war es uns möglich, frühzeitig fundierte Seminare anzubieten, in denen eine agile Arbeitsweise trainiert wurde. Teil unseres Geschäftsmodells ist aber auch, dazu überzugehen, wieder mehr Trainer in Festanstellung zu beschäftigen. So können wir die Trainer gezielt einsetzen, im Team leichter innovative Konzepte entwickeln und flexibler auf Kundenwünsche wie zum Beispiel  dem Wunsch nach Kurzformaten reagieren.

Hartmut Jöhnk: Eine große Veränderung unseres Geschäftsmodells fand vor einigen Jahren statt. Als ursprünglicher IT-Trainingsspezialist sind wir eine Partnerschaft mit einem großen, französischen Anbieter von Führungsseminaren eingegangen. So kam es, dass wir im Laufe der Zeit in vielen großen Konzernen mit unseren Präsenztrainings in die Entwicklung der Führungskräfte eingebunden wurden. Unser Geschäftsmodell baut auf Präsenzseminare auf. Wir können uns jetzt die Frage stellen, ob es in Zukunft noch die persönliche Begegnung zum Lernen braucht. Davon gehen wir stark aus – zumindest am Anfang eines Lernprozesses. 
Ich denke aber auch, dass wir nach einem Seminar ein Weiterlernen über virtuelle Klassenräume organisieren sollten. Wir haben die Möglichkeit, gut gemachte Online-Lernprozesse in Gang zu setzen. Dabei müssten aber auch alle Präsenztrainer mitmachen. Eigentlich sollten wir nicht nur über neue Geschäftsmodelle nachdenken, sondern auch über neue Berufsbilder für Trainer.

Dr. Philipp von Randow: Unser Vorteil als Business School ist hier: Forschungsstärke mit höchstem Praxisbezug. Das bieten die neuen Wettbewerber nicht. Unsere Kunden wollen nicht mit Modethemen unterhalten werden, sondern verlassen sich darauf, dass wir evidenzbasierte Managementmethoden und Impulse vermitteln. Und natürlich ist es auch Teil unseres Geschäftsmodells, dass wir die Art und Weise unserer Weiterbildung sehr genau an die verschiedenen Zielgruppen anpassen. Im Management kommen besonders gut Formate an, die einen mit anderen Kollegen zusammenbringen und in denen man sich – im offenen Gespräch, aber im „geschützten Raum“ – mit Gleichgesinnten aus anderen Unternehmen austauschen kann. Präsenz wird hier auch weiterhin eine große Rolle spielen. Solche Formate sollten am besten außerhalb des Alltags im Unternehmen organisiert werden. Ganz problemlos werden WBTs und im Anschluss daran auch Präsenzkurse gebucht, wenn Manager eine Hierarchiestufe höher steigen oder sich in einen neuen Aufgabenbereich einarbeiten müssen – wenn sie zum Beispiel zum ersten Mal eine Geschäftsführerposition übernehmen. Ansonsten müssen wir bei der Gestaltung der Formate darauf Rücksicht nehmen, dass Managerinnen und Manager wenig Zeit haben, sich weiterzubilden.


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