Warum Talentmanagement das Mega-HR-Thema ist

Talente finden, fördern, binden – dieser Dreiklang birgt viele Zwischentöne und sorgt auch für Missklänge in Unternehmen. Talentmanagement-Experte Martin Claßen gibt in seiner Kolumne Ein- und Ausblicke in die Talentwelt. Heute: Warum Talentmanagement so wichtig für Unternehmen ist.

Talentmanagement ist das dominierende Thema im Personalmanagement. Das sieht man im alternden Japan bei der Yakuza, die dortige Mafia, die wegen Nachwuchssorgen eine achtseitige Broschüre als "Employer of Choice" auflegt, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Das sieht man auch, wenn in meiner badischen Heimat die Winzergenossenschaften seit Jahren keine Weinprinzessinnen mehr finden, wie die lokale Zeitung aufzeigt. Und das sieht man, wenn in vielen Unternehmen die knappen Experten lieber an ihrer Karriere als am "Profitable Growth" der Firma basteln.

Warum ist das so?

Derzeit gibt es mehr als sieben Milliarden Erdenbürger. Das ist viel. Selbst der weltweit größte Arbeitgeber Wal-Mart mit unfassbaren 2.100.000 Mitarbeitern beschäftigt gerade einmal 0,03 Prozent der Menschheit. Das ist nicht viel. Bei allen anderen Firmen ist es noch deutlich weniger.

Zudem sind viele Unternehmen schon aktiv, um weiterhin genügend Fachkräfte für sich zu gewinnen. Unter dem Megabegriff "Talentmanagement" haben sie mannigfaltige Aktivitäten begonnen, um ihre Bekanntheit und Beliebtheit zu steigern sowie bei der Einstiegs- und Bleibeentscheidung kräftig zu punkten.

Wo ist also das Problem?

Eigentlich, ja eigentlich müsste es für attraktiv dargestellte Unternehmen weiterhin ein Leichtes sein, aus einer großen Schar an exzellenten Bewerbern die am besten Geeigneten mit Sorgfalt und Bedacht auszuwählen. Eben das alte Spiel, das bei den sehr bekannten und sehr beliebten Unternehmen immer noch funktioniert – vorausgesetzt Schein und Sein stimmen weitgehend überein.

Welche Trends gibt es?

Doch die Spielregeln im Arbeitsmarkt haben sich für die allermeisten Firmen geändert. Über dem Talentmanagement schweben vier Mega-Trends:

  1. Demografieentwicklung: Es gibt weniger Quantität und Qualität in Engpassbereichen, sei es Funktion, Kompetenz, Engagement oder Geografie.

  2. Einstellungswandel: Die Haltung zur Arbeit und Karriere in der Generation Y sowie inzwischen auch bei vielen Älteren verändert sich.
  3. Kostenoptimierung: Der Wettbewerbsdruck limitiert die Spielräume für das an und für sich Erforderliche, insbesondere bei Veränderungsprozessen mit Krisencharakter.
  4. Führungsprobleme: Der erstklassige Vorgesetzte als wichtigster Faktor bei fast allen Stellschrauben im Talentmanagement bleibt weiterhin eine Ausnahmeerscheinung.

Die ersten zwei Entwicklungen sind für Unternehmen quasi Naturgewalten. Nummer drei und vier – stabile Budgettöpfe und Leadership Management – liegen zwar prinzipiell in der Gestaltungsdomäne von Unternehmen, dort aber meist noch im Argen.

Wie geht es weiter?

Dieser Talentmanagement-Kolumne, die hier und heute startet, werden ihre Themen also nicht schnell ausgehen ...

Martin Claßen hat 2010 das Beratungsunternehmen People Consulting gegründet. Talentmanagement gehört zu einem seiner fünf Fokusbereiche in der HR-Beratung.